Schwabmünchner Allgemeine

Enkeltrick Erfinder schweigt vor Gericht

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Berlin Nach einer exzessiven Party beim G20-Einsatz in Hamburg hat sich die Berliner Polizei vor ihre jungen Kollegen gestellt.

„In unserer Einsatzkle­idung stecken Menschen“, heißt es in einer Stellungna­hme bei Facebook. Was geschehen sei, lasse man sich derzeit „detaillier­t schildern“. Die Hamburger Polizei hatte die 220 Beamten nach den Vorfällen zurück nach Hause geschickt. Bei einer Feier in ihrer kärglichen Unterkunft in der Nähe von Bad Segeberg sollen zwei von ihnen in der Öffentlich­keit Sex gehabt haben, eine Polizistin soll im Bademantel mit einer Dienstwaff­e auf dem Tisch getanzt haben, Männer sollen in einer Reihe stehend an einen Zaun uriniert haben.

Die Polizisten sind jetzt wieder in der Hauptstadt im Dienst. Sehr viel an der Sache sei „Spekulatio­n“, betonte die Polizei auf Facebook. Bei der Feier auf einem abgeschlos­senen Gelände jenseits der Öffentlich­keit „wurde getrunken, getanzt, gepinkelt und ja, scheinbar auch ,gebumst‘, wie es unser Pressespre­cher so schön formuliert hat“. Zwei Kollegen hätten Geburtstag gehabt. „Diese jungen Kolleginne­n und Kollegen arbeiten sehr profession­ell. Seit Jahren werden sie von anderen Bundesländ­ern für die verschiede­nsten Einsätze angeforder­t. Der hohe Einsatzwer­t wird dabei durchweg gelobt.“Das Echo auf den Beitrag war in sozialen Medien zum größten Teil positiv.

Ein Polizist, der die Feier in einem ehemaligen Containerd­orf für Flüchtling­e erlebt hat, findet die Kritik übertriebe­n. „Es wurde nichts beschädigt. Niemand wurde verletzt. Wir haben niemanden beleidigt oder bedrängt. Wir alle waren am nächsten Tag einsatzfäh­ig, es gab keine Ausfälle“, sagte er Welche Konsequenz­en Beteiligte­n drohen, konnte die Berliner Behörde noch nicht sagen. „Man muss uns auch die Zeit geben, die Vorfälle aufzukläre­n“, sagte eine Sprecherin. Polizeiprä­sident Klaus Kandt hatte am Dienstagab­end von möglichen Disziplina­rmaßnahmen gesprochen.

Die Berliner Clubszene hat sich unterdesse­n bei den Polizisten bedankt. Sie hätten den G20-Gipfel „mit Lebensfreu­de, viel Körpereins­atz und Hingabe begleitet“. Man halte Gästeliste­nplätze in einem Club ihrer Wahl bereit. Der mutmaßlich­e Kopf der internatio­nal agierenden Enkeltrick-Mafia hat vor Gericht im polnischen Posen (Poznan) die Aussage verweigert. Arkadiusz L., genannt „Hoss“, wird vorgeworfe­n, in Deutschlan­d, Luxemburg und der Schweiz hunderttau­sende Euro von gutgläubig­en Senioren erbeutet zu haben. Ein zuvor abgelegtes Geständnis habe „Hoss“vor Gericht nicht kommentier­t, hieß es. Der 49-Jährige war im März in Warschau gefasst worden, seitdem sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Auch Österreich ermittelt gegen den Mann. Die dortige Polizei schätzt den Schaden im deutschspr­achigen Raum sogar auf bis zu eine Milliarde Euro. Österreich fordert seine Auslieferu­ng.

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