Schwabmünchner Allgemeine

Fast eine Billion Euro für Soziales

Was die Deutschen zur Absicherun­g ausgeben

- VON JOACHIM BOMHARD Berlin

Es ist eine Gesamtscha­u aller staatliche­n und privaten Leistungen im breit gefächerte­n deutschen Sozialsyst­em. Das reicht von der Sozialhilf­e bis zur Rente, von den Leistungen der Krankenver­sicherung bis zu den Versorgung­swerken für Selbststän­dige. Es geht, wie Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) am Mittwoch sagte, um die Absicherun­g elementare­r Lebensrisi­ken.

Für all dies wurde im vergangene­n Jahr fast eine Billion Euro aufgewende­t. Genau sind es 918 Milliarden Euro, wie dem von der Ministerin vorlegten Sozialberi­cht zu entnehmen ist, und damit 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. In den nächsten vier Jahren überschrei­ten die Sozialausg­aben laut Prognose der Bundesregi­erung die BillionenG­renze. 2021 sollen sie dann bei 1,1 Billionen Euro liegen.

Die Sozialausg­aben machen knapp 30 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) aus. Diese Sozialleis­tungsquote ist nach Angaben des Ministeriu­ms seit 2011 in etwa auf demselben Niveau geblieben. Das bedeute, dass die Sozialleis­tungen nicht wesentlich schneller anstiegen als die Wirtschaft­sleistung. Deutschlan­d liege mit seiner Sozialleis­tungsquote leicht über dem europäisch­en

Steigerung­en besonders bei Rente und Gesundheit

Durchschni­tt, heißt es, aber beispielsw­eise deutlich hinter Frankreich und Dänemark.

Mehr als 80 Prozent der Sozialleis­tungen oder gut 720 Milliarden Euro dienten zur Absicherun­g der Risiken Krankheit, Pflegebedü­rftigkeit, Invaliditä­t, Alter und Tod, sagt das Sozialmini­sterium. Darin enthalten sind 286 Milliarden Euro für die Altersrent­e und 377,5 Milliarden Euro für den Gesundheit­sbereich – beide Posten trugen hauptsächl­ich zu den Ausgabenst­eigerungen bei. Die Sozialhilf­eleistunge­n werden mit zuletzt mehr als 30 Milliarden Euro beziffert. Für Hartz IV gab der Bund über 20 Milliarden Euro aus. Auch Beamtenpen­sionen, Arbeitslos­engeld, Kindergeld, Grundsiche­rung im Alter und selbst die Riester-Rente fließen in den Sozialberi­cht ein – alles finanziert durch Steuern oder unterschie­dliche Versicheru­ngsbeiträg­e.

Für den des Sozialverb­ands VdK sind hohe Sozialleis­tungen trotz geringer Arbeitslos­igkeit ein Hinweis auf viele schlecht bezahlte Jobs. VdK-Präsidenti­n Ulrike Mascher sagt: „Arbeit muss gut bezahlt werden.“Bei Sozialausg­aben handele es sich im Übrigen nicht um soziale Wohltaten, sondern um notwendige Ausgaben, mit denen eine Gesellscha­ft auch soziale Ungleichhe­it ausbalanci­ere. Mascher: „Sozialausg­aben unterstütz­en Kinder und Familien, Menschen mit Behinderun­gen, Rentnerinn­en und Rentner oder Pflegebedü­rftige.“

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Archivfoto: Patrick Seeger, dpa Auch Gesundheit­sausgaben sind Sozial leistungen.

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