Schwabmünchner Allgemeine

Fahrraddie­be haben Hochsaison

Im Sommer werden in Augsburg oft besonders viele Fahrräder gestohlen. In den vergangene­n Wochen kam es zu regelrecht­en Serien. Was Polizei und Fahrradclu­b ADFC raten

- VON JAN KANDZORA

Der Film „Fahrraddie­be“ist ein echter Klassiker. Ein Mann lebt im Italien der Nachkriegs­zeit in Armut, bekommt Arbeit, braucht dafür ein Fahrrad, das man ihm stiehlt, und wird aus Verzweiflu­ng schließlic­h selbst zum Fahrraddie­b. Nun ist Augsburg, allen Beteuerung­en zum Trotz, nicht Italien, schon gar nicht Nachkriegs­italien. Und wenn hier ein Fahrrad gestohlen wird, hat das meist wohl eher nichts mit einer sozialen Notlage zu tun.

Oft nämlich schlagen Diebe schlicht bei günstiger Gelegenhei­t zu, wie Polizeispr­echer Siegfried Hartmann sagt. Sie stehlen ein Rad, das nicht abgeschlos­sen oder nur schlecht gesichert ist, fahren zu ihrem Zielort und schmeißen es dann an den Straßenran­d oder ins Gebüsch. Im Sommer, wenn viele Radler unterwegs sind, erhöht sich auch die Zahl der Fahrraddie­bstähle, und in den vergangene­n Wochen gab es in Augsburg regelrecht­e Serien. So wurden in der vergangene­n Woche 15 Fahrräder im Hochfeld gestohlen, teilweise sogar aus Kellern. Größtentei­ls, heißt es von der Polizei, standen die Räder jedoch vor den Wohnungen ihrer Besitzer und waren abgesperrt.

Acht weitere Fahrräder stahlen Diebe im selben Zeitraum im angrenzend­en Bereich um Gögginger Straße, Friedrich-Ebert-Straße und Bergiusstr­aße. Die Räder, heißt es von der Polizei, seien im „mittleren bis niedrigere­n“Preissegme­nt angesiedel­t gewesen. Angesichts der Zahl der Diebstähle in dem Bereich sei nicht auszuschli­eßen, dass die Taten organisier­t seien oder im Zusammenha­ng stehen. Es kann aber auch anders sein.

Vor zwei Wochen wurden insgesamt neun gestohlene Fahrräder innerhalb von drei Tagen gemeldet, alles Fälle in Lechhausen. Unter dem Diebesgut befand sich in dem Fall auch ein teures Rad im Wert von über 2000 Euro. Damals teilte die Polizei mit, dass die Fahrräder möglicherw­eise gezielt gestohlen und mit einem Kleintrans­porter ein- gesammelt wurden. Auch das könnte auf organisier­te Strukturen hinweisen. Gewissheit gäbe es erst, sollten die Täter gefasst werden.

Und das ist keine ganz leichte Aufgabe. Im Schnitt werden in Augsburg etwa drei Räder täglich geklaut; der Juli ist einer der Monate, in denen am meisten passiert. 130 Delikte zählte die Polizei vergangene­s Jahr in dem Monat, 125 im Juli dieses Jahres. Seit Jahren bleiben im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord etwa 80 bis 90 Prozent der Fahrraddie­bstähle ungeklärt, bundesweit liegen die Zahlen auf ähnlichem Niveau. Viele Delikte werden wiederum gar nicht erst angezeigt, die Dunkelziff­er ist hoch.

János Korda vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Augsburg hat es neulich auch erwischt. Vor zwei Wochen, berichtet er, stellte er sein Fahrrad am Hauptbahnh­of in München ab. Eine „uralte Mühle“, die er schon seit 20 Jahren benutzt. Ein Rad, das schon damals nicht mehr neu war. Wer klaut so ein Rad? Nun, jemand tat es. Am Abend stellte es Korda ab. „Am nächsten Morgen war das Schloss noch da, aber das Fahrrad weg.“Der finanziell­e Verlust sei gering, tragisch sei die Sache nicht. Unnötig dennoch. Anders als am Hauptbahnh­of in Augsburg, sagt Korda, gebe es in München keine Radstation, wo Fahrräder sicher abgestellt werden könnten.

Die Polizei empfiehlt vor allem eines, um Fahrräder vor Diebstähle­n zu schützen: ein gutes Schloss. Etwa stabile Bügelschlö­sser und Panzerkabe­l, wie Sprecher Siegfried Hartmann sagt. Zudem solle man sein Fahrrad so an einem Gegenstand befestigen, dass es nicht einfach weggetrage­n werden kann. Laut Hartmann sollte man bis zu zehn Prozent des Radpreises in das passende Schloss investiere­n. Zudem rät die Polizei, gerade wertvoller­e Räder mit einer eigenen Nummer codieren zu lassen.

Ähnliche Tipps gibt auch János Korda vom ADFC. Ob sich eine Versicheru­ng fürs Fahrrad lohnt, müsse man hingegen prüfen, sagt er. Diese seien oft nämlich nicht ganz günstig.

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Symbolfoto: Silvio Wyszengrad In Augsburg werden jeden Tag im Schnitt etwa drei Fahrräder gestohlen.

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