Schwabmünchner Allgemeine

Allgäuer Bäcker halten zusammen

24 Betriebe haben einen Verein gegründet. Sie setzen damit auf traditione­lle Rezepte, möglichst viele Zutaten aus der Region und faire Arbeitsbed­ingungen

- VON MICHAEL MUNKLER Kempten

Da stehen sie in ihren weißen Jacken und sagen selbstbewu­sst: „Wir backen für unsere Heimat“. In Kempten sind gestern Bäcker aus der Region zusammen mit der Allgäu GmbH an die Öffentlich­keit gegangen und haben ihren neu gegründete­n Verein „Der Allgäuer Bäcker“vorgestell­t. Inzwischen gibt es 24 Mitglieder.

Die Qualitätsk­riterien wurden zusammen mit der Allgäu GmbH entwickelt. Die Bäcker seien die ersten Handwerker, die sich unter dem Dach des Allgäu-Logos zusammenge­schlossen haben, sagte Christian Gabler, Markenmana­ger bei der Allgäu GmbH. Soweit möglich, wollen die Allgäuer Bäcker ihre Zutaten aus der Region oder der näheren Umgebung beziehen.

Man verpflicht­e sich, ökologisch und nachhaltig zu arbeiten, heißt es in den Qualitätsk­riterien, deren Einhaltung in den einzelnen Mitgliedsb­etrieben von der Allgäu GmbH oder von externen Gutachtern überprüft wird. Eng arbeite man auch mit zwei Mühlen in der Region zusammen: mit der Weiss- achmühle in Oberstaufe­n und der Vogtmühle in Illertisse­n.

„Wir wollen das Kulturgut Brot erhalten“, sagt Karlheinz Härle aus dem Oberallgäu­er Blaichach, der im Vorstand des neuen Vereins sitzt. Denn dieses Kulturgut ist gefährdet. „Jeden Tag stirbt in Deutschlan­d ein Bäcker“, sagt Innungs-Obermeiste­r Erwin Weber aus Frauenzell (Oberallgäu). Will heißen: Täglich macht irgendwo in der Republik eine Backstube zu. Bereits jetzt gebe es Regionen, in denen kein handwerkli­cher Backbetrie­b mehr zu finden ist. Brot und Semmeln gibt es nur noch bei Filialen großer Ketten oder bei Discounter­n. Diese verarbeite­n zumeist Industrie-Teiglinge, während handwerkli­che Bäcker den Teig selbst herstellen.

Dass Bäcker vor Ort ihre Waren herstellen, werde auch von Gästen im Allgäu geschätzt, sagt Gabler von der Allgäu GmbH. In der Region ist die Struktur noch vergleichs­weise gesund. Immerhin gebe es im bayerische­n und württember­gischen Allgäu noch 150 eigenständ­ige Bäckereien, sagt Obermeiste­r und Vereinsche­f Weber. Diese Betriebe garantiert­en ein breites Spektrum an Backwaren, Abwechslun­g und geschmackl­icher Vielfalt. Verbrauche­r finden die Mitgliedsb­etriebe im Internet. Zudem werben die Bäckereien mit Plakaten und eigenen Tüten. Motto: „Allgäuer Bäcker – Wir backen für unsere Heimat“.

Zu den Qualitätsk­riterien der im Verein zusammenge­schlossene­n Bäckereien gehört auch die Aus- und Weiterbild­ung. Freiwillig zahlen die Mitgliedsb­etriebe Auszubilde­nden 15 bis 20 Prozent mehr als üblich. Die Allgäuer Bäcker haben sich auf einheitlic­he Ausbildung­svergütung­en geeinigt. Zudem wollen sie zur Integratio­n von Flüchtling­en beitragen, indem sie ihnen Ausbildung­soder Arbeitsste­llen zur Verfügung stellen. Die ersten Flüchtling­e hätten in diesem Sommer schon ihre Abschlussp­rüfungen gehabt.

Ein Zusammensc­hluss wie der regionale Bäckervere­in sei deutschlan­dweit einzigarti­g, heißt es von der Allgäu GmbH. Gefördert wurde das Projekt vom bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­terium und aus Töpfen des europäisch­en Landwirtsc­haftsfonds. Statistisc­h gesehen isst jeder Allgäuer im Schnitt über 80 Kilogramm Backwaren pro Jahr.

 ?? Foto: Jan Woitas, dpa ?? Gesunde Strukturen: 150 eigenständ­ige Bäckereien gibt es allein im bayerische­n und württember­gischen Allgäu.
Foto: Jan Woitas, dpa Gesunde Strukturen: 150 eigenständ­ige Bäckereien gibt es allein im bayerische­n und württember­gischen Allgäu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany