Von Graben aus die Rockszene erobert
Der Gitarrist Paul Vincent Gunia spielte mit fast allen, die Rang und Namen haben
Eigentlich stammt er aus Nordrhein-Westfalen, verbunden war er aber sein Leben lang mit Schwaben, mit dem württembergischen ebenso wie mit dem bayerischen. Der international gefeierte Rockmusiker Paul Vincent Gunia wurde 1950 in Bergheim an der Erft geboren und war das Opfer eines Herzinfarkts, dem er viel zu früh am 25. Oktober letzten Jahres an seinem Wohnort Graben auf dem Lechfeld erlag.
Gleich nach dem Abitur zog es ihn nach Süden. Gestartet ist er in der Münchner Musikszene der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts, wo er sich rasch einen Namen als begabter Komponist und Gitarrist machte. Heute liest sich die lange Reihe der internationalen Künstler, mit denen er zusammenarbeitete, wie das Who is Who der zeitgenössischen Schlager- und Rockmusik: Ammon Düül, Klaus Doldinger, Udo Lindenberg – für den er komponierte –, Peter Maffay, Peter Alexander, Stefan Waggershausen, Katja Ebstein, Nicole, Joy Fleming, Mireille Mathieu, Gianna Nannini, Sting, Eric Burdon, Freddy Mercury und viele mehr. Ab 1975 war Paul Vincent, wie er sich im Beruf nannte, Partner des Schwaben-Rock-Begründers Wolle Kriwanek aus Württemberg.
Im bayerischen Schwaben fand er seinen Lebensmittelpunkt in Graben, wo auch der Sitz seines Verlags Luxus Musik ist, in dem diverse Bands vermarktet werden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit galt der Komposition von Filmmusik. Dazu gehören Tatort-Folgen ebenso wie weitere bekannte TV-Serien, etwa alle Folgen der Staffeln „In aller Freundschaft“. Aber auch die Musik von Kinofilmen entstammt seiner Feder: „African Timber“, „Der Schneemann“und „Die Sturzflieger“. Schriftstellerisch betätigte sich der Musiker auch, etwa als Autor des Rock Guitar Buchs sowie als Kolumnist der Zeitschrift Sound Check.
Verheiratet war Paul Vincent mit der Autorin Mono Gunia, die unter dem Pseudonym Jemima mit der Band Drosselbart ein Album herausbrachte. Beide haben einen Sohn Oliver, der mit dem Vater musikalisch zusammenarbeitete.
In der war einmal von Paul Vincent als einem Künstler der zweiten Reihe die Rede – dass dies nicht abwertend gemeint war, beweist die Unterzeile: „Ein Künstler, der alles kann – nun muss es leider konnte heißen.“
Süddeutschen Zeitung
SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE