Überlegen überleben
Abenteuerlich, was sich die Journal-Redaktion für ihren „Survival-Sommer“ausgedacht hat: Da werden Journalisten in der „Wildnis“ausgesetzt, ohne Nahrung, Geld und Handy. Manche würden dies kaum überleben – vor allem ohne Handy. Im Ernst: Stellen wir uns mal die/der Frage, was wir wirklich zum (Über-)Leben brauchen. Abraham Maslow, Mitbegründer der Humanistischen Psychologie, stellte einst das Nötigste in einer „Bedürfnispyramide“dar. Ihr Fundament bilden körperliche Grundbedürfnisse: Wir müssen atmen, essen, trinken, schlafen und uns wärmen können. Doch auch Geist und Seele fordern ihr Recht. Wir haben Sicherheitsbedürfnisse, den Wunsch nach einem Dach über dem Kopf, einer gewissen Ordnung im Leben und Schutz vor Gefahren. Soziale Bedürfnisse schüren unser Verlangen nach Freundschaft, Liebe, Fürsorge und Gemeinschaft. Befriedigt werden wollen aber auch Individualbedürfnisse, das Streben nach Erfolg und Freiheit sowie der Wunsch nach Wertschätzung und Akzeptanz. An höchster Stelle stand für Maslow die Selbstverwirklichung, das Ansinnen, das eigene Potenzial auszuschöpfen, um zu werden, was einem „anlagebedingt“möglich ist. Später erweiterte er sein Modell um eine Stufe: die der Transzendenz, der Suche nach einer höheren Macht, nach Gott. Auch danach hungert unsere Seele: daran glauben zu können, dass Gott uns gewollt und ins Leben gerufen hat; dass (somit) jeder Mensch eine unverbrüchliche Würde hat; dass wir nie von allen guten Geistern verlassen, sondern stets von guten Mächten treu umgeben sind; dass uns Gott auch durch schwere Zeiten hindurchführt, selbst noch da einen neuen Anfang schafft, wo wir das Ende sehen. Dieser Glaube mag uns davor schützen, innerlich zu verhungern – selbst wenn sich andere Bedürfnisse nicht erfüllen lassen. Sich darüber klar(er) zu werden, was wir zum Überleben oder zumindest für ein sinnerfülltes Leben brauchen, lässt sich als „Survival-Training“nicht nur in der Wildnis üben.