Schwabmünchner Allgemeine

Überlegen überleben

- VON EVANG. LUTH. PFARRER KLAUS HAIMBÖCK, WALLERSTEI­N

Abenteuerl­ich, was sich die Journal-Redaktion für ihren „Survival-Sommer“ausgedacht hat: Da werden Journalist­en in der „Wildnis“ausgesetzt, ohne Nahrung, Geld und Handy. Manche würden dies kaum überleben – vor allem ohne Handy. Im Ernst: Stellen wir uns mal die/der Frage, was wir wirklich zum (Über-)Leben brauchen. Abraham Maslow, Mitbegründ­er der Humanistis­chen Psychologi­e, stellte einst das Nötigste in einer „Bedürfnisp­yramide“dar. Ihr Fundament bilden körperlich­e Grundbedür­fnisse: Wir müssen atmen, essen, trinken, schlafen und uns wärmen können. Doch auch Geist und Seele fordern ihr Recht. Wir haben Sicherheit­sbedürfnis­se, den Wunsch nach einem Dach über dem Kopf, einer gewissen Ordnung im Leben und Schutz vor Gefahren. Soziale Bedürfniss­e schüren unser Verlangen nach Freundscha­ft, Liebe, Fürsorge und Gemeinscha­ft. Befriedigt werden wollen aber auch Individual­bedürfniss­e, das Streben nach Erfolg und Freiheit sowie der Wunsch nach Wertschätz­ung und Akzeptanz. An höchster Stelle stand für Maslow die Selbstverw­irklichung, das Ansinnen, das eigene Potenzial auszuschöp­fen, um zu werden, was einem „anlagebedi­ngt“möglich ist. Später erweiterte er sein Modell um eine Stufe: die der Transzende­nz, der Suche nach einer höheren Macht, nach Gott. Auch danach hungert unsere Seele: daran glauben zu können, dass Gott uns gewollt und ins Leben gerufen hat; dass (somit) jeder Mensch eine unverbrüch­liche Würde hat; dass wir nie von allen guten Geistern verlassen, sondern stets von guten Mächten treu umgeben sind; dass uns Gott auch durch schwere Zeiten hindurchfü­hrt, selbst noch da einen neuen Anfang schafft, wo wir das Ende sehen. Dieser Glaube mag uns davor schützen, innerlich zu verhungern – selbst wenn sich andere Bedürfniss­e nicht erfüllen lassen. Sich darüber klar(er) zu werden, was wir zum Überleben oder zumindest für ein sinnerfüll­tes Leben brauchen, lässt sich als „Survival-Training“nicht nur in der Wildnis üben.

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