Warum die Sportvereine Mitglieder verlieren
405 Sportler weniger zählt der Sportkreis Günzburg in diesem Jahr. Dabei steigen bayernweit die Zahlen der Aktiven. Was das mit dem Fußball zu tun hat und welche Rezepte es gegen den Schwund gibt
Es ist eine Zahl, die aufhorchen lässt: 405 Menschen weniger waren Ende 2017 im Vergleich zum Vorjahr in einem Sportverein im Landkreis Günzburg aktiv. Das geht aus der Statistik des BLSV hervor. 47167 waren es 2016. Nimmt das Engagement im Sportverein etwa ab?
Ein Blick auf die Zahlen offenbart: Der Knackpunkt liegt bei der mit Abstand mitgliederstärksten Sportart im BLSV, dem Fußball. Er hat innerhalb eines Jahres 354 Mitglieder verloren, stellt aber mit 62 Abteilungen und 16 272 Aktiven immer noch mehr als ein Drittel der Sportler im Landkreis.
Eine wirkliche Erklärung für den Mitgliederschwund findet sich nicht. Der BLSV-Kreisvorsitzende Fritz Birkner schätzt die Lage aber als wenig dramatisch ein: „Es kann gut sein, dass das im Laufe des Jahres wieder ins Lot kommt. Erst wenn der Trend über die kommenden Jahre anhält, müssen wir uns Gedanken machen.“
Der Landkreis geht damit entgegen dem bayernweiten Trend. Denn im gesamten Freistaat steigt die Zahl der Mitglieder in Sportvereinen, auch im Landkreis Augsburg. Angesagt sind Vereine, die Gesundheitssport anbieten, also Kurse, in denen Bewegung und Fitness im Vordergrund stehen, nicht der sportliche Wettkampf. „Ich sehe vor allem im Seniorenbereich großes Potenzial.“Helmut Schneider, Vorsitzender des Fußball-Kreises Donau, der auch den Landkreis Günzburg umfasst, sagt: „Die zweite Gruppe, um die sich die Vereine bemühen, sind die Kinder und Jugendlichen. „Die Geburtenzahlen steigen. Besonders beliebt sind hier Fußball, Turnen und Leichtathletik.
Neben der Gewinnung von Mitgliedern fällt es den Vereinen auch zunehmend schwer, Personal als Übungsleiter und Vorstandsmitglieder zu bekommen. Drei Vereine weniger gibt es im Vergleich zu 2016. Entweder sie lösen sich auf, oder sie fusionieren, so wie im Fall des SV Deisenhausen-Bleichen.
Dennoch gibt es im Sportkreis Günzburg immer noch 127 Vereine und 294 Abteilungen. 36,6 Prozent der Landkreisbürger sind laut Fritz Birkner in einem Sportverein: „Das ist ein Prozent mehr als der bayerische Durchschnitt. Aber man muss immer daran arbeiten, das Niveau zu halten und wenn möglich zu steigern.“Als Positivbeispiel nennt Birkner die Stadt Burgau. Der Bau der Eishalle hat im Landkreis eine auffällige Steigerung der Eissportler nach sich gezogen.
Zudem bilden die Zahlen die Realität nur bedingt ab, in Wirklichkeit sind einige Sportler mehr im Landkreis aktiv. Zum einen gibt es Sportarten, die nicht im BLSV organisiert sind. Bestes Beispiel sind die Sportschützen. Ihr Dachverband, der Bayerische Sportschützenbund (BSSB), ist nicht Teil des BLSV. Im Landkreis stellen sie aber nach Fußball und Turnen die Sportart mit den drittmeisten Mitgliedern. Die drei Gaue Burgau, Günzburg-Land und Krumbach kommen zusammen auf rund 8000 Schützen. Innerhalb des BLSV komme es laut Kreischef Birkner aber ebenfalls vor, dass Mitgliederzahlen nicht korrekt sind. „Es kann sein, dass manche Vereine nicht alle Mitglieder melden, zum Beispiel die Passiven. Das heißt aber auch, dass diese Mitglieder keinen Versicherungsschutz genießen.“Den Schaden hätten im Grunde alle zu tragen, so Birkner. Denn je mehr Mitglieder der BLSV habe, desto mehr Geld bekomme er, vornehmlich aus den Fördertöpfen des Freistaats.