Zum zehnten Mal geht es ran an die Geschenke
Der Warentauschtag hat seine Wurzeln im Allgäu und hat sich in Königsbrunn bestens etabliert
Mitnehmen, was man will, so viel man tragen kann und nichts dafür bezahlen? Das gibt es in Königsbrunn tatsächlich, zumindest einmal im Jahr. Am Samstag, 28. April, ist es wieder so weit, der Verein Zeitbörse veranstaltet den immer sehr gut besuchten Warentauschtag. Und dieses Jahr feiern die Veranstalter zehntes Jubiläum auf dem Gelände des Fritz-Felsenstein-Hauses.
Den Warentauschtag kennen viele Bürger der Stadt sowie außerhalb, und der Event hat sich bestens etabliert. Den ein oder anderen führt der offizielle Name allerdings immer noch auf eine falsche Fährte, denn die Waren werden nicht getauscht, sondern die Waren tauschen sozusagen ihre Besitzer. Einfach gesagt, sie werden verschenkt. Deshalb hat die Veranstaltung im rund 80 Kilometer entfernten Memmingen auch die Zusatzbezeichnung Schenktag.
Und aus Memmingen hat Jürgen Müller, der Vorsitzende der Zeitbörse, die Idee in die Brunnenstadt geholt: „In Memmingen gibt es den Schenktag seit 1998. Bei einem Regionaltreffen haben die Organisatoren den Event vorgestellt, und ich habe daraufhin als Praktikant auf einem Schenktag in Memmingen meine Erfahrungen gesammelt.“Anschließend fühlte er sich fit genug, um das Konzept in Königsbrunn auszuprobieren und stellte mit seinen Vereinskollegen 2008 den ersten Warentauschtag auf die Beine.
Schon die Premiere war ein Erfolg, wie er sagt. Von Anfang an haben die Königsbrunner den Warentauschtag angenommen, und von Jahr zu Jahr wurde er größer und in der Organisation aufwendiger. „Angefangen haben wir mit 20 Biertischen, die wir für die abgegebenen Gegenstände aufstellten, heute sind es 100 Tische“, erklärt Müller. Waren 2008 bereits 40 Zeitbörsianer als Helfer mit am Start, sind es heute 100 Ehrenamtliche. Von 10 bis 12 Uhr können die Bürger alles bringen, was sie tragen können, so formuliert es der Verein auf seiner Homepage. In der Praxis sieht es aber so aus, dass viele Menschen mit dem Auto kommen, vor der Annahme parken und dann ausladen. Denn die Kofferräume erhalten oft weit mehr Schätze, als man allein tragen könnte. Da kommen Skier ebenso zum Vorschein wie alte Nähmaschinen. Oder Fahrräder für Kinder und Reisekoffer für Erwachsene. Bilder, Lampen, Fernseher, Porzellangeschirr, die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Kurioses ist genauso dabei wie ganz normale Gebrauchsgegenstände oder Elektrogeräte aller Arten. Meist gibt es zudem eine lange Reihe mehrerer Tische nur mit Schallplatten und Büchern sowie Kinderspielzeug. Denn die Ehrenamtlichen sortieren alles, was abgegeben wurde, vor, damit die Vase nicht neben dem Toaster zu liegen kommt.
Bis 13 Uhr ist das Gelände mit Banderolen abgesperrt, und Müller läutet traditionell kurz vor der Öffnung den Countdown ein, indem er von zehn langsam herunterzählt. Lautstark unterstützt wird er dabei von den zahlreichen Menschen, die sich meist schon viel früher eingefunden haben, um sich den ein oder anderen Lieblingsgegenstand auszusuchen und sich eine günstige Startposition auf das Gelände zu sichern. Denn bei Öffnung wird das Gelände regelrecht gestürmt.
Wer sich zwischen dem Warenaussuchen mal stärken und ausruhen möchte, für den gibt es Kaffee und Kuchen sowie Bratwürstchen und Getränke zu kaufen und die Gelegenheit, sich gemütlich hinzusetzen, um dies zu verzehren. Denn Geschenke sind meist mehr als genug vorhanden, da muss niemand Angst haben, dass er leer ausgeht.