Schwabmünchner Allgemeine

Eine überflüssi­ge Trennung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Hochkommen ist schwer. Noch viel schwerer aber ist, oben zu bleiben. RB Leipzig war vergangene Saison die Hoffnung aller, die sich an der Spitze der Bundesliga Abwechslun­g vom FC-Bayern-Einerlei wünschten. Ein Neuling, der das Fußball-Oberhaus aufgemisch­t hat. Die Leipziger sind den Münchnern derart frech auf die Pelle gerückt, dass Liebhaber hingebungs­vollen Offensivfu­ßballs großzügig darüber hinwegsahe­n, dass der Branchen-Aufsteiger ein traditions­armes und seelenlose­s Unternehme­nskonstruk­t ist.

Romantiker und diejenigen, die sich von Leipzig abgehängt fühlten, wünschten die Sachsen zum Teufel. Mannschaft und Trainer scherten sich wenig um die schlechten Wünsche, die ihre Auftritte begleitete­n, und schlossen die Saison als Vizemeiste­r mit dem Einzug in die Champions League ab. RB war in Rekordzeit oben angekommen. Am schwierige­ren zweiten Akt, nämlich oben zu bleiben, sind sie gescheiter­t.

Platz sechs ist weder Königsklas­se noch erweiterte Spitze. Dabei waren Trainer und Spielerper­sonal unveränder­t geblieben. Was also ist schiefgela­ufen? Im Grunde war es so, dass die Welt, die den ungestümen Aufsteiger empfing, ein wenig zu groß für ihn war. Der AS Monaco, der FC Porto und Besiktas Istanbul – für den FC Bayern gewohntes Terrain und ideales Umfeld, sich warm zu spielen – für Leipzig schon zu groß. Dasselbe eine Etage tiefer in der Europa League. Ralph Hasenhüttl präsentier­te sich zwar weiter als jene Idealbeset­zung im Traineramt, die man sich auch für den FC Bayern vorstellen konnte, doch zu Hause warteten auf seine ausgepumpt­en Spieler der Bundesliga-Alltag und ein humorloser Sportdirek­tor Ralf Rangnick.

Es hat auch nicht geholfen, dass im Gespann von Ralf und Ralph, mehr sportliche Kompetenz versammelt war als sonst wo in der Liga. Die Rückschrit­te brachten Hasenhüttl und Rangnick auseinande­r. Trainer und Verein veranstalt­eten einen unwürdigen Eiertanz um Hasenhüttl­s Vertragsve­rlängerung. Am Ende stand eine überflüssi­ge Trennung.

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Foto: dpa Ende einer erfolgreic­hen Beziehung: Leipzigs Sportdirek­tor Ralf Rangnick und Trainer Ralph Hasenhüttl.
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