Schwabmünchner Allgemeine

Amtszeit wird vorerst nicht begrenzt

Im April legte Markus Söder seine ersten Pläne vor. Für ein Verspreche­n fehlt ihm nun die Mehrheit im Landtag. Es geht in der Debatte aber auch um Stilfragen – und ein Wort, das der Ministerpr­äsident nicht mehr sagen will

- München

Drei Monate nach der Regierungs­erklärung von Ministerpr­äsident Markus Söder hat die CSU im Landtag zahlreiche politische Schwerpunk­te beschlosse­n und die Finanzieru­ng gesichert. Die massive Kritik der Opposition am 61 Milliarden Euro schweren Nachtragsh­aushalt sowie an den unterschie­dlichen Maßnahmen – darunter die Gründung einer Grenzpoliz­ei, eines Landesamte­s für Asyl, die Wiedereinf­ührung eines Obersten Landesgeri­chtes und die Verabschie­dung des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes – war am Mittwoch jedoch wegen der absoluten Stimmenmeh­rheit der CSU folgenlos.

Söder wollte aber auch die Amtszeit für bayerische Regierungs­chefs begrenzen – dafür verpasste er allerdings die notwendige Zweidritte­lmehrheit für eine Verfassung­sänderung. Im Landtag sprach sich nur die CSU dafür aus, die Amtszeit auf maximal zehn Jahre, also zwei Legislatur­perioden, zu begrenzen. Bei der namentlich­en Abstimmung votierten 91 Abgeordnet­e für Söders Plan, 54 stimmten dagegen. Für eine Änderung der Verfassung ist im ersten Schritt ein Zweidritte­lbeschluss im Landtag nötig. Theoretisc­h könnte Söder die Verfassung­s- änderung auch über den Umweg eines Volksbegeh­rens angehen, dazu müssten erst einmal 25000 Unterschri­ften von Stimmberec­htigten gesammelt werden. SPD, Grüne und Freie Wähler hatten sich auf ein Nein verständig­t, da sie davon ausgehen, dass Söder mit der Initiative seine Chancen bei der Landtagswa­hl verbessern will.

In der Debatte im Landtag ging es auch um Stilfragen. Und da zeigte sich Söder durchaus selbstkrit­isch. Er will den umstritten­en Begriff „Asyltouris­mus“nicht mehr verwenden. „Für mich persönlich gilt: Ich werde das Wort Asyltouris­mus nicht wieder verwenden, wenn es jemanden verletzt“, sagte er im Landtag. Diese Entscheidu­ng sei unabhängig von seiner persönlich­en Wertung, wichtiger sei aber, dass Wortdebatt­en sinnvolle Sachfragen nicht verhindern dürften.

Über die Wortwahl Söders war in den vergangene­n Tagen sehr viel diskutiert worden. Söder hatte den Begriff im erbitterte­n Asylstreit der CSU mit der CDU verwendet, um darauf hinzuweise­n, dass es Asylbewerb­er gibt, die sich nur aus wirtschaft­lichen Gründen in ein Asylverfah­ren in Deutschlan­d begeben.

Finanziell stellte der Landtag die Weichen für die Umsetzung der Ankündigun­gen des Ministerpr­äsidenten aus dessen erster Regierungs­erklärung im April. Die Erhöhung des Haushaltsv­olumens auf 61 Milliarden Euro ist bereits die zweite Neuaufstel­lung des Etats. Er sichert nun auch die von Söder angekündig­ten politische­n Schwerpunk­te wie die Einführung eines Landespfle­ge- sowie eines bayerische­n Familienge­ldes ab. Beide Zahlungen sollen von September an – also vor der Landtagswa­hl am 14. Oktober – an Antragstel­ler ausgezahlt werden. Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) verteidigt­e die Steigerung des Haushaltsv­olumens um rund eine Milliarde Euro: „Es ist ein ambitionie­rtes Regierungs­programm, das wir nur machen können, weil wir in den vergangene­n Jahren nicht auf Sie (die Opposition) gehört haben.“Er warf SPD, Grünen und Freien Wählern vor, das „wunderbare Land“Bayern schlechtzu­reden. „Sie lehnen mit diesem Haushalt aus Ihrer inneren Wut signifikan­te Verbesseru­ngen ab.“Diese pure Wahlpolemi­k überzeuge die Menschen aber nicht. Bayern habe in den vergangene­n Jahren etwa in der Bildung und bei der inneren Sicherheit ein Niveau erreicht, „um das uns die ganze Welt beneidet“.

Füracker reagierte damit auf zuvor geäußerte Kritik: Der Nachtragsh­aushalt sei ein „Sammelsuri­um der Beliebigke­it, ein Manifest politische­r Fehleinsch­ätzungen und der Effekthasc­herei“, sagte Harald Güller (SPD). Die Regierung verhauptsä­chlich ballere eine Milliarde Euro aus der Rücklage ohne eine langfristi­ge Konzeption und ohne Zukunftsor­ientierung. „Da wird einfach ein Wahlkampfg­eldregen mit der Gießkanne ausgeschüt­tet.“Auch Freie Wähler und Grüne gingen mit den Finanzplän­en hart ins Gericht: „Wir sehen hier den teuersten Ministerpr­äsidenten aller Zeiten“, sagte Thomas Mütze (Grüne).

Der Haushalt sei eine Marketinga­ktion für die Landtagswa­hl. Normalerwe­ise würden zweite Nachtragsh­aushalte nur erstellt, wenn unvorherse­hbare Katastroph­en eintreten. Dies sei in Bayern aber nicht der Fall. Einzig die CSU sei in Not und versuche alles, um bei der Wahl den Verlust der absoluten Mehrheit zu verhindern. Die CSU-Fraktion verteidigt­e die Finanzpoli­tik der Staatsregi­erung und verwies auf die gute Kassenlage und die Rückzahlun­g von Staatsschu­lden. Der aktuelle Etatplan sieht Kredittilg­ungen von 1,5 Milliarden Euro vor. Dagegen warf Bernhard Pohl (Freie Wähler) Söder falsche Schwerpunk­tsetzungen vor. Statt neue Stellen und Doppelstru­kturen zu schaffen, etwa durch die Grenzpoliz­ei, müsse das Geld wieder bei den Bürgern ankommen.

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Foto: dpa Markus Söder kann einen seiner Pläne nicht umsetzen.

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