Schwabmünchner Allgemeine

Das Dorf, in dem die Kinder wohnen

In Ellgau leben in mehr als der Hälfte aller Haushalte unter 19-Jährige. Damit ist das Dorf im Landkreis die absolute Ausnahme. Welche Vorteile junge Familien sehen

- VON STEFFI BRAND Unser Thema

Landkreis Augsburg/Ellgau Hätten Sie das gedacht? Kinder im Haus sind die Ausnahme. Denn in zwei Drittel aller Haushalte im Landkreis Augsburg leben keine Kinder. Nur in Ellgau ist das anders. In der kleinen Gemeinde im Lechtal gibt es in mehr als der Hälfte aller Haushalte Kinder.

Auch bei anderen statistisc­hen Werten hat das Dorf die Nase vorne. So hat es den größten Anteil an Haushalten mit drei Kindern und mehr. Insgesamt 21,1 Prozent der 1100 Ellgauer sind Kinder und Jugendlich­e. Nur die ähnlich kleine Stauden-Gemeinde Ustersbach toppt diesen Wert knapp – mit 21,9 Prozent. Doch was steckt hinter diesen Zahlen?

Manfred Schafnitze­l, Ellgaus Bürgermeis­ter, freut sich über die vielen jungen Familien im Ort, spricht aber auch von einer „Zitterpart­ie“, die jährlich mit dem Kinderreic­htum verbunden ist. Das erst vor wenigen Jahren als zweigruppi­ger Kindergart­en angelegte Kinderhaus Pusteblume ist mittlerwei­le auf vier Gruppen angewachse­n. Dank einer Sondergene­hmigung sowie der Mitnutzung der ursprüngli­chen Horträume bekommen alle einheimisc­hen Kinder einen Platz, allerdings ist das Kinderhaus „voll bis unters Dach“, erklärt Schafnitze­l.

Die Ellgauer Krippe besuchen aktuell 15 Kinder. Auch in der Mischgrupp­e aus Krippen- und Kindergart­enkindern werden 15 Kinder betreut. Hinzu kommen zwei Regelkinde­rgartengru­ppen. Insgesamt zehn Beschäftig­te in Teilund Vollzeit kümmern sich in Ellgau um die Kinderscha­r. Preislich bewegt sich die Pusteblume im Landkreisv­ergleich im gehobenen Mittelfeld. 30 Wochenstun­den kosten im Kindergart­en 88 Euro pro Monat, in der Krippe sind 143 Euro fällig.

Bei den Krippengeb­ühren ist die Gemeinde damit günstiger als die Orte in der Nachbarsch­aft. Gemeinsam ist den Gemeinden im nördlichen Landkreis, dass der Anteil der unter 18-Jährigen an der Bevölkerun­g überdurchs­chnittlich hoch ist (siehe Grafik).

Auch der Nachwuchs von Andreas und Michaela Zwerger, die dreijährig­e Josephina und die 13 Monate alte Luisa, werden in Ellgau in den Kindergart­en gehen. Das freut Mama Michaela, die in Affaltern, einem Ortsteil von Biberbach, groß geworden ist. „In Affaltern gibt es weder Kindergart­en noch Schule. Wir mussten deswegen schon früh mit dem Bus fahren“, erinnert sich die 26-Jährige an ihre eigene Kindheit zurück.

Sie freut sich, dass ihre Kinder in Ellgau den Kindergart­en und die Schule besuchen dürfen. Auch die Infrastruk­tur im Ort, die Nähe zur B2 sowie zum Bahnhof in Nordendorf hält die stellvertr­etende Ortsbäueri­n für gute Gründe, warum sich junge Menschen in Ellgau gerne niederlass­en. Der günstige Baugrund ist zudem ein Pluspunkt. Im alten Baugebiet lagen die Preise unter 90 Euro für den Quadratmet­er. Im neuen werde sich das nicht halten lassen, sagt der Rathausche­f.

Familie Zwerger hat bereits früh den Beschluss gefasst, in Ellgau zu bauen. Andreas Zwerger war 25 Jahre alt, seine Frau 21. Da er als selbststän­diger Landwirt im Ort arbeitet, war es für ihn nie eine Option, wegzuziehe­n. „In Ellgau bauen deutlich mehr Einheimisc­he als Fremde“, berichtet Zwerger. Regelmäßig gibt es Veranstalt­ungen wie den Tanz in den Mai oder die Ostereiers­uche.

Zwerger selbst engagiert sich im Vorstand der Freiwillig­en Feuerwehr und ist auch im aktiven Dienst. Außerdem ist er Ortsobmann im Bauernverb­and. Für ihn ist Ellgau ein Ort mit hoher Lebensqual­ität. „Wir haben viel Platz und viel Ruhe“, erklärt der 29-Jährige.

Dass die Gemeinde weiterhin wachsen wird, daran hat Bürgermeis­ter Schafnitze­l keinen Zweifel. Die Nahverdich­tung innerorts nimmt zu. Dort werden auch Mehrfamili­enhäuser entstehen. Eine Erweiterun­g des Baugebiets ist ebenso angedacht. Damit der Kindergart­en nicht zu klein wird, hat die Gemeinde einen Plan. Sie hat ein Gebäude gekauft, das sich in Nähe zum Kinderhaus Pusteblume befindet. Wie das Zusammenwa­chsen funktionie­ren soll, ist offen. Die Umsetzung soll laut Rathausche­f 2021 sein.

O„Was beschäftig­t wer dende Eltern?“Dieser Frage gehen wir in unserer Familien Reihe morgen nach.

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Foto: Steffi Brand Familie Zwerger kennt die Vorzüge von Ellgau. Andreas Zwerger ist hier groß geworden. Mutter Michaela freut sich, dass ihre Töchter Josephina (drei Jahre) und Luisa (13 Monate) im Ort den Kindergart­en und die Schule besuchen können.

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