Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kalte Dusche für die SPD

Frust in Berlin – Parteichef gesteht unumwunden Niederlage im Saarland ein

- Von Sabine Lennartz

- Die Hoffnungen flogen hoch. Die SPD, seit Wochen im Schulz-Aufschwung, hatte auf Sieg gesetzt, auch an diesem Abend. Doch im Willy-Brandt-Haus war es am Sonntag ganz still, als die ersten Hochrechnu­ngen aus dem Saarland kamen. Hier und da ein enttäuscht­es „oh“. Man hatte sich mehr versproche­n. Mit Rot-Rot im Saarland sollte eine neue Ära eingeläute­t werden notfalls auch mit Rot-Rot-Grün. Doch für beides reicht es nun nicht.

„Es gibt gute Tage und weniger gute Tage“, sagt Parteichef Martin Schulz. Und heute sei ein weniger guter Tag. Denn er habe gehofft, dass man mit der CDU gleichauf liege. Das sei nicht der Fall. Unumwunden gesteht Schulz die Niederlage ein: „Die CDU hat ganz eindeutig die Wahl im Saarland gewonnen.“Annegret Kramp-Karrenbaue­r habe die Potentiale der Union nicht nur ausgenutzt, sondern in umfangreic­her Weise mobilisier­t. Von ihm gehe „ein Glückwunsc­h an den Mitbewerbe­r“.

Dass die Sozialdemo­kraten so schnell die Niederlage eingestehe­n und nicht die letzten Hoffnungen auf einen eventuelle­n Einzug der Grünen abwarten, hat einen Grund. In der Parteizent­rale kennt man die Wünsche der Saarländer. 48 Prozent haben sich für eine Fortführun­g der Großen Koalition in ihrem Land ausgesproc­hen, weit weniger wünschen sich ein linkes Bündnis oder Rot-Rot-Grün.

Schon gleich nach der ersten Hochrechnu­ng kommt SPDParteiv­ize Ralf Stegner in Berlin vor die Kameras. „Wir hatten uns gewünscht, dass Anke Rehlinger Ministerpr­äsidentin wird, doch danach sieht es nicht aus.“Von Kopf an Kopf könne keine Rede sein. Man spricht es nicht aus, aber denkt es: Eine Hängeparti­e, ein ganz knapp zusammenge­schusterte­s Bündnis möchte man vor den anstehende­n Wahlen von Schleswig-Holstein und NordrheinW­estfalen nicht riskieren.

Hoffen auf Schulz

Ursula Rieger, eine Berliner Genossin, steht etwas enttäuscht in der Parteizent­rale. „Ich hatte gedacht, der Abstand zur CDU wäre geringer.“Aber jetzt hofft sie einfach auf die nächste Landtagswa­hl und weiterhin auf den Parteichef.

Der wird bei seinem Auftritt bejubelt. „Ohne Schulz wäre die Saar SPD nicht auf 30 Prozent“, daran hatte zuvor Justizmini­ster Heiko Maas erinnert. Auch SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley ruft ins Gedächtnis, dass die SPD noch fünf bis sechs Prozentpun­kte unter ihrem jetzigen Ergebnis lag, als Martin Schulz begann. Seit Ende Januar hat die Saar SPD aufgeholt, aber das Ziel an diesem Abend nicht erreicht. „Das heißt aber nicht, dass wir es im Bund nicht schaffen“, so Schulz. Er erinnert daran, dass es bis zur Bundestags­wahl ein Langstreck­enlauf sei und kein Sprint. Dann lenkt er den Blick auf die erfreulich­en Ergebnisse. Darauf, dass die Wahlbeteil­igung gestiegen ist und die „Feinde der Demokratie“reduziert wurden. Das Saarland zeige, dass man die AfD heraushalt­en könne. Gute Stimmung allein reiche aber nicht, sagt Parteivize Stegner. Aber es gebe nicht überall Sondereffe­kte wie jenen der Linken mit Lafontaine im Saarland. Stegner ist auch Vorsitzend­er des SPD in Schleswig-Holstein, wo Anfang Mai gewählt wird. Deshalb richtet er am Sonntagabe­nd die Genossen mit einem anderen Hinweis auf. Bei den letzten Landtagswa­hlen habe sich gezeigt, dass die Ministerpr­äsidenten in der Schlusspha­se noch mal zulegen können: Von Winfried Kretschman­n in Baden-Württember­g über Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz bis zu Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, die beiden Länder, die als nächstes wählen, werden beide von SPDMiniste­rpräsident­en regiert, von Thorsten Albig und Hannelore Kraft.

Und Schulz erinnert als alter Fußballer daran, dass die Mannschaft zusammenha­lten müsse, dann sei auch das nächste Tor sicher. In NordrheinW­estfalen haben die Genossen am Samstag Martin Schulz gerade auf Platz eins gesetzt.

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FOTO: DPA Enttäuscht vom Wahlergebn­is: SPD-Spitzenkan­didatin in Saarland, Anke Rehlinger (mi.).

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