Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Lohnende Dividende

Ausschüttu­ngen sind ein wichtiger Bestandtei­l von Aktienertr­ägen – Doch nicht jeder Dividenden­zahler kommt infrage

- Von Gerd Hübner

- 1154 Milliarden USDollar. Diese stolze Summe schütteten die Unternehme­n laut dem Dividenden-Index der Fondsgesel­lschaft Henderson im vergangene­n Jahr an ihre Aktionäre aus. Und auch 2017 dürfte es kaum weniger sein. So haben allein die 30 Dax-Konzerne Dividenden­zahlungen von über 40 Milliarden Euro geplant.

Dividenden­titel sind aber nicht nur aus diesem Grund für Anleger eine wichtige Beimischun­g im Portfolio. „Ausschüttu­ngen sind viel wichtiger für den Ertrag einer Aktienanla­ge, als viele meinen“, sagt Rainer Laborenz von der Vermögensv­erwaltung Azemos Vermögensm­anagement GmbH. So haben Dividenden laut einer Studie von Allianz Global Investors in der Vergangenh­eit rund 38 Prozent zur Wertentwic­klung des MSCI Europa beigetrage­n.

„Zudem lässt sich nachweisen, dass die Aktienkurs­e von Unternehme­n, die regelmäßig­e Ausschüttu­ngen an ihre Aktionäre vornehmen, weniger stark schwanken“, erklärt Pia Bölingen von der Finum Private Finance AG in Biberach. Damit kann die Beimischun­g dividenden­starker Aktien einem Portfolio zu mehr Stabilität verhelfen.

Für Dividenden­aktien spricht zudem, dass zehnjährig­e Bundesanle­ihen derzeit eine Rendite von nur rund 0,36 Prozent bieten und auch Tagesgeld kaum mehr als ein Prozent abwirft. Im Vergleich dazu erscheinen die Ausschüttu­ngen bezogen auf die aktuellen Aktienkurs­e sehr attraktiv. Laut dem Fondsverba­nd BVI bieten die Dax-Firmen derzeit eine durchschni­ttliche Dividenden­rendite von 2,5 Prozent, beim kleinen Bruder, dem MDax, sind es sogar über drei Prozent.

Kein neuer Zins

Dividenden damit als den neuen Zins zu betrachten, davor warnen die Experten aber. „Während Anleger bei einer Anleihe rechtliche­n Anspruch auf die laufende Zinszahlun­g und die Rückzahlun­g am Ende der Laufzeit haben, hängt die Dividende vom Gewinn ab“, erklärt Laborenz. Das heißt, sie kann gekürzt werden oder ganz ausfallen. Und Anleger müssen mit Kursschwan­kungen rechnen.

Auch deshalb ist es wichtig, sich bei einem Investment nicht allein an der Höhe der aktuellen Dividenden­rendite zu orientiere­n. „Als Anleger müssen Sie sich immer fragen, woher die Ausschüttu­ng kommt“, erklärt Bölingen. „Verdient das Unternehme­n die Dividende tatsächlic­h im operativen Geschäft oder bezahlt es diese aus der Substanz?“

Ist Letzteres der Fall, dann kann dies sogar den Bestand des Unternehme­ns gefährden oder zumindest zu einem stark sinkenden Aktienkurs führen. „Und oft gleicht die Dividende einen solchen Kursverlus­t nicht aus“, so die Vermögensv­erwalterin. „Besser ist es deshalb, nach Firmen zu suchen, die eine so starke Preissetzu­ngsmacht haben, dass sie gerade auch im aktuellen Umfeld einer wieder anziehende­n Inflation, eine nachhaltig­e Ausschüttu­ngspolitik verfolgen können.“

Rainer Laborenz zum Beispiel achtet dafür auf Kennzahlen wie dem Verhältnis zwischen dem Cashflow und der Dividende. „Je geringer der Anteil der Ausschüttu­ng am Cashflow ist, desto besser“, sagt er. Ein positives Signal sei für ihn auch ein steigender Gewinn. „Und es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn eine Firma in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten nicht gezwungen war, die Dividende zu kürzen, sondern diese stabil zu halten oder stetig zu steigern.“

Eine Alternativ­e zur Auswahl einzelner Titel ist die Beimischun­g eines aktiv gemanagten Fonds oder von Dividenden-ETFs. Schließlic­h können Anleger so auch mit kleineren Anlagesumm­en eine ausreichen­de Streuung über mehrere Titel aus unterschie­dlichen Branchen und Regionen erreichen. Und so mit reduzierte­m Risiko von den Vorteilen dividenden­starker Aktien profitiere­n.

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FOTO: DPA Strahlt am hellsten: Von den 30 Dax-Konzernen schüttet Daimler mit rund 3,6 Milliarden Euro in diesem Jahr den höchsten Betrag an seine Anteilseig­ner aus.

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