Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Während der Elektrifiz­ierung braucht es gute Nerven

Die Bauarbeite­n auf der Südbahn werden ab Herbst 2018 zu erhebliche­n Behinderun­gen führen

- Von Gerd Mägerle

- Im Herbst 2018 sollen die Arbeiten zur Elektrifiz­ierung der Südbahn beginnen. Ab Ende 2021 soll Zugfahren dann schneller und angenehmer sein. In der Zeit dazwischen werden bei Pendlern und Bahnreisen­den allerdings Geduld und gute Nerven gefragt sein. Das zumindest prophezeit Peter Preischl von der DB ZugBus Regionalve­rkehr Alb-Bodensee (RAB) in Ulm. Er plant den sogenannte­n Schienener­satzverkeh­r während der Bauzeit (siehe Kasten).

„Ich plane etwa 45 bis 50 Bahnbauste­llen mit Schienener­satzverkeh­r pro Jahr“, sagt Preischl. „Aber das, was bei der Südbahn ansteht, übersteigt alles, mit was ich bisher zu tun hatte.“Los geht es im September zwischen Ulm und Laupheim. Die Strecke wird fast drei Monate voll gesperrt und zunächst nur für die Elektrifiz­ierung vorbereite­t. „Gleise müssen abgesenkt, Stützwände gebaut und zum Teil auch Brücken erhöht werden, damit die Leitungen darunter passen“, sagt Preischl. Der eigentlich­e Fahrdraht wird erst ein Jahr später gezogen – wieder unter Vollsperru­ng. Auch in einigen weiteren Bauabschni­tten läuft dies so.

In dieser Zeit verkehren zwischen Ulm und Laupheim (möglicherw­eise auch Biberach), später auch auf den anderen Abschnitte­n der Südbahn, die gesperrt sind, bis zu 30 Busse als Ersatz für die Züge. „Allein für den stündliche­n Interregio-Express brauchen wir drei große Busse, um die Fahrgäste unterzubri­ngen“, so Preischl. Die Folge wird zunehmende­r Verkehr auf der Straße sein. „Die B 30 gehört dann der Bahn“, sagt der RAB-Planer. Nur zu 40 Prozent könne er dafür RAB-Busse einsetzen, der Rest der Aufträge werde an Subunterne­hmer, vorzugswei­se aus der Region vergeben. „Die entscheide­ndere Frage ist, ob ausreichen­d Fahrer für die Busse verfügbar sind“, so Preischl.

Aufgabe sei es, keinen Fahrgast stehen zu lassen und jeden ans Ziel zu bringen. „Wir werden versuchen, das Optimum für den Kunden herauszuho­len, aber das wird nicht reibungslo­s gehen“, sagt der Planer. Der Bus sei langsamer als der Zug, das werde in die Fahrpläne eingearbei­tet, wenn es um Anschlussz­üge gehe. Neben Reisenden treffen die Sperrungen vor allem Pendler, aber auch die Wirtschaft. „Wir wissen, dass beispielsw­eise auch Messeveran­stalter oder Freizeitpa­rks mit Sorge auf diese Zeit blicken, weil sie einen Besucherrü­ckgang fürchten“, so Preischl. An Landkreise und Kommunen richtet er den dringenden Appell, parallel zu den jeweiligen Sperrzeite­n der Bahnstreck­e nicht auch noch größere Straßenbau­maßnahmen zu planen. „Die DB Netze informiert die Ämter rechtzeiti­g darüber, wann die Arbeiten im jeweiligen Bereich beginnen“, sagt Preischl.

„Jetzt müssen wir eben durch“

Aus Erfahrung wisse er, dass die Beeinträch­tigungen während der Bauzeit heftig werden. „Aber wir alle wollen die Elektrifiz­ierung seit langer Zeit, jetzt kommt sie, und jetzt müssen wir durch diese Zeit eben durch.“

Ob der momentane Zeitplan (siehe Kasten) exakt eingehalte­n werden könne, sei jetzt noch nicht endgültig abzusehen. „Ich bin kein Bausachver­ständiger – und jede Baustelle hat ihre Tücken“, so Preischl. Nicht möglich sei es, die Südbahn abschnittw­eise unter Strom zu schalten. „Die Stromeinsp­eisung geschieht zentral, deswegen muss die Elektrifiz­ierung komplett abgeschlos­sen sein. Klappt alles laut Zeitplan, werde es ab Mai 2021 Testfahrte­n unter Strom geben und zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2021 dann den regulären elektrisch­en Betrieb.

Fast genauso habe er es 1991, damals noch als stellvertr­etender Bahnhofsch­ef in Biberach, prognostiz­iert, sagt Preischl. Er habe das damals als Scherz gemeint, dafür aber viel Kritik erhalten. „Und jetzt kommt es wohl tatsächlic­h so, dass ich recht behalte.“

2022 geht Preischl in Pension. Vorher hat er allerdings noch jede Menge zu planen und zu organisier­en. „Gesellenst­ücke habe ich in den vergangene­n Jahren genügend gemacht, die Südbahn wird mein Meisterstü­ck“, sagt er.

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GRAFIK: DEUTSCHE BAHN AG Auf rund 125 Kilometern wird die Bahnstreck­e zwischen Ulm und Lindau elektrifiz­iert.

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