Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Walt Disneys Wunderkammer wird in Ulm gezeigt
Ausstellung „Fantasien werden niemals alt“präsentiert Originalentwürfe aus den Studios des Trickfilm- Pioniers
- Heute ist Disney ein milliardenschwerer Unterhaltungskonzern. Aber der Anfang des Erfolgs war bescheiden und klein – wie eine Maus. Genauer: Micky Maus. Der Film „Steamboat Willie“, in dem der tierische Held auf einem Dampfer lebt, brachte den Durchbruch für Walt Disney (1901-1966). Der Zauber seiner Geschöpfe ist bis heute ungebrochen: Das unterstreicht nun auch eine Ausstellung im Museum Ulm. „Walt Disney: Fantasien werden niemals alt“erlaubt aber nicht nur eine Begegnung mit Micky, Donald, Goofy & Co., sondern zeigt auch, woher der Trickfilm-Pionier seine Inspirationen nahm.
Die Ausstellung, mit der das Museum sein neues Grafikkabinett im ersten und zweiten Stock des Ehinger Stadels eröffnet, besteht im Wesentlichen aus den Leihgaben von drei Privatsammlern aus dem „Netzwerk“von Museumsleiterin Stefanie Dathe. Viel Zeit zur Vorbereitung blieb nicht, zumal die Chefin und ihr Team parallel die große Schau „Erwarten Sie Wunder!“(wir berichteten) auf die Beine stellten. Das wirkt sich jedoch nicht negativ aus. „Fantasien werden niemals alt“besteht aus zwei Abteilungen: Der erste Stock lässt das goldene Zeitalter der DisneyTrickfilme anhand von Skizzen und Original-Zelluloids aus den Studios Revue passieren. Da entdecken Besucher die Helden aus dem „Dschungelbuch“und „Dumbo“ebenso wie die fantastischen Wesen aus dem Meisterwerk „Fantasia“. Gerade für die beiden letzteren Streifen ließ sich Disney, der Europa lange bereist hatte, offenbar von Heinrich Kley (18631945) beeinflussen. Der deutsche Illustrator und Karikaturist arbeitete unter anderem für die Zeitschrift „Simplicissimus“und hatte ein besonderes Händchen für Tiere. Die tanzenden Elefanten, die von Kley in der Ausstellung zu sehen sind – sie standen Pate für die Figuren Disneys. Was dieser übrigens auch zugab. In der Arbeitsbibliothek seiner Studios befanden sich seit den 1930er-Jahren zahlreiche romantische Märchenbücher und Grafikbände aus der alten Welt.
Der zweite Teil der Ausstellung dreht sich dann um die Disney-Comics, die ursprünglich nur als Merchandising-Produkte für die Filme gedacht waren. Davon haben sie sich – auch dank genialer Zeichner wie Carl Barks – schon lange emanzipiert. Die Micky-Maus-Hefte und „Lustigen Taschenbücher“haben Generationen von Lesern hierzulande fasziniert. Im Museum Ulm können sich diese nun auf die Spuren ihrer Helden begeben – und vielleicht auch ein bisschen nostalgisch werden.