Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Generalsta­bsmäßige Inszenieru­ng

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Winfried Kretschman­ns Aufstieg zum ersten grünen Ministerpr­äsidenten Deutschlan­ds wäre wohl nicht denkbar ohne seine engsten Berater. Dazu gehört vor allem Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet, bei Freund und Feind in Stuttgart „der Holländer“genannt. Er hat Kretschman­n zur Marke gemacht. Aus schwäbisch­em Bruddeln wurde Authentizi­tät, aus Granteleie­n über grüne Utopien Pragmatism­us, aus Dozieren über Insekten innere Überzeugun­g, aus Gesundheit­sschuhen Unangepass­theit an die politische Klasse. Mit diesem Rezept ist der Laizer einer der beliebtest­en Politiker Deutschlan­ds geworden. „Von Hoogvliet lernen wir viel“, heißt es sogar aus der CDU. Beim Koalitions­partner beobachtet man fast bewundernd, dass den grünen Strategen gelingt, was im eigenen Lager scheitert – nämlich eben dieses zusammenzu­halten. Kretschman­ns Staatsmini­sterium, kurz „StaMi“, nennen grüne Abgeordnet­e „die Stasi“. Dort planen Hoogvliet und Staatsmini­ster Klaus-Peter Murawski generalsta­bsmäßig, geben Sprachrege­lungen für alle Grünen aus. Kritik klingt sowohl von Abgeordnet­en als auch von Parteivert­retern meistens nur intern an. (tja)

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