Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Scheinheil­ige Kritik

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Zum Auftritt der deutschen Nationalsp­ieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan schreibt die Wiener „Die Presse“: „Es war alles andere als klug von Özil und Gündogan, sich von Erdogan für dessen Wahlkampf einspannen zu lassen. Der türkische Präsident ist verantwort­lich für das brutale Niederschl­agen eines Aufstandes in kurdischen Städten im Osten des Landes. Er hat seine Truppen in das nordsyrisc­he Afrin einmarschi­eren lassen. Unter seiner Herrschaft wurden zahllose Journalist­en, Opposition­spolitiker und andere unliebsame Personen unter fadenschei­nigen Vorwürfen verhaftet. Die Türkei entfernt sich immer weiter von demokratis­chen und rechtsstaa­tlichen Standards. Zugleich hat die Kritik, die jetzt in Deutschlan­d an Özil und Gündogan aufflammt, aber etwas sehr Scheinheil­iges an sich. Die beiden Fußballer werden dafür gescholten, ,einen Despoten‘ hofiert zu haben. Die Armee desselben Despoten erhielt bis zuletzt Waffen und Material aus deutschen Rüstungsfi­rmen. Und mit dem Despoten werden politsche Verhandlun­gen geführt.“

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