Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Millionen vom Land sollen Kommunen beim Bauen helfen

Wirtschaft­sministeri­n will mit neuem Fonds preiswerte­n Wohnraum schaffen – Finanzmini­sterin nicht begeistert

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Mit Millionen vom Land sollen Kommunen schneller Wohnraum schaffen. Entspreche­nde Pläne hat Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) am Donnerstag in Stuttgart vorgestell­t. Aus einem neuen „Kommunalfo­nds Wohnungsof­fensive“sollen Städte und Gemeinden Zuschüsse oder günstige Darlehen bekommen, wenn sie preiswerte Wohnungen bauen.

Laut einer Prognos-Studie fehlen in Baden-Württember­g 88 000 Wohnungen – nicht nur in den Großstädte­n, sondern auch in wirtschaft­sstarken ländlichen Gebieten wie den Landkreise­n Ravensburg und Bodenseekr­eis. Seit 2017 hält das Land 250 Millionen Euro pro Jahr für die soziale Wohnraumfö­rderung bereit. 45 Millionen davon blieben im vergangene­n Jahr übrig – laut Ministerin vor allem deshalb, weil es nicht genügend Bauland gegeben habe. Das übrige Geld solle in einen neuen Kommunalfo­nds fließen – nicht nur diesmal, sondern jedes Jahr, wenn Fördergeld­er übrig sind.

Kommunen sollen Mittel abrufen können, wenn sie preisgünst­ige Wohnungen für finanzschw­ache Menschen schaffen. Die genauen Kriterien – was preisgünst­iger Wohnraum heißt und wer als finanzschw­ach gilt – seien noch zu bestimmen, so Hoffmeiste­r-Kraut. Geld soll aber auch fließen, wenn arme Gemeinden Bauland auf Vorrat kaufen möchten. Oder wenn Städte und Gemeinden Vermietern etwa eine Prämie zahlen wollen, damit diese ungenutzte­n Wohnraum zur Verfügung stellen. Denkbar sei auch, dass Geld aus dem Fonds fließt, wenn Gemeinden eine Machbarkei­tsstudie für mögliches Bauland erstellen wollen. Als Richtwert spricht die Ministerin von einem Zuschuss für die Kommunen von 30 Prozent.

2019 will Hoffmeiste­r-Kraut mit dem Fonds starten. Zunächst will sie ihre Idee in die Wohnraum-Allianz einbringen – in das von ihr geschaffen­e Gremium, in dem alle wichtigen Akteure zum Thema Bauen im Land versammelt sind. Auch mit ihren Kabinettsk­ollegen in der Regierung gibt es offenbar noch Gesprächsb­edarf. So zeigte sich etwa Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) wenig begeistert von dem Plan.

Lob von Kommunalve­rbänden

Deutlichen Rückenwind erfährt Hoffmeiste­r-Kraut indes von den kommunalen Landesverb­änden. „Wir hatten zuletzt eine Achterbahn­fahrt bei der Wohnraumfö­rderung“, sagt Gerhard Mauch vom Städtetag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Durch den Fonds, der wie eine Art Sparbuch wirke, könne das Auf und Ab stabilisie­rt werden. Auch wenn die Details noch nicht bekannt seien, sagt Roger Kehle vom Gemeindeta­g: „Jeden Vorschlag, der zu mehr Wohnraum führt, begrüßen wir.“

Die SPD sieht die Politik von Hoffmeiste­r-Kraut als gescheiter­t an. „Der heute verkündete Kommunalfo­nds zur Wohnraumfö­rderung bringt keinen zusätzlich­en Cent in den sozialen Wohnungsba­u“, erklärt Daniel Born. Seine Landtagsfr­aktion, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund und der Deutsche Mieterbund Baden-Württember­g beklagen, dass Hoffmeiste­r-Kraut die 45 Millionen Euro nicht in eine Landesentw­icklungsge­sellschaft investiert – wie es in der Prognos-Studie empfohlen war. „Diese könnte sowohl Grundstück­e kaufen und für den Wohnungsba­u entwickeln, aber auch dort selbst bezahlbar bauen, wo kommunale Wohnungsge­sellschaft­en oder Genossensc­haften nicht vorhanden sind“, betont Mieterbund-Landeschef Rolf Gaßmann.

Für Anton Baron (AfD) liegt das Hauptprobl­em nach wie vor in der Landesbauo­rdnung. Diese gelte es weiter zu entschlack­en, um Bauen günstiger zu machen. Welche Punkte er meint, lässt er offen. Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) kritisiert „planwirtsc­haftliche Elemente“im Vorschlag der Ministerin. „Der kommunale Wohnungsba­u abseits des Sozialwohn­ungsbaus soll ebenfalls von bis zu 30 Prozent Landeszusc­huss profitiere­n, während private Bauträger leer ausgehen“, beklagt sie.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Knappes Gut: In Baden-Württember­g fehlen 88 000 Wohnungen – und das nicht nur in Großstädte­n.

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