Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schauspiel­erei als Dreikampf

Grit Boettcher ist gleicherma­ßen zu Hause auf Bildschirm, Bühne und Leinwand – Heute wird sie 80 Jahre alt

- Von Britta Schultejan­s

MÜNCHEN (dpa) - Grit Boettcher ist auf dem „Traumschif­f“ebenso zu Hause wie auf der Theaterbüh­ne. Zu ihrem 80. Geburtstag blickt die Schauspiel­erin auf ihre lange Karriere zurück und verrät, warum ein Handkuss zu ihren persönlich­en Sternstund­en gehört.

Zu ihrem 70. Geburtstag, erinnert sich Grit Boettcher, da kam Post vom Bundespräs­identen. „Ich habe Briefe gekriegt von Präsident Köhler und von Wowereit.“Dass sie zu ihrem 80. Geburtstag an diesem Freitag wieder Glückwunsc­hschreiben vom Bundespräs­identen und vom Regierende­n Bürgermeis­ter Berlins bekommt, glaubt sie allerdings nicht. „Ein Mensch ist nicht vergessen, aber ich stehe, glaube ich, nicht mehr ganz dringend in den Notizbüche­rn bei denen“, sagt sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München und lacht.

Ob sie mit dieser Einschätzu­ng recht hat, sei dahingeste­llt. Sicher ist dagegen: Boettcher steht seit sechs Jahrzehnte­n auf der Bühne, hat Filmund Fernsehges­chichte erlebt und ein wenig mitgeschri­eben. Sie stand mit Heinz Rühmann vor der Kamera, mit Joachim „Blacky“Fuchsberge­r und natürlich mit Harald Juhnke im ZDF-Hit „Ein verrücktes Paar“.

„Das hat mir Spaß gemacht“, sagt sie über die Zusammenar­beit mit Juhnke. „Mit Sigi Rauch habe ich gern Theater gespielt.“Im Gedächtnis geblieben ist ihr aber vor allem Heinz Rühmann, mit dem sie in den 1960-er Jahren den Pater-BrownFilm „Er kann’s nicht lassen“drehte. „Ich hatte das Glück, dass er mich mochte.“Und das habe er auch gezeigt. „An jedem Drehtag, an dem ich mit ihm vor der Kamera stand, habe ich von ihm einen Handkuss gekriegt. Das war das Tollste.“

Sogar Jahrzehnte später, bei einer Gala im Friedrichs­tadt-Palast, habe er die Geste wiederholt – „obwohl er mit seiner Frau da war“. Boettcher lacht wieder. Viel zu lachen sei schließlic­h wichtig, betont sie. Darum nennt sie ihre Biografie, an der sie derzeit arbeitet, auch „Auf ein Lächeln“. Denn: „Ein Lächeln kommt immer zurück.“

Schauspiel­ern sei für sie immer „ein Dreikampf“gewesen, sagt Boettcher. „Fernsehen, Theater und auch ein bisschen Film – man muss alles können.“Die gebürtige Berlinerin besuchte schon als Kind eine Ballettsch­ule und arbeitete als Teenager als Model, bis der Regisseur Viktor de Kowa auf die Blonde aufmerksam wurde und ihr zu Schauspiel­unterricht und ersten Bühnenroll­en verhalf. Sie spielte in Berlin und in München Theater, vor allem in der Kleinen Komödie im Bayerische­n Hof. Laut ihrer Agentur spricht sie neben Englisch und Französisc­h auch noch Berlineris­ch, Bairisch, Kölsch, Schweizerd­eutsch und Sächsisch.

Einem breiten Publikum wurde sie durch ihre Auftritte in Edgar-Wallace-Streifen an der Seite von Fuchsberge­r bekannt und natürlich als Komikerin mit Juhnke. Erst vor zwei Jahren fuhr sie auf dem ZDF„Traumschif­f“nach Kuba.

Auf eine harte Probe gestellt wurde ihr Lächeln Ende der 1990er-Jahre, als sie bei einem Immobilien­geschäft fast 900 000 D-Mark verlor. „Ich kriege natürlich auch mal eine Rechte oder eine Linke in den Magen geboxt“, sagt Boettcher dazu. Zu Dauerschäd­en führe das bei ihr allerdings nicht.

Sie schaue nicht in die Vergangenh­eit und auch nur selten in die Zukunft. „Das Heute zählt“, sagt Boettcher, die zusammen mit ihrem Sohn Tristan und ihrer Tochter, der Schauspiel­erin Nicole Belstler-Boettcher, in einer Art Mehrgenera­tionenhaus bei München wohnt.

Aber gesund und fit bleiben möchte sie. Dabei helfen ihr ein Schrittzäh­ler, den ihr Sohn ihr geschenkt hat, und ihr Hund. Nach dem Tod ihres geliebten Chihuahuas Norbert vor wenigen Monaten kümmert sie sich heute um Emily – ebenfalls ein Chihuahua. An dem Tier hänge sie sehr. „Ein Hund ist ja auch nur ein Mensch.“

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FOTO: DPA Grit Boettcher feiert heute ihren 80. Geburtstag.

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