Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der traurige Possenreiß­er

Samuel Finzi begeistert in dramatisie­rtem Roman von David Grossman

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SALZBURG (dpa) - Die Salzburger Festspiele haben mit Erfolg eine Theaterada­ption von David Grossmans tragikomis­chem Erfolgsrom­an „Kommt ein Pferd in die Bar“auf die Bühne gebracht. In der Off-Spielstätt­e „republic“brillierte am Mittwochab­end Samuel Finzi in der Rolle des abgetakelt­en Stand-up-Comedians Dov Grinstein, dem seine Abschiedsv­orstellung in einem Provinzkaf­f gründlich entgleitet.

Den Panzer durchbrech­en

Statt sein Publikum mit seichten und anzügliche­n Witzen zu unterhalte­n, erzählt er die Geschichte seiner Kindheit, die von Gewalt und Außenseite­rerfahrung­en geprägt war. Dabei spielen die Traumatisi­erungen der eigenen Eltern durch Vertreibun­g und den Holocaust eine entscheide­nde Rolle. Der Vater war der Shoa durch seine rechtzeiti­ge Emigration nach Palästina entgangen, während die Mutter dem Tod in der Gaskammer nur knapp entrinnen konnte. Zeitlebens litt sie unter dem Trauma, als einzige ihrer Familie die Ermordung der europäisch­en Juden durch die Nazis überlebt zu haben.

Viel Beifall gab es auch für Mavie Hörbiger als Pitz, einer jungen Frau, die Dov aus der Kindheit kennt und die seinen Schutzpanz­er zynischen Humors zu durchdring­en weiß.

Grossman, der beim Schlussapp­laus fast ein wenig schüchtern zwischen dem Regisseur und den Akteuren steht, übt in dem Roman, der 2016 herauskam, auch Kritik am Umgang des jüdischen Staates mit der arabischen Minderheit und den Palästinen­sern. Er selbst hatte einen Sohn während des letzten LibanonKri­eges verloren. Der 1954 in Jerusalem geborene Autor hatte den Roman zusammen mit dem Regisseur und Bühnenbild­ner Dusan David Parizek für die Festspiele zu einem etwa dreistündi­gen Zweiperson­enstück umgearbeit­et.

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FOTO: DPA Beeindruck­end: Samuel Finzi als Dov Grinstein in der GrossmanAd­aption.

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