Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Widerstand gegen Fuchs-Abschuss
Frau spricht sich gegen Fuchsjagd in Nellingen aus – Meister Reineke im Wohngebiet
NELLINGEN (sz) - Die Füchse müssen weg. Das ist die aktuelle Situation mit den rothaarigen Wildtieren in Nellingen. Wie die SZ berichtete, sind die sonst scheuen Tiere bis in die Wohnsiedlungen vorgedrungen. Doch gegen deren Abschuss regt sich (externer) Widerstand.
NELLINGEN - Die Füchse müssen weg. Das ist die aktuelle Situation mit den rothaarigen Wildtieren in Nellingen. Wie die „Schwäbische Zeitung“bereits berichtete, sind die sonst scheuen Tiere bis in die Nellinger Wohnsiedlungen vorgedrungen. Hier klauen sie Schuhe und bedienen sich am Katzenfutter.
Um dem Treiben ein Ende zu setzen, wurden die Füchse nun nach der Schonfrist zum Abschuss freigegeben. Ganz einverstanden sind manche Leser der „Schwäbischen Zeitung“damit allerdings nicht.
Daniela Görlich wehrt sich gegen den Abschuss. In einem sehr langen und detaillierten Plädoyer spricht sie sich für die Rettung der Füchse aus. Vor allem aber sei es ihr wichtig, gegen ein „unverdientes schlechtes Image“von Meister Reineke anzukämpfen.
Dreh und Angelpunkt für die Gemeinde ist die Gefahr, die von den Füchsen ausgeht. „Es geht einfach um den Schutz der Bevölkerung vor Krankheiten, die die Füchse verbreiten“, sagt Gemeinderat Werner Staudenmaier zu der Lage. Vor allem würden die Hinterlassenschaften der Füchse Gefahren mit sich bringen. Die Exkremente würden oftmals den, für Menschen gefährlichen, Fuchsbandwurm in sich tragen. Dieser könnte auch in Kontakt mit Gemüse und Obst kommen, so die gängige Meinung.
Fuchsbandwurm eine Gefahr?
Daniela Görlich meint zu diesem Gefahrenpunkt: „Es gibt keinen einzigen Fall, der dokumentiert ist, dass ein Fuchsbandwurm durch Beeren oder Obst übertragen wurde.“Auch Dr. Hans-Joachim Butscher, Fachdienstleiter der Veterinärangelegenheiten des Landratsamts Alb-DonauKreis, ist kein derartiger Fall bekannt. Allerdings fügt er hinzu, dass diese Tatsache hauptsächlich daran liegt, dass sich eine Fuchsbandwurmerkrankung erst über Jahre entwickelt. Zudem ist es laut Dr. Butscher bei einer Ansteckung nötig, „vermehrt Kontakt zu identifizierten Flächen“zu haben.
Einen weiteren Punkt, den Daniela Görlich anspricht, ist, dass die Tötung der Füchse nicht unbedingt das Problem löst. In ihrer Argumentation spricht sie davon, dass „durch die Tötung der bei Nellingen lebenden Füchse deren bisheriges Revier frei wird“. Somit würden neue Füchse in das Revier einziehen. Desweiteren fügt sie hinzu: „Fuchsbestände regulieren sich selbst.“Sie würden die getöteten Füchse wieder mit einem größeren Wurf ausgleichen.
Thomas Herrmann, Fachdienstleiter Forst und Naturschutz beim Landratsamt Alb-Donau-Kreis, sieht beide Szenarien für durchaus möglich an. Allerdings weist er darauf hin, dass es keine Sicherheit gibt, dass die Füchse sich so verhalten, wie von Daniela Görlich geschildert.
Aktiv geht es dem Fuchs im Nellinger Wohngebiet nicht an den Kragen. Laut Bernd Nothelfer vom Kreisjagdamt beim Landratsamt des Alb-Donau-Kreises gibt es keine Bürger in Nellingen, die Lebend-Fallen aufstellen dürfen. Dafür brauche man Genehmigungen und Sachkenntnisse. Allerdings ist Nothelfer mit der Gemeinde in Kontakt, um interessierte Bürger auf notwendige Lehrgänge zu schicken. Aktuell finden aber keine statt. Gejagt werden dürfe der Fuchs im bewohnten Gebiet nach geltendem Jagdrecht ohnehin nicht. Und eine Sondergenehmigung für eine „waffenrechtliche Erlaubnis im befriedeten Bezirk“sei in Nellingen laut Bernd Nothelfer weder beantragt noch gestattet worden.
Somit bleibt die Thematik um den Fuchs ein Problem, das nicht durch eine einfache Lösung behoben werden kann. Einig sind sich Daniela Görlich und die Gemeinde Nellingen allerdings darin, dass die Bewohner mithelfen müssen, die Problematik zu beseitigen.
„Wir appellieren an die Bevölkerung, sich an die Regeln zu halten“, betont Werner Staudenmaier. Thomas Herrmann sieht durchaus eine kleine Chance, dass die Füchse ohne Gewalteinwirkung wieder abziehen. Dafür müssten aber alle Bürger ihren Müll verschließen, den Kompost abdecken, Katzenfutter über Nacht nicht draußen lassen und ihre Schuhe rein holen.