Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Widerstand gegen Fuchs-Abschuss

Frau spricht sich gegen Fuchsjagd in Nellingen aus – Meister Reineke im Wohngebiet

- Von Franziska Dunz

NELLINGEN (sz) - Die Füchse müssen weg. Das ist die aktuelle Situation mit den rothaarige­n Wildtieren in Nellingen. Wie die SZ berichtete, sind die sonst scheuen Tiere bis in die Wohnsiedlu­ngen vorgedrung­en. Doch gegen deren Abschuss regt sich (externer) Widerstand.

NELLINGEN - Die Füchse müssen weg. Das ist die aktuelle Situation mit den rothaarige­n Wildtieren in Nellingen. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“bereits berichtete, sind die sonst scheuen Tiere bis in die Nellinger Wohnsiedlu­ngen vorgedrung­en. Hier klauen sie Schuhe und bedienen sich am Katzenfutt­er.

Um dem Treiben ein Ende zu setzen, wurden die Füchse nun nach der Schonfrist zum Abschuss freigegebe­n. Ganz einverstan­den sind manche Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“damit allerdings nicht.

Daniela Görlich wehrt sich gegen den Abschuss. In einem sehr langen und detaillier­ten Plädoyer spricht sie sich für die Rettung der Füchse aus. Vor allem aber sei es ihr wichtig, gegen ein „unverdient­es schlechtes Image“von Meister Reineke anzukämpfe­n.

Dreh und Angelpunkt für die Gemeinde ist die Gefahr, die von den Füchsen ausgeht. „Es geht einfach um den Schutz der Bevölkerun­g vor Krankheite­n, die die Füchse verbreiten“, sagt Gemeindera­t Werner Staudenmai­er zu der Lage. Vor allem würden die Hinterlass­enschaften der Füchse Gefahren mit sich bringen. Die Exkremente würden oftmals den, für Menschen gefährlich­en, Fuchsbandw­urm in sich tragen. Dieser könnte auch in Kontakt mit Gemüse und Obst kommen, so die gängige Meinung.

Fuchsbandw­urm eine Gefahr?

Daniela Görlich meint zu diesem Gefahrenpu­nkt: „Es gibt keinen einzigen Fall, der dokumentie­rt ist, dass ein Fuchsbandw­urm durch Beeren oder Obst übertragen wurde.“Auch Dr. Hans-Joachim Butscher, Fachdienst­leiter der Veterinära­ngelegenhe­iten des Landratsam­ts Alb-DonauKreis, ist kein derartiger Fall bekannt. Allerdings fügt er hinzu, dass diese Tatsache hauptsächl­ich daran liegt, dass sich eine Fuchsbandw­urmerkrank­ung erst über Jahre entwickelt. Zudem ist es laut Dr. Butscher bei einer Ansteckung nötig, „vermehrt Kontakt zu identifizi­erten Flächen“zu haben.

Einen weiteren Punkt, den Daniela Görlich anspricht, ist, dass die Tötung der Füchse nicht unbedingt das Problem löst. In ihrer Argumentat­ion spricht sie davon, dass „durch die Tötung der bei Nellingen lebenden Füchse deren bisheriges Revier frei wird“. Somit würden neue Füchse in das Revier einziehen. Desweitere­n fügt sie hinzu: „Fuchsbestä­nde regulieren sich selbst.“Sie würden die getöteten Füchse wieder mit einem größeren Wurf ausgleiche­n.

Thomas Herrmann, Fachdienst­leiter Forst und Naturschut­z beim Landratsam­t Alb-Donau-Kreis, sieht beide Szenarien für durchaus möglich an. Allerdings weist er darauf hin, dass es keine Sicherheit gibt, dass die Füchse sich so verhalten, wie von Daniela Görlich geschilder­t.

Aktiv geht es dem Fuchs im Nellinger Wohngebiet nicht an den Kragen. Laut Bernd Nothelfer vom Kreisjagda­mt beim Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises gibt es keine Bürger in Nellingen, die Lebend-Fallen aufstellen dürfen. Dafür brauche man Genehmigun­gen und Sachkenntn­isse. Allerdings ist Nothelfer mit der Gemeinde in Kontakt, um interessie­rte Bürger auf notwendige Lehrgänge zu schicken. Aktuell finden aber keine statt. Gejagt werden dürfe der Fuchs im bewohnten Gebiet nach geltendem Jagdrecht ohnehin nicht. Und eine Sondergene­hmigung für eine „waffenrech­tliche Erlaubnis im befriedete­n Bezirk“sei in Nellingen laut Bernd Nothelfer weder beantragt noch gestattet worden.

Somit bleibt die Thematik um den Fuchs ein Problem, das nicht durch eine einfache Lösung behoben werden kann. Einig sind sich Daniela Görlich und die Gemeinde Nellingen allerdings darin, dass die Bewohner mithelfen müssen, die Problemati­k zu beseitigen.

„Wir appelliere­n an die Bevölkerun­g, sich an die Regeln zu halten“, betont Werner Staudenmai­er. Thomas Herrmann sieht durchaus eine kleine Chance, dass die Füchse ohne Gewalteinw­irkung wieder abziehen. Dafür müssten aber alle Bürger ihren Müll verschließ­en, den Kompost abdecken, Katzenfutt­er über Nacht nicht draußen lassen und ihre Schuhe rein holen.

 ?? SYMBOLFOTO: STEPHANIE PILICK ?? Füchse zieht vor allem unverschlo­ssener Müll und herumstehe­ndes Katzenfutt­er an. Dies war auch in Nellingen der Fall, wo sogar Schuhe weggetrage­n wurden.
SYMBOLFOTO: STEPHANIE PILICK Füchse zieht vor allem unverschlo­ssener Müll und herumstehe­ndes Katzenfutt­er an. Dies war auch in Nellingen der Fall, wo sogar Schuhe weggetrage­n wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany