Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Maß halten

- Von Jürgen Schattmann

Dass auf den Straßen unserer Hauptstadt derzeit gefühlt kein einziger echter Berliner unterwegs ist, hat drei Gründe. a) Die Verdunstun­g. Menschen trocknen hier nach fünf Minuten aus. b) Es ist Urlaubszei­t. c) Alle Berliner mit handwerkli­chen Berufen arbeiten seit Jahren am Flughafen, um sicherzust­ellen, dass der Airport wie geplant im Jahre 2075 eröffnet wird.

Technische Probleme gehören zum Menschen wie sein Bauchnabel. Das bekamen auch die Weitspring­er im EM-Finale zu spüren. Die Lasertechn­ik, bekannt durch Herr der Ringe und Raumschiff Enterprise, soll seit kurzem eigentlich alles noch besser machen im Weit- und Dreisprung, nach dem Mittwoch muss man sagen: Die neue Supertechn­ik hat schon auch ihre Tücken. Der vierte Versuch von Fabian Heinle aus Echterding­en etwa wurde mit 7,77 m gemessen, in Wahrheit war er 8,02 weit, wie der erfolgreic­he Protest ergab. Dass Heinle mit 8,13 Metern Silber holte, änderte nichts am Ärger. Es war bei Weitem nicht der einzige falsche Wert. Es soll sich nicht um Messfehler, sondern um Bedienfehl­er gehandelt haben. Grund seien die schwierige­n Lichtverhä­ltnisse gewesen. „Die Kampfricht­er haben Schatten gemessen“, sagte Bundestrai­ner Uwe Florczak. Er schlug vor, bei der elektronis­chen Messung wie früher zusätzlich den Messpunkt im Sand abzustecke­n, DLV-Präsident Jürgen Kessing schwärmt sogar von der Rückkehr zum guten alten Maßband.

Mal wieder wurde uns allen klar: Es ist essentiell im Leben, stets Maß zu halten und niemals maßlos zu sein. Schon gar nicht im Schatten.

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