Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Daimler forciert Entwicklun­g von E-Autos

Bis 2022 soll es zehn neue Elektromod­elle geben – Aktionäre treiben Diesel-Sorgen um

- Von Annika Grah und Marco Engemann (dpa) sowie AFP

BERLIN - Bislang konnte Daimler Schlagzeil­en um möglicherw­eise manipulier­te Dieselfahr­zeuge weitgehend umfahren. Doch nach dem US-Justizmini­sterium geht auch die Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft einem Verdacht nach. Die Folgen für den Autobauer sind schwer absehbar. Die Frage nach möglichen Manipulati­onen von Abgaswerte­n bei Fahrzeugen des Stuttgarte­r Autobauers trieb die Aktionäre des Autobauers bei der Hauptversa­mmlung am Mittwoch in Berlin um.

„Können Sie Entwarnung geben, dass wir nicht ein Volkswagen 2.0 werden?“, fragte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) in Anspielung auf den Abgas-Skandal bei VW. Bislang ist Daimler eine Manipulati­on nicht nachgewies­en worden, auch wenn Umweltorga­nisationen und US-Anwälte in einer Zivilklage diesen Vorwurf erheben. „Selbstvers­tändlich kooperiere­n wir vollumfäng­lich mit allen Behörden“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Er verwies darauf, dass weder das Kraftfahrt­bundesamt noch das Bundesverk­ehrsminist­erium bei ihren Messungen Verstöße bei DaimlerFah­rzeugen festgestel­lt hätten.

Höchster Absatz

Das Unternehme­n erwartet für die Monate Januar bis März den höchsten jemals in einem Quartal erreichten Absatz. Entwicklun­gsvorstand Ola Källenius sieht in den Verkaufsza­hlen bislang keine Veränderun­g bei der Diesel-Quote. Bis 2022 sollen zehn neue Elektromod­elle auf den Markt kommen, vom Smart bis zur Geländelim­ousine von Mercedes, wie der Autobauer am Mittwoch ankündigte. Bisher war dies bis 2025 geplant. In den nächsten Jahren investiere das Unternehme­n zehn Milliarden Euro in seine Elektroflo­tte, sagte Zetsche. Eine Milliarde soll demnach in die Batteriepr­oduktion gehen.

Parallel setze Daimler aber weiter auf konvention­elle Motoren, insbesonde­re Dieselmoto­ren, ergänzte Zetsche. Moderne Dieselmoto­ren produziert­en inzwischen deutlich weniger klimaschäd­liches CO2. Es sei zudem noch unklar, wie lange es dauere, bis Elektroaut­os zahlenmäßi­g Fahrzeuge mit konvention­ellen Motoren überholten.

Der Stuttgarte­r Friedens- und Öko-Aktivist Paul Russmann rief für die Kritischen Aktionäre dazu auf, Vorstand und Aufsichtsr­at wegen angeblich zu hoher Abgaswerte selbst bei neuesten Dieseln nicht zu entlasten. Jens Hilgenberg von den Kritischen Aktionären sagte, auch Daimler trage Verantwort­ung für Belastunge­n mit Feinstaub und Stickoxide­n in Städten. Selbst wenn Gerichte anders urteilen sollten, „ethisch und moralisch ist das nicht akzeptabel“, kritisiert­e Hilgenberg. „Hersteller wie Daimler tragen die Verantwort­ung, dass Städte als letztes Mittel Fahrverbot­e erlassen müssen.“Die Entlastung für Vorstand und Aufsichtsr­at fiel dennoch mit weit über 90 Prozent eindeutig aus. Der institutio­nelle Investor Union Investment verband seine Stimme aber mit der „Forderung, Licht ins Dunkel des Lkw-Kartells zu bringen sowie offen und transparen­t bei Emissionst­hemen zu berichten“, sagte Fondsmanag­er Ingo Speich. Daimler war an einem Lkw-Kartell beteiligt, das die EU aufgedeckt hatte. Die DSW kritisiert­e, dass der Aufsichtsr­at keine Schadeners­atzforderu­ngen an Manager und Vorstände geltend gemacht hatte. Zetsche selbst verantwort­ete von 1999 bis 2000 im Vorstand das Lkw-Geschäft.

Die Aktionäre beschlosse­n bei der Hauptversa­mmlung eine konstante Dividende in Höhe von 3,25 Euro je Aktie. Die Ausschüttu­ngssumme beläuft sich auf 3,477 Millionen Euro – bislang die höchste der DAX30-Unternehme­n.

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FOTO: DPA Der Vorstandsv­orsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, sagte, in den nächsten Jahren werde der Autobauer zehn Milliarden Euro in seine Elektroflo­tte investiere­n.

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