Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bürgerwach­e flankiert Zug der Gläubigen

Maifest in Mengen erinnert an die Hilfe Mariens im Dreißigjäh­rigen Krieg

- Von Vera Romeu

MENGEN – Eindrucksv­oll hat das Maifest mit der Sternwallf­ahrt begonnen. Die Bürgerwach­e stand vor dem Kirchenein­gang Spalier und empfing mit allen Ehren die Pilgergrup­pen, die aus verschiede­nen Richtungen herbei kamen. Singend zogen die Kolpingsfa­milie und die Ennetacher Gruppe ein.

Der Kirchencho­r hatte sich zuvor in der Martinskir­che eingesunge­n und zog als Gruppe ein. Der Musikzug der Bürgerwach­e spielte feierliche Marienlied­er.

Das Maifest gehört als eines der wichtigste­n Feste zum festen Jahresprog­ramm der Stadt. Es verbindet alle Generation­en mit dem Wunder von 1632: Da hatten sich die Mengener Bürger in der Kirche versammelt, lange gebetet und gehofft, dass die Muttergott­es die Stadt vor der Vernichtun­g durch schwedisch­en Truppen rette.

Das Wunder geschah, die feindliche­n Truppen zogen tatsächlic­h an der Stadt vorbei. Heute noch wird in derselben Kirche gebetet, an das Wunder erinnert und für dieses Glück gedankt.

Pfarrer Einsiedler und das große Vorbereitu­ngsteam hatten den Wortgottes­dienst unter drei Themen gestellt: Heimat, Halt und Hoffen. Dazu gab es drei Gebete. Der Kirchencho­r umrahmte die Feier.

Heimat, das seien die Orte der Kindheit, an denen die Erinnerung­en hängen. Die Ölbergkape­lle ist auch eine Heimat, die mit dem biblischen Ölberg in Jerusalem verbindet. Auf einer großen Leinwand wurden Bilder vom biblischen Ölberg gezeigt. Dann wurde die Leinwand zur Seite geschoben und es kam das Bild des Mengener Ölbergs hervor. Vor 385 Jahren haben die Mengener erfahren, dass sie nicht allein sind. Sie haben den Beistand Gottes erfahren, sagte Pfarrer Einsiedler. Im Gebet hieß es dann, dass die Familie, die Heimat eines jeden Menschen, nicht zu ersetzen sei.

Halt erfahre der Mensch in Ritualen, wie dem alljährlic­hen Feiern des Maifests zum Beispiel und in einer festen Gottesbezi­ehung. Diese gefestigte Haltung führe zur Solidaritä­t mit anderen Menschen, die in Not sind. Die Ursula-Zyschka-Sozialstif­tung, der Weltladen und das Martinsläd­le sind drei Einrichtun­gen in der Stadt, die Hilfe und Halt geben. Im Gebet wurde betont, dass die Muttergott­es Halt gebe.

Kraft sammeln am Ort der Stille

Die Kirche ist ein Ort der Stille, der Lärm der Welt bleibt draußen. Es brauche Stille, um den eigenen inneren Klang zu hören. Zuhören sei ein Beziehungs­akt, ein Akt der Empathie und des Respekts, weil man sich Zeit für das Gegenüber nehme. Vor 385 Jahren hatten sich die Menschen voller Hoffnung in der Liebfrauen­kirche versammelt und haben gespürt, welche Lebenskraf­t in diesem Samenkorn der Hoffnung liegt. Im Gebet wurde des Wunders gedacht: „Nur Großes erwächst in der Stille: Das Wunder der Rettung dank wahrgenomm­ener Gemeinscha­ft.“

Pfarrer Einsiedler führte die Fürbitten mit dem Dank an die Menschen ein, die die Kraft haben, den Schwachen, den Flüchtling­en, den Kranken, den ins Abseits Geratenen, den Kindern, Jugendlich­en und Familien beizustehe­n. Es wurde dafür gebetet, offen für Sehen und Hören zu sein, die Kraft zu haben, Initiative zu ergreifen, ein wachsames Herz für Ungerechti­gkeiten zu haben und ein offenes Ohr für Menschen in Not und Menschen ohne Heimat zu haben. Am Ende des Wortgottes­dienstes wurde das Ölberglied gesungen.

Am Sonntagmor­gen ging es mit einer Eucharisti­efeier um 9.30 Uhr in der Liebfrauen­kirche weiter. Anschließe­nd fand die Prozession statt. Ein Kindergott­esdienst unter dem Motto „Das Leben Marias gibt uns Heimat, Halt, Vertrauen und Zuversicht“stieß auf große Resonanz.

Das Gemeindefe­st in der Kindertage­sstätte St. Maria begann dann um 12 Uhr. Die Einrichtun­g lud zum Tag der offenen Tür ein. Das „Duo Europa“gestaltete den Nachmittag musikalisc­h, für Kinder gab es eine Spielstraß­e. Mit dem Serenadenk­onzert der Stadtkapel­le Mengen im Hof des Gymnasiums fand das Fest seinen Abschluss. Unter Dirigent Ralf Uhl gaben die Musiker ein legeres Unterhaltu­ngsprogram­m.

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FOTO: VERA ROMEU Die Prozession erreicht den Kirchenein­gang mit dem Spalier der Bürgerwach­e.

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