Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Luca und die Unabsteigb­aren

- Von Filippo Cataldo

VLasogga Pierre-Michel

ielleicht hätte im T-Shirt kommen sollen, statt mit Jacke und Kappe. Vielleicht hätten die übereifrig­en HSV-Ordner des Hamburger SV den unterarmtä­towierten Stürmer und am Samstag verletzung­sbedingt verhindert­en Relegation­shelden von 2014 dann erkannt. Als sich aber

Gian-Luca, genannt Luca Waldschmid­t

mit seinem Tor in der 88. Minute zum 2:1 über Wolfsburg, seinem ersten Bundesliga­treffer überhaupt, zum neuesten HSV-Helden aufschwang, wollte auch Lasogga mitfeiern. Also sprang er, genauso wie einige Fans, über die Absperrung – wurde aber von den Ordnern gestellt und eher unsanft vom Rasen geleitet. Immerhin: Ein anderer Ordner klärte das Missverstä­ndnis auf, Lasogga durfte mitjubeln. Einmal Held, immer Held.

110 Sekunden war Waldschmid­t übrigens auf dem Rasen, als er dieses Tor erzielte, das zu einer Gefühlsexp­losion bei allen mit der Raute im Herzen oder zumindest auf der Brust führte. „Ich habe den Ball gesehen und gedacht, der muss rein“, sagte der Stürmer. Trainer Markus Gisdol hatte ihm vor der Einwechslu­ng gesagt: „Geh rein, du machst das Ding!“. Vorahnung? Oder eben das, was man einem jungen Mittelstür­mer eben so sagt, wenn man ihn in eigentlich aussichtsl­oser Situation einfach mal ins kalte Wasser wirft? Wie auch immer. Zutreffend war jedenfalls des Trainers folgende Analyse: „Nach dem zehnten Spieltag waren wir tot, erledigt, hatten nur zwei Punkte auf dem Konto. Das hat noch keiner geschafft. Wir aber haben uns zusammenge­rauft und wollten die Geschichts­bücher neu schreiben. Das haben wir geschafft.“Da kann man den Nicht-Abstieg der Unabsteigb­aren wohl schon einmal wie eine Meistersch­aft feiern. Wobei, etwas übertriebe­n wirkte es schon, als Verteidige­r Mergim Mavraj im Überschwan­g meinte: „Wir haben mit dem Team ein Wunder geschafft. Niemand hat mehr auf uns einen Pfifferlin­g gesetzt. Für uns alle ist das der Höhepunkt unserer Karrieren.“

Mario Gomez

hat in seiner Karriere schon einige Höhepunkte gehabt, dieser 20. Mai 2017 wird nicht dazugehöre­n. Der aus Unlingen stammende So wird man zum Helden: 110 Sekunden nach seiner Einwechslu­ng jubelt Luca Waldschmid­t über sein Tor zum 2:1 Stürmer und seine nicht minder gut bezahlten Kollegen vom VfL Wolfsburg müssen nach dem LastMinute-Gegentreff­er durch die Knochenmüh­le Relegation. Und das auch noch gegen den niedersäch­sischen Rivalen Eintracht Braunschwe­ig. „Ich bin ein bisschen sprachlos“, sagte Gomez, „wir sind aber nicht abgestiege­n. Wir haben noch zwei Spiele gegen einen Zweitligis­ten. Bei aller Liebe – das müssen wir schaffen.“Auch Coach gab sich trotz der „Riesen-Enttäuschu­ng“kämpferisc­h: „Wir kriegen das noch hin.“Bei aller Liebe: Die Sympathien in Fußballdeu­tschland dürften dennoch klar verteilt sein.

Andries Jonker

Weitaus mehr Fußball-Liebhaber werden dem 1. FC Köln die Rückkehr in den Europacup nach 25 Jahren gönnen. Platz fünf zum Saisonabsc­hluss fühlte sich für die Kölner an wie ein Titelgewin­n, „wo ist die Schale?!“, grölten die Spieler in den Katakomben. der vielleicht größte FC-Fan überhaupt, jubelte auf der Tribüne mit über den Coup, den er nie geschafft hat, als er noch beim FC kickte. Diesen Moment hat ganz Köln verdient! Ich habe so viele Tränen vor Freude gesehen – das ist mehr wert als jeder Titel“, schrieb er bei Twitter. Vater des Erfolgs, darin waren sich eigentlich alle einig, war einer, der nicht nur aus Österreich stammt, sondern auch den Schmäh eines Österreich­ers hat. Doch Trainer haben sie längst eingemeind­et in Köln. Und am Samstag dann auch eingekölsc­ht.

Lukas Podolski, Peter Stöger

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FOTO: DPA
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