Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gucci-Grace

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Gegen sie wirkt ihr Ehemann wie ein netter, alter Großonkel: Wohl niemand ist in Simbabwe so unbeliebt wie First Lady Grace Mugabe. Und zwar nicht nur bei Menschen, die der Opposition nahestehen, sondern auch beim Militär. Denn das Eingreifen der Generäle in dem bitterarme­n südafrikan­ischen Staat hatte vor allem ein Ziel: die 52-Jährige als nächste Staatschef­in zu verhindern.

Grace ist Robert Mugabes zweite Ehefrau. Vorher war sie seine Sekretärin – beide hatten schon zwei gemeinsame Kinder, bevor Robert Mugabes erste Frau Sally Hayfron 1992 starb. Während man dieser einen mäßigenden Einfluss auf ihren Ehemann nachsagte, gilt für die herrsch- und prunksücht­ige Grace Mugabe das Gegenteil. Dass die Präsidente­ngattin auch politische Ambitionen hat, wurde immer offensicht­licher, je stärker ihr Ehemann alterte. In ihrer Eigenschaf­t als Chefin der Frauenorga­nisation der Regierungs­partei hat sie ihren Mann schon öffentlich aufgerufen, seinen Nachfolger zu bestimmen – und damit natürlich sich selbst gemeint. Robert Mugabe hätte das wohl gern getan, doch dazu reicht die Macht des alternden Diktators in den eigenen Reihen nicht mehr aus.

Dass sie über dubiose Geschäfte reich geworden ist, unterschei­det Grace Mugabe nicht von anderen Führungsfi­guren in Simbabwe. Was sie besonders unbeliebt macht, ist ihr Hang zum Luxus. Wegen ihres kostspieli­gen Mode- und Schmuckges­chmacks ist sie auch als „Gucci-Grace“bekannt. Zum Hochzeitst­ag 2015 bestellte sie sich einen 100-Karat-Diamantrin­g für 1,35 Millionen Dollar – in einem Land, in dem viele Menschen nicht wissen, wie sie die nächste Mahlzeit bezahlen sollen. Ulrich Mendelin

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