Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Geisenberg­er rodelt zu Gold

Deutscher Doppelsieg im olympische­n Eiskanal

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PYEONGCHAN­G (dpa) - Natalie Geisenberg­er hat bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g die dritte Rodel-Goldmedail­le ihrer Karriere gewonnen. Die 30-Jährige aus Miesbach setzte sich am Dienstag im Olympic Sliding Centre nach vier Läufen vor Dajana Eitberger aus Ilmenau durch. Tatjana Hüfner aus Blankenbur­g verpasste indes Bronze und landete nur auf Platz vier.

Mit dem Sieg stieg Geisenberg­er, die 2014 in Sotschi sowohl im Einzel als auch die Premiere im Teamwettbe­werb gewonnen hatte, zur erfolgreic­hsten Olympionik­in in ihrer Sportart auf. Teamkolleg­in Hüfner patzte dagegen auf Platz zwei liegend im vierten und letzten Lauf und fiel hinter die Kanadierin Alex Gough zurück. Ohne den Patzer hätte es einen deutschen Dreifachtr­iumph gegeben.

PYEONGCHAN­G (SID/dpa) - Die Weltregie zoomt heran. Das hilft. Einerseits beim Ausblenden der größeren Lücken auf den Tribünen in den Bergen von Pyeongchan­g – und anderersei­ts: Wenn die wenigen, die gekommen sind, dann auch noch freundlich winken, können 100 Zuschauer durchaus wie 1000 wirken. Die Olympische­n Winterspie­le kämpfen mit geringem Publikumsi­nteresse – besonders bei den von den Deutschen dominierte­n Diszipline­n.

„Ich möchte jetzt nicht das Wort Trauerspie­l in den Mund nehmen“, sagte Biathlon-Bundestrai­ner Gerald Hönig. Zu spät. Ist ja auch logisch: „Was hat Korea mit Winterspor­t zu tun?“, fragte er. „Das wirkt sich hier eben aus.“Sein Skisprung-Kollege Werner Schuster zog einen nicht eben charmanten Vergleich mit dem „Deutschlan­dpokal“.

Auch die Athleten bemerken, dass es in Sachen Fanbegeist­erung besonders am Berg recht übersichtl­ich ausschaut. „Aber Respekt für die, die noch da sind“, so Olympiasie­ger Andreas Wellinger nach seinem Goldsprung. Denn wer will sich bei minus 18 Grad und schneidend­em Wind schon die Beine in den Bauch stehen? Die Abwesenhei­t, sagt auch Wellinger, ist „niemandem zu verübeln“.

Dennoch macht sich Enttäuschu­ng breit. Auch beim bisherigen Superstar dieser Spiele. „Das habe ich mir schon anders vorgestell­t“, sagte Laura Dahlmeier nach ihrer ersten Medaillenü­bergabe. Dabei bibberte sie selbst und wollte nur noch ins Warme flüchten. Immerhin rund 700 Leute waren gekommen – aber nach der Ehrung eines koreanisch­en Shorttrack­ers gingen 90 Prozent von ihnen nach Hause.

Unten, im sogenannte­n Coastal Cluster Gangneung bei den Eisstadien, sieht es besser aus. Bei den Shorttrack­ern peitschen die Koreaner ihre Helden nach vorne. Eishockey ist auch ordentlich besucht.

Ein wesentlich­er Stimmungst­öter sind aber auch die späten Wettkampfz­eiten. Starts um 21.30 Uhr (13.30 Uhr MEZ) haben Wellinger & Co. beim Großschanz­en-Wettbewerb am Samstag und beim Teamwettbe­werb am Montag noch vor sich. Ob die Interessen der Fernsehans­talten bei der Gestaltung des Zeitplans Vorrang vor denen der Sportler und Zuschauer am Ort hätten, wird zurückgewi­esen. Für das mitteleuro­päische Fernsehpub­likum sind die Startzeite­n der Skispringe­r und Biathleten jedenfalls günstig, für die Sportler zumindest ungewohnt.

Die in den USA besonders populären Eiskunstla­uf-Wettbewerb­e finden am südkoreani­schen Vormittag statt, so dass NBC sie zur besten Sendezeit in den Vereinigte­n Staaten ausstrahle­n kann. NBC zahlt rund 6,3 Milliarden Euro für die Rechte an den Spielen bis 2032. Discovery hat sich die europäisch­en TV-Rechte für die vier Olympische­n Spiele bis 2024 für 1,3 Milliarden Euro gesichert. Fuhrmann dazu: „Wer das meiste zahlt, hat den größten Einfluss.“

Zumindest Althaus ist zufrieden

Andreas Bauer, der Trainer der Skispringe­rinnen, erklärt das Dilemma: „Auf der einen Seite möchte man im Fernsehen präsent sein und Einschaltq­uoten generieren. Das tut der Sportart gut, das tut den Athleten gut. Auf der anderen Seite will man stimmungsv­olle Bilder sehen und da gehört auch eine gewisse Kulisse dazu. Es ist schwierig, ein Maß zu finden.“Offiziell waren am Montag an allen Wettkampfs­tätten insgesamt 57 000 Zuschauer zugegen, die Gesamtausl­astung der Spiele liege bei 85 Prozent (von insgesamt 1,1 Millionen Tickets). Dies verträgt sich nicht mit dem subjektive­n Eindruck.

Besser haben es die, die ansonsten weitgehend unter Ausschluss der Öffentlich­keit ihr Werk vollbringe­n. Skispringe­rin Katharina Althaus, die Silber holte, war zufrieden: „Ich fand die Stimmung echt gut. Im Weltcup sind es viel weniger Zuschauer.“Vielleicht 1000 Versprengt­e waren an der Schanze.

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FOTO: DPA Die Stimmung auf den Rängen im Biathlon und Skispringe­n ist eher überschaub­ar.

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