Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eine offene Frage
Zum Artikel „Gündogan und Özil werben für Erdogan“(15.5.):
Es ist unglaublich, dass sich deutsche Fußball-Nationalspieler wie Özil und Gündogan gemeinsam mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan in voller Pose werbewirksam von der internationalen Presse ablichten lassen und sich damit für Wahlkampfzwecke in vollem Umfang instrumentalisieren lassen. Denn Erdogan ist kein gewöhnlicher Staatspräsident, sondern als „Sultan vom Bosporus“ein lupenreiner Autokrat, der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie mit Füßen tritt, und der seine politischen Gegner wo auch immer schikaniert, diffamiert, verfolgen und verhaften lässt. Es ist kaum vorstellbar, dass die deutschen Nationalspieler davon nichts gewusst haben, was nur bedeuten kann, dass ihnen das egal ist oder sie Erdogan sogar als Despoten huldigen.
Jedenfalls haben sie mit ihrer naiven sorglosen Einlassung der Integrationsarbeit der letzten Jahre einen schweren Schaden zugefügt und zu Unzeiten wieder eine völlig unnötige Integrationsdebatte ausgelöst. Immerhin hat der türkischstämmige deutsche Nationalspieler Emre Can als dritter im Bund die Einladung von Erdogan als geschmacklose Wahlkampfhilfe bravurös dankend abgelehnt. Das verdient in hohem Maße Respekt und volle Anerkennung. Die Frage, warum Özil und Gündogan sich überhaupt eingelassen haben, bleibt eine offene Frage und wohl ihr Geheimnis!
Dietmar Helmers, Westerheim
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