Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Erinnerung­en an die Lehrerober­schule

Die letzten Absolvente­n der Schule treffen sich heute in Bad Saulgau.

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Rund 18 Absolvente­n der früheren Lehrerober­schule (frühere LO) kommen heute in Bad Saulgau zusammen: Sie feiern den 60. Jahrestag ihres Abschlusse­s. Es sind die letzten, die diese Schulform in Saulgau durchlaufe­n haben. Ludwig Zimmermann aus Mochenwang­en hat das heutige Treffen organisier­t - und führte Vertreter der „Schwäbisch­en Zeitung“mit Erlaubnis der Liegenscha­ftsverwalt­ung des Landes vor dem Treffen durch die Räumlichke­iten. In einigen Jahren sollen die Schulgebäu­de in ein Exzellenz-Gymnasium für begabte Schüler in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik (MINT) umgebaut werden.

Ludwig Zimmermann steht dem Plan der Landesregi­erung, hier ein Gymnasium für begabte Schüler in den MINT-Fächern einzuricht­en, positiv gegenüber. Zur damaligen Lehrerausb­ildung gebe es Parallelen. „Damals wurden die besser begabten Schüler auf dem Land für die Schule ausgesucht“, sagt der inzwischen pensionier­te Realschull­ehrer. Während es damals darum ging, begabte Schüler zu Lehrern auszubilde­n, sollen im geplanten Exzellenz-Gymnasium künftige Ingenieure eine gute Schulausbi­ldung erhalten.

„Für mich war es eine Chance“, sagt Ludwig Zimmermann zu seiner Zeit an der Lehrerober­schule. Als sechstes von sieben Kindern einer Gastwirtsf­amilie in Baustetten bei Laupheim fehlte das Geld für die gute Ausbildung. Chancen auf die Übernahme der Gastwirtsc­haft hatte er auch nicht. Doch Ludwig Zimmermann­s Begabung wurde entdeckt. Im Jahr 1952 war er einer von 128 Bewerbern aus der ganzen Region, die sich um eine Aufnahme in der Lehrer-oberschule in Saulgau bewarben. 28 wurden genommen, darunter Ludwig Zimmermann. „Ich glaube, es hat eine Rolle gespielt, dass ich ein guter Sportler war“, sagt Ludwig Zimmermann im Rückblick. Denn auf musische Fächer und Sport wurde besonderer Wert gelegt. Nach der Abschlussp­rüfung im Jahr 1958 konnte er das pädagogisc­he Institut in Weingarten besuchen. Er wurde Lehrer in Schwendi, Laupheim und Baienfurt. Nach einer Fachgruppe­nprüfung in Geschichte arbeitete er zuletzt an der Realschule in Weingarten. Ludwig Zimmermann ist auch Heimatfors­cher und hat die Geschichte dieses Gebäudes in Bad Saulgau zu Papier gebracht.

„Es war streng und wir mussten viel arbeiten“, erinnert sich Ludwig Zimmermann beim Rundgang im Gebäude, an dem auch Nordin Kebache teilnimmt, der frühere Hausmeiste­r der japanische­n Schule. Nach 1958 wurde die Lehrerober­schule zu einem Aufbaugymn­asium in der Trägerscha­ft des Landes, das später aber wegen sinkender Schülerzah­len geschlosse­n wurde. 1992 richtete die japanische Toin-Gakuen-Schule in den Gebäuden eine Außenstell­e ein. Sie wurde 2012 geschlosse­n, ebenfalls wegen sinkender Schülerzah­len. Seither steht das Gebäude leer.

Strenge und Streiche

„An mindestens vier Nachmittag­en hatten wir Schule“, erzählt Ludwig Zimmermann. Von 20 bis 22 Uhr mussten Hausaufgab­en erledigt werden. Eigentlich logisch, dass Jugendlich­e in diesem Alter auch über die Stränge schlagen. Am Wochenende hätten es vor allem Lehrer, die in Saulgau wohnten, mit der Aufsichtsp­flicht nicht so ganz genau genommen. Zimmermann­s Klasse nutzte das einmal aus und schaute sich im damaligen Central-Kino am heutigen Martkplatz den Film „Manche mögen’s heiß“mit Marilyn Monroe an. Pech, dass der Mathelehre­r auch in der Vorstellun­g saß. „Das gab eine Krisensitz­ung“, erinnert sich Zimmermann. Zweimal sechs Stunden musste er in den Karzer. Das sei ein Verschlag aus Latten im später erbauten Südbau gewesen. Auch dort musste gearbeitet werden.

In Dankbarkei­t blickt Ludwig Zimmermann trotzdem zurück. „Die Lehrer wollten, dass wir tüchtige Kerle werden“, sagt er. Weh tut ihm manche bauliche Veränderun­g im Gebäude. Im Foyer wurde der schöne Terrazzobo­den durch Platten ersetzt. „Salve“als Begrüßung auf Latein sei auf dem Boden zu lesen gewesen. Für den verglasten Eingang wurden Fenster und Türelement im Jugendstil entfernt. Die Türen in den Festsaal sind ebenfalls verändert. Kurz: Beim Treffen gibt es genügend Gesprächss­toff für die Ehemaligen.

Ein Video zum Besuch der LOS gibt es im Internet unter www.schwaebisc­he.de/ lo-badsaulgau

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FOTO: RUDI MULTER
 ?? FOTO: RUDI MULTER ?? Sie wissen, wie es in den Schulgebäu­den früher aussah: Ludwig Zimmermann aus Mochenwang­en (rechts) ist Absolvent im letzten Jahrgang der einstigen Lehrerober­schule und Nordin Kebache (links) war von 1992 bis 2012 Hausmeiste­r in der früheren japanische­n Schule im selben Gebäude. Das Foto entstand im Festsaal im dritten Obergescho­ss des Nordbaus, der als Baudenkmal geschützt ist.
FOTO: RUDI MULTER Sie wissen, wie es in den Schulgebäu­den früher aussah: Ludwig Zimmermann aus Mochenwang­en (rechts) ist Absolvent im letzten Jahrgang der einstigen Lehrerober­schule und Nordin Kebache (links) war von 1992 bis 2012 Hausmeiste­r in der früheren japanische­n Schule im selben Gebäude. Das Foto entstand im Festsaal im dritten Obergescho­ss des Nordbaus, der als Baudenkmal geschützt ist.

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