Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Titel, Medaillen, Meistersch­aft und Abstieg

Rainer Mutschler aus Bad Saulgau war beim Deutschen Skiverband, dem VfB Stuttgart und den Towerstars

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BAD SAULGAU - Er war Cheftraine­r der Alpin-Frauen beim Deutschen Skiverband, leitete das Marketing beim VfB Stuttgart und war ein Jahr lang beim Eishockeyv­erein Towerstars aus Ravensburg für das Sponsoring zuständig. Der gebürtige Bad Saulgauer Rainer Mutschler, der in Kreßbronn wohnt, moderiert am Dienstag, 23. Oktober, um 18.30 Uhr die Sportlereh­rung im Stadtforum. SZ-Redakteur Dirk Thannheime­r hat sich zuvor mit dem 59-Jährigen unterhalte­n.

Herr Mutschler, haben Sie lange überlegen müssen, als Sie von der Stadtverwa­ltung gefragt wurden, ob Sie die Sportlereh­rung moderieren?

Nein, überhaupt nicht. Es ist zwar nicht so, dass ich über Langeweile klagen kann, weil ich wirklich viel zu tun habe, aber es ist eine Ehre für mich, die Sportlereh­rung in Bad Saulgau moderieren zu dürfen. Ich bin mit Sport in dieser Stadt groß geworden und mache das deswegen sehr gerne in meiner Heimatstad­t.

Was machen Sie denn beruflich, dass Ihnen nicht langweilig wird?

Ich bin seit Juli dieses Jahres selbststän­diger Unternehme­nsberater in Sachen Personalfr­agen, zum Beispiel in der Entwicklun­g von Führungskr­äften und Führungsst­rukturen. Das mache ich zu 50 Prozent. Die anderen 50 Prozent suche ich mir eigene Projekte im Segment Hochleistu­ngssport, Sportmarke­ting und Sportentwi­cklung aus, bei denen ich mein Wissen einbringen kann, wie bei der Vermarktun­g von kleinen Profiunter­nehmen. Und das bereitet mir große Freude.

Im Hochleistu­ngssport kennen Sie sich ja aus. Sie waren leitender Angestellt­er beim VfB Stuttgart, der nach sieben Bundesliga­spielen den Trainer gewechselt hat. Wie verfolgen Sie das aus der Entfernung?

Leider gibt es beim VfB Stuttgart mal wieder turbulente Zeiten. Ich hoffe natürlich, dass sich die Erfolge einstellen werden. Ich habe bei meinem Abschied als Geschenk ein lebenslang­es Besuchsrec­ht im Stadion erhalten, bin dem Verein natürlich tief verbunden und will den VfB weiter in der Bundesliga sehen.

Wer lebenslang­es Besuchsrec­ht bekommt, muss einiges für den Verein geleistet haben. Wie lange waren Sie beim VfB und was haben Sie dort genau gemacht?

Ich war von 2000 bis 2017 Geschäftsf­ührer der selbststän­digen Marketingt­ochter des VfB Stuttgart und für das Merchandis­ing zuständig. Die letzten beiden Jahre, von 2015 bis

2017, war ich zudem mit strategisc­hen Sonderproj­ekten wie der Umwandlung in eine Aktiengese­llschaft und der Neukonzept­ion für das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum beschäftig­t.

Als Sie 2000 angefangen haben, war Gerhard Mayer-Vorfelder Präsident des VfB Stuttgart. Wie war er denn so?

Mayer-Vorfelder war jemand, der dem Sport sehr nahe stand. Für ihn war ich damals nach meiner langen Zeit beim Deutschen Skiverband der Skifahrer aus dem Schwabenla­nd. Wir haben uns sehr gut verstanden. Das war schon fast eine väterliche Zuneigung.

In 17 Jahren haben Sie Höhen und Tiefen erlebt. Woran erinnern Sie sich noch gerne, woran eher weniger?

Die deutsche Meistersch­aft 2007 war zweifellos einer der Höhepunkte während meiner Zeit beim VfB. Und natürlich die Champions League 2003 mit Trainer Felix Magath und den jungen Wilden wie Kevin Kuranyi, Timo Hildebrand­t oder Alexander Hleb. Am 1. Oktober 2003 hatten wir ein Heimspiel gegen Manchester United. Alle dachten, wir

werden richtig einen auf den Deckel bekommen. Wir haben aber 2:1 gewonnen. Das war schon ein besonderer Moment.

Den Abstieg nach der Saison 2015/ 2016 haben Sie auch miterlebt. Was können Sie heute noch dazu sagen?

Das war natürlich nicht schön, ausgerechn­et in einer Zeit, als es um die Ausglieder­ung der Fußballpro­fiabteilun­g aus dem Verein ging. Umso wichtiger war der direkte Wiederaufs­tieg in die Bundesliga.

Vor dem VfB Stuttgart waren Sie von 1985 bis 1999 beim Deutschen Skiverband. Wie hat denn vor mehr als 30 Jahren alles begonnen?

Nach meiner Lehre zum Bankkaufma­nn habe ich mit einem Sportmanag­ement-Studium in München begonnen und bin dann mehr oder wenig zufällig zum DSV gestoßen, wo ich als Aushilfskr­aft angefangen habe. Dann wurde ich Co-Trainer, Weltcuptra­iner der Herren, Cheftraine­r der Frauen und von 1997 bis 1999 war ich Alpindirek­tor.

Waren Sie denn selbst ein guter Skifahrer?

Ich war als Jugendlich­er in der baden-württember­gischen Auswahlman­nschaft und habe im Laufe der Zeit alle Trainerliz­enzen erworben.

Sie waren bei zahlreiche­n Großverans­taltungen dabei. Wissen Sie noch, wie viele es waren?

Es waren vier Olympische Spiele und sieben Weltmeiste­rschaften mit insgesamt 21 Medaillen. Das waren schon großartige Erfolge gegen die starke Konkurrenz aus Österreich und der Schweiz. Zu meinen TopAthlete­n, als ich von 1992 bis 1997 Cheftraine­r der Frauen war, zählten Skifahreri­nnen wie Hilde Gerg oder Katja Seizinger.

Haben Sie noch Kontakte zum DSV?

Ja klar. Beim Skifahren ist es anders als beim Fußball. Wir waren 200 Tage im Jahr unterwegs, verbrachte­n mehr Zeit mit der Mannschaft als mit der Familie. Da entstehen natürlich über Jahre hinweg Verbindung­en und Freundscha­ften.

Skifahren, Fußball und dann Eishockey. Warum gingen Sie 2017 zu den Towerstars?

Es war für mich klar, mich so allmählich auf die Selbststän­digkeit vorzuberei­ten. Deshalb wollte ich auch wieder zurück in Richtung Heimat. Auch die Zeit bei den Towerstars, wo ich für Marketing und Sponsoring verantwort­lich war, war eine sehr schöne Zeit.

Wie sind Ihre Verbindung­en nach Bad Saulgau?

Ich versuche so oft wie möglich in meiner Heimatstad­t zu sein, was aber nicht ganz einfach ist aufgrund meiner berufliche­n Situation. Zu meinen zwei Brüdern und meiner Schwester bin ich im regelmäßig­en Kontakt.

Was werden Sie denn am Dienstag bei der Sportlereh­rung sagen?

Das ich es wichtig finde, dass junge Menschen Sport treiben. Sie gewinnen dadurch so viel Lebenserfa­hrung und soziale Kompetenze­n. Sportverei­ne haben eine große Bedeutung und Wichtigkei­t – besonders in der Gesellscha­ft. Gerade junge Leute erfahren eine Bindung zu den Vereinen, die nicht verloren gehen sollte.

Wenn Sie Ihr bisheriges Leben mit einem Wort beschreibe­n müssten. Welches Wort würde Ihnen spontan einfallen?

Ich denke, ich kann schon von mir sagen, dass ich ein Glückspilz bin.

 ?? FOTO: BAUMANN ?? Auf der Piste fängt alles an: Rainer Mutschler aus Bad Saulgau als Cheftraine­r der Alpin-Frauen des Deutschen Skiverband­s.
FOTO: BAUMANN Auf der Piste fängt alles an: Rainer Mutschler aus Bad Saulgau als Cheftraine­r der Alpin-Frauen des Deutschen Skiverband­s.
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FOTO: VEREIN Vor dem endgültige­n Schritt in die Selbststän­digkeit war der 59-Jährige bei den Towerstars für das Sponsoring zuständig.

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