Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Einsätze der DRK-Rettungshundestaffel gehen zurück
Grund: Die Polizei baut ihre eigene Hundesuche aus und die technische Ausrüstung wird immer besser
SIGMARINGEN - Bei einem Erdbeben gilt es als oberste Priorität, die verschütteten und verletzten Personen zu retten, die sich nicht mehr selbst helfen können. Wenn Rettungskräfte und Maschinen nicht an ihre Genzen kommen, sind Rettungshunde oft die einzige Chance, die die Betroffenen auf ein Überleben haben. Genau dafür trainieren die Hundeführer mit ihren Vierbeinern bei der Rettungshundestaffel des DRK Kreisverbands Sigmaringen zwei Mal die Woche. Doch ihre Einsätze gehen seit den vergangenen drei Jahren stetig zurück – von 40 Einsätzen vor drei Jahren auf aktuell acht bis neun Einsätze im Jahr. Doch woran liegt das?
Zum einen an der Ausrüstung und dem Equipment der Rettungsgruppen, welches sich in den letzten Jahren immer mehr verbessert hat. Feuerwehren nutzen inzwischen hochsensible Drohnen, die genutzt werden können, ohne dass sich Mensch oder Tier dafür in Gefahr bringen müssen. Siegfried Bahr, Staffelleiter der Hundestaffel in Sigmaringen weiß aber auch noch einen zweiten Grund für den Rückgang. „Die Polizei hat den Bereich Hundesuche in ihren eigenen Reihen extrem ausgebaut. Dadurch kommen unsere Rettungshunde erst nach jenen der Polizei zum Einsatz“, sagt er. „Natürlich sind bei Straftaten, Drogen und Sprengstoff nach wie vor die Polizeihunde gefragt. Beim Suchen und Retten von vermissten Personen wären wir dann wiederum gefordert“, erklärt Bahr. Aber auch hier ist die Polizei mit eigenen Tieren aktiv.
Zwölf Ehrenamtliche
Die derzeit zwölf ehrenamtlichen Mitglieder der Rettungshundestaffel in Sigmaringen sind jedoch davon überzeugt, dass sich die Situation wieder verbessern wird, da sie sich selbst finanzieren und erst mal abwarten wollen, wie sich die Zahlen entwickeln. Also wird weiter zwei Mal pro Woche geprobt: Bei ihrem Training werden hauptsächlich zwei unterschiedliche Situationen mit realen Einsatzbedingungen geübt. Beim sogenannten „Mantrailing“wird der hervorragende Geruchssinn des Hundes dafür genutzt, eine bestimmte Person aufzufinden. Hierfür wird lediglich eine sogenannte Geruchsschleppe benötigt, damit der Hund weiß, welchen Geruch er nachverfolgen muss. Am besten eignen sich hier jegliche Arten von Körperflüssigkeit, aber auch getragene Schuhsohlen der gesuchten Person. Für den Hundeführer ist es am Wichtigsten zu erkennen, wann sein Hund auf der Spur ist. Aus diesem Grund geht die Ausbildung der Hunde sowie der Hundeführer insgesamt zwei Jahre und muss alle zwei Jahre aufgefrischt werden.
Mehr Akzeptanz erwünscht
Mit Blaulicht und Sirene geht es bei der zweiten Übung mit beiden Einsatzfahrzeugen zu einem verlassenen Waldstück auf dem alten Gelände der Bundeswehrkaserne. Zwei Hundeführer müssen mit jeweils einem Helfer in verschiedenen Teams eine vermisste Person finden. Der Helfer des Hundeführers ist dabei für den Kompass sowie das Funkgerät zuständig und kümmert sich um Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die ausschließlich ehrenamtlichen Hundeführer und Helfer müssen bei ihrer Tätigkeit nicht nur ihren Hund trainieren, sondern auch eine Grundausbildung des DRK sowie spezifische Lehrgänge absolvieren. Siegfried Bahr wünscht sich mehr Akzeptanz in der Bevölkerung und mehr Initiative des Bundesverbands Rettungshunde, der mehr Fingerspitzengefühl in diesem Problem zeigen solle. „Unser Einsatz zählt, auch wenn man uns nicht sehr häufig braucht, oft nur noch als letzte Möglichkeit. Mit jedem erfolgreichen Einsatz ist hoffentlich ein Menschenleben gerettet. So etwas treibt uns an“, sagt Bahr.
Ein Video zu dem Thema finden Sie unter www.schwaebische.de/ rettungshundestaffel