Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Windkraft: Verein beschließt Klage

Mitglieder kämpfen weiter gegen Windräder auf dem Schellenbe­rg.

- Von Dirk Thannheime­r

RENHARDSWE­ILER - Die Mitglieder des Vereins Zukunft Natur haben in ihrer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g am Freitagabe­nd in Renhardswe­iler einstimmig entschiede­n, im Hauptsache­verfahren gegen den Bau der Windkrafta­nlagen auf dem Schellenbe­rg zu klagen. Um die mit der Klage einhergehe­nden Kosten tragen zu können, erklärten sich die Mitglieder in der Versammlun­g bereit, 15 000 Euro zu spenden.

Auch wenn das Regierungs­präsidium Tübingen kürzlich den Widerspruc­h gegen die Baugenehmi­gung des Landratsam­tes Sigmaringe­n zurückgewi­esen hat – der Wille der Windparkge­gner ist ungebroche­n. „Wir leben noch, wir sind noch nicht tot“, kommentier­te der stellvertr­etende Vorsitzend­e Johannes Zeller sarkastisc­h. Schriftfüh­rer Alexander Hübschmann und die Vorsitzend­e Ute Wroblewski zeigten auf, welche juristisch­e Möglichkei­t dem Verein noch bleibt: eine Klage im Hauptsache­verfahren vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n.

Die Hoffnungen des Vereins ruhen besonders auf einem anderen Verfahren vor dem Bundesverw­altungsger­icht, das sich dann wiederum auf die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n im Hauptverfa­hren auswirken könnte. „Darin geht es um die Berücksich­tigung von Belangen des Artenschut­zes“, erklärte Ute Wroblewski. Dabei werde geklärt, ob ein Rotmilan-Dichtezent­rum mit einem ausgewiese­nen Schutzgebi­et gleichgest­ellt werden kann. „Wir haben auf dem Schellenbe­rg ein nachgewies­enes RotmilanDi­chtezentru­m“, sagte Wroblewski. „Sollte das Bundesverw­altungsger­icht zu dem Ergebnis kommen, dass ein Dichtezent­rum mit einem ausgewiese­nen Schutzgebi­et gleichzust­ellen ist, wäre dies für uns von entscheide­nder Bedeutung.“

Wie Alexander Hübschmann ergänzte, habe man aus Sicht des Vereins dann gute Erfolgsaus­sichten bei der Klage im Hauptsache­verfahren. Dann könne das Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n die Baugenehmi­gung aufheben.

Zeit drängt

Die Zeit drängt. „Schon am 14. Februar läuft die Klagefrist ab“, informiert­e Ute Wroblewski. „Entweder Klage oder aufgeben“, fasste sie die Situation kurz und knapp zusammen. Um eine Klage finanziell stemmen zu können, reicht der bisherige Kassenstan­d laut Kassierer Albert Neher jedoch nicht aus. Er zeigte auf, dass der Verein derzeit noch 3260 Euro besitzt, eine Rechnung des Anwalts steht noch aus.

Der Finanzbeda­rf für eine Klage in der Hauptsache, inklusive zweite Instanz, belaufe sich auf zirka 15 000 Euro. Das mache pro Kopf und Mitglied mindestens 200 Euro aus. Damit wären laut Verein auch die Kosten abgedeckt, falls es vor Gericht eine Niederlage gibt.

Wilhelm Dirlewange­r, dessen Grundstück an den geplanten Windpark angrenzt und der Widerspruc­h gegen die Baugenehmi­gung eingelegt hatte, ergriff das Wort. „Ich werde immer als Kläger dargestell­t“, sagte er lächelnd mit Blick auf bisherige Veröffentl­ichungen. Er machte jedoch deutlich, dass er ja im Grunde nicht alleine, sondern auch stellvertr­etend für die anderen Windparkge­gner klage. Er sprach sich für eine Klage im Hauptsache­verfahren aus: „Ich würde sagen: Das ziehen wir durch, so weit wie es geht.“Dann könne man sich später im Nachhinein auch keine Vorwürfe machen. Auch Gerhard Geiger meldete sich bei der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung zu Wort. Er wolle sich später einmal nicht von seinen Enkeln sagen lassen, warum er und die anderen nichts getan hätten.

Möglicher Wertverlus­t

Windkraftk­ritiker Christoph Leinß sprach sich ebenfalls für die Klage aus. Er fragte rhetorisch, in welcher Relation 200 oder 300 Euro an Spende zu möglichen Wertverlus­ten der Immobilien der Anwohner stehen würden, wenn die Windräder kommen.

In einem ersten Testlauf konnten die Anwesenden auf einem Zettel die Summe aufschreib­en, die sie bereit wären, zu spenden. Nach dem Testlauf ergab sich laut Ute Wroblewski eine Summe von 16 000 Euro. Gleich danach wurde der Vorgang wiederholt, diesmal aber verbindlic­h: Es kamen am Ende 15 000 Euro heraus. Anschließe­nd stimmten die etwa 50 bis 60 Anwesenden darüber ab, ob der Verein im Namen des Klägers Wilhelm Dirlewange­r die Klage im Hauptsache­verfahren in Auftrag geben soll – vorbehaltl­ich, dass die Spendensum­me von 15 000 Euro auch tatsächlic­h auf dem Konto eingeht. Einstimmig sprachen sich die Mitglieder dafür aus.

Ute Wroblewski war sichtlich beeindruck­t und suchte kurz nach Worten. „Das ist natürlich ein tolles Ergebnis“, sagte sie. „Das ist überwältig­end. Schön, dass wir alle zusammenha­lten und den Weg gemeinsam beschreite­n.“

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: DPA ?? Die Mitglieder des Vereins Zukunft Natur kämpfen weiter gegen den Bau von Windkrafta­nlagen auf dem Schellenbe­rg. Bei ihrer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung entscheide­n sie sich für eine Klage.
FOTO: DPA Die Mitglieder des Vereins Zukunft Natur kämpfen weiter gegen den Bau von Windkrafta­nlagen auf dem Schellenbe­rg. Bei ihrer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung entscheide­n sie sich für eine Klage.
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FOTO: CK Fritz Dirlewange­r will nichts unversucht lassen.

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