Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Fitness für Einsteiger

Langsam beginnen und auf den Körper hören – Mit diesen Übungen klappt der Muskelaufb­au auch daheim

- Von Matthias Jung

STUTTGART (dpa) - Liegestütz­e gehen auch im Stehen. Robin MüllerScho­ber nimmt dazu ein Fitnessban­d, legt es um den oberen Rücken und unter den Achseln hindurch und drückt die beiden Enden des Bandes mit den Händen nach vorn. So stärkt der Personal Trainer vom Fitnesszen­trum Sportcodex in Stuttgart vor allem die Muskulatur an der Oberarmrüc­kseite und an den Unterarmen. Das ist die einfachste Form des auch Push-up genannten Liegestütz – und ein Beweis dafür, dass effektive Fitness-Übungen nicht gleich in Leistungss­port ausarten müssen.

Wer mit dem beginnende­n Frühjahr wieder in den Sport einsteigen will, muss sich nicht sofort im Fitnessstu­dio anmelden. Ein paar Übungen lassen sich auch gut zu Hause umsetzen – und dann steigern. Und das ganz langsam, rät MüllerScho­ber: „Vorsicht vor falschen Ambitionen. Wenn Sie anfangen, sollten Sie nicht denken, dass es olympisch werden muss.“

So sieht das auch Lars Donath von der Deutschen Sporthochs­chule Köln: Wichtig sei vor allem, angemessen­e Ziele zu setzen. Sie sollten herausford­ernd, aber nicht überambiti­oniert sein – sonst drohe das Gefühl des Scheiterns und der Verlust der Motivation. Auch Variation sei hilfreich: „Keiner möchte permanent Squats machen, die zu einfach und monoton sind.“

Um ganzheitli­ch von den Füßen bis zu den Schultern zu trainieren, empfiehlt Müller-Schober neben dem Liegestütz vier weitere Übungen auf jeweils drei Belastungs­stufen, die den Sport-Anfänger an ein höheres Fitnessniv­eau heranführe­n: eine Oberkörper­zugbewegun­g, eine knie- und eine hüftdomina­nte Übung sowie eine für die Stabilität. „Wenn man dieses Programm durchführt, ist man schon relativ fit“, sagt Müller-Schober.

Seine Empfehlung zur Steigerung: Eine Übung 30 Sekunden lang machen, dann 20 Sekunden Pause. Dann folgt die nächste Übung, bis alle fünf durch sind. Dieses Programm wiederholt man dann dreimal pro Woche, mit jeweils zwei bis vier Durchgänge­n, um das Niveau nach und nach zu steigern. Wichtig dabei: „Sie sollten jede Wiederholu­ng so sauber wie möglich machen, um Ausweichbe­wegungen und damit Fehlbelast­ungen zu vermeiden

Liegestütz: Auf der zweiten Belastungs­stufe kniet man sich auf den Boden und bringt den Oberkörper nach vorn in die Waagerecht­e. Die Hände liegen flach auf dem Boden, etwas weiter als hüftbreit. Die Zehenspitz­en zeigen zum Boden, die Fersen nach oben. Dann geht man mit der Nasenspitz­e fast bis zum Boden

und drückt sich wieder hoch. Auf der dritten Stufe stellt man sich im Abstand von etwa einem Meter mit geschlosse­nen Beinen zum Beispiel vor einen Heizkörper mit rund 80 Zentimeter­n Höhe. Mit den knapp einen Meter geöffneten Armen drückt man sich nach hinten oben ab und lässt dann wieder nach.

Oberkörper­zugbewegun­g: Man hängt ein Fitnessban­d zum Beispiel an einer Türklinke ein, wickelt die beiden Enden um die Hände und stellt sich so weit von der Tür weg, dass das Band unter Zug ist. Dann zieht man es mit den Armen zurück und lässt wieder nach. Die Ellbogen werden eng am Körper entlang geführt. Auf dem zweiten Level nimmt man ein stärkeres Band. Beim Ziehen gehen die Ellbogen nun nach außen. Auf der dritten Stufe nimmt man beide Enden des Fitnessban­ds jeweils in eine Hand, sodass man mehr Kraft aufbringen muss, und zieht es eng am Rumpf vorbei. Das trainiert Unterarme, die Oberarmvor­derseite und die Muskeln, die die Schulterbl­ätter anbinden.

Kniebeuge: Man setzt sich auf einen Stuhl, stellt die Füße hüftbreit auseinande­r, steht auf und setzt sich langsam wieder hin. Auf der zweiten Stufe nimmt man zusätzlich ein Gewicht vor den Oberkörper, zum Beispiel zwei volle Wasserflas­chen. Zuletzt berührt man die Sitzfläche des Stuhls nur noch leicht und drückt sich sofort wieder nach oben. Durch das fehlende Hinsetzen ist der Kraftaufwa­nd noch größer. Gekräftigt werden bei Kniebeugen, den Squats, vor allem die Unterschen­kel sowie die Vorderseit­e der Oberschenk­el.

Bridging: Bei dieser Übung legt man sich auf den Rücken, winkelt die Beine an und setzt die Füße leicht geöffnet mit den Fersen auf. Nun drückt man aus dieser Position heraus den Rumpf nach oben und lässt ihn langsam wieder ab. Während des Auf und Ab setzt das Gesäß nicht auf dem Boden auf. Dabei wird die Muskulatur des Rückens, der Waden und der Oberschenk­elrückseit­e gekräftigt. Auf dem zweiten Level drückt man den Rumpf wieder nach oben und hebt abwechseln­d das linke und das rechte Bein an. Auf dem dritten drückt man sich wieder nach oben und hebt das eine Bein an. Mit dem anderen drückt man sich immer wieder nach oben und lässt den Rumpf dann jeweils wieder ab zum Boden. Dann wechselt man die Beine.

„Vorsicht vor falschen Ambitionen. Es muss nicht olympisch werden.“Robin Müller-Schober, Personal Trainer aus Stuttgart

Frontstütz: Bei dieser auch Plank genannten Übung kniet man sich hin, bringt den Oberkörper nach vorn in die Waagerecht­e und legt die Ellbogen schulterbr­eit auf dem Boden ab. Die Hände liegen eng nebeneinan­der, die Füße stehen auf den Zehenspitz­en. In dieser Stellung bleibt man für 30 Sekunden. Auf der nächsten Stufe hebt man die Knie – und damit auch den Rumpf – und drückt die Beine durch. Auf der dritten Stufe kniet man sich wieder hin, hebt den einen Arm an und hält diese Position 30 Sekunden. Dann macht man das Gleiche mit dem anderen Arm. Der Frontstütz fördert die Stabilität und trainiert fast alle Muskeln auf der Vorderseit­e des Körpers.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE ?? Im guten alten Sportunter­richt nannte man diese Übung Frontstütz oder Unterarmst­ütz, die Generation U40 kennt sie eher als „Plank“. So zahlreich die Namen dieser Übung sind, so vielfältig sind auch ihre Anwendungs­bereiche. So trainiert sie zum Beispiel fast alle Muskeln auf der Vorderseit­e des Körpers.
FOTO: CHRISTIN KLOSE Im guten alten Sportunter­richt nannte man diese Übung Frontstütz oder Unterarmst­ütz, die Generation U40 kennt sie eher als „Plank“. So zahlreich die Namen dieser Übung sind, so vielfältig sind auch ihre Anwendungs­bereiche. So trainiert sie zum Beispiel fast alle Muskeln auf der Vorderseit­e des Körpers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany