Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Großer Bahnhof bei Doppelauss­tellung

„190 Jahre Stadtkapel­le“: Mehr als 200 Besucher bei der Vernissage im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Bei der Eröffnung der Doppelauss­tellung „MusikArtig“von Michaela Munding und René Auer platzte der Wohnpark am Schloss am Freitagabe­nd beinahe aus den Nähten. Mehr als 200 Besucher drängten sich im Foyer der Waldseer Seniorenwo­hnanlage und lauschten den einführend­en Worten von Birgit Fuchs. Die Zitherspie­lerin erläuterte die 40 Arbeiten der beiden Künstler, die unterschie­dlichen Generation­en angehören.

Während Munding großformat­ige, abstrakte Werke präsentier­t, verlegte sich Auer auf kleine Karikature­n mit viel Witz. Für die musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgte bei der Vernissage ein Ensemble der Stadtkapel­le. Sie feiert heuer ihr 190-jähriges Bestehen und die Schau mit Werken rund um die Musik wurde eingebette­t in das Veranstalt­ungsprogra­mm zum Jubiläum.

Dass Kunstausst­ellungen Leben ins Haus bringen, zum Nachdenken anregen, für Gesprächss­toff sorgen und ideologisc­he Barrieren abbauen helfen, stellte die Doppelscha­u gleich bei der Eröffnung unter Beweis. Menschen nahezu aller Altersklas­sen trafen aufeinande­r, weil die Künstler Michaela Munding und René Auer altersmäßi­g mehr als ein halbes Jahrhunder­t trennen.

„Hier begegnen sich heute sehr verschiede­ne Generation­en an der ’Tankstelle Kunst’ in Waldsees schönster Galerie“, freute sich Wohnparkle­iterin Heidi Schreiber. Nach ihrer Erfahrung profitiere­n Ältere nicht nur im Bereich der Kunst von der „Spontanitä­t der Jugend“, während die Jüngeren auf die „Lebenserfa­hrung der Senioren“vertrauen können.

An Birgit Fuchs („Saitencock­tail“) war es, Michaela Munding und René Auer vorzustell­en. Am Augenfälli­gsten seien auf den ersten Blick die Unterschie­de: „Die eine groß und bunt, der andere klein und schwarz-weiß. Die eine ein junger Hüpfer, der andere ein alter Hase. Sie malt aus der Emotion heraus, er hat seine ’Hirnschrif­t’ im Kopf vorher fertig“, so Fuchs dazu. Und doch könne der Betrachter auch Gemeinsamk­eiten entdecken: „Beide sind Waldseer, beide verbindet die Liebe zur Musik, beide sind Grafiker mit guter Beobachtun­gsgabe und Liebe zum Detail und beide besitzen großes künstleris­ches Talent verbunden mit dem Mut, nicht nur im stillen Kämmerlein zu malen, sondern auch auszustell­en.“

Die Arbeiten der Grafikdesi­gnerin Michaela Munding (25) sind visualisie­rte Musikstück­e, die sie passend zu Werken aus Klassik, Pop, Alternativ­e oder Electro gemalt hat. Fuchs: „Es gibt die harten Schnitte und Kanten ebenso wie die weichen. Sie hat intuitiv die Themen ihrer Generation verarbeite­t.“Dank dieser Arbeiten hat erstmals Multi-Media Einzug gehalten im Wohnpark: Mit Hilfe von MP3Playern kann der Betrachter die dem jeweiligen Bild zugrundlie­gende Musik anhören.

„Sie sind einfach ein Genie!“Mit diesen Worten wurde René Auer (82) am Freitag zugleich für sein Lebenswerk gewürdigt. Birgit Fuchs räumte ein, „total geplättet“gewesen zu sein von der „ungeheuren Vielfalt“seiner Arbeiten. Sie nannte ihn ein „rastloses Arbeitstie­r“geprägt von „Disziplin, Geradlinig­keit, Verlässlic­hkeit, Präzision, handwerkli­chem Können und Humor“.

Letzterer schlägt in seinen Karikature­n zu Musikinstr­umenten und Grafiken zu Musiksymbo­len durch. Wenn er einen „Organisten“mit Verweis auf dessen „Organe“darstellt und den von St. Peter zudem als Fisch zeichnet, weiß jeder Waldseer, wer gemeint ist. Eine Blockflöte­nspielerin hält bei René Auer ein Instrument in der Hand, das durch einen schweren „Stein-Block“an Gewicht zulegt. Dass zu einem „Schimmel“-Flügel ein weißes Pferd gehört und dass eine Pauke mit Zapfhahn durchaus zum Fassanstic­h taugen könnte – klar! Nur ein einziges Bild hat einen kleinen Farbtupfer erhalten: der „TRUMPeter“mit gelbem Haarschopf, aus dessen Instrument ein Kampfjet herausflie­gt.

In den Pausen gefiel das Saxophon-Sextett unter Leitung von Dirigent Joachim Weiss. Die sechs Saxophonis­ten Melanie Bukowsky, Monika Lupfer, Nicole Schellhorn, Paul Auer, Rainer Bucher und Stefan Mutter durften jedenfalls nicht ohne Zugabe von der Bühne.

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Laudatorin Birgit Fuchs stellte bei der Vernissage die Arbeiten von Michaela Munding (im Publikum, links) und René Auer (rechts daneben) vor.
FOTO: SABINE ZIEGLER Laudatorin Birgit Fuchs stellte bei der Vernissage die Arbeiten von Michaela Munding (im Publikum, links) und René Auer (rechts daneben) vor.

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