Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Für jeden etwas dabei
Rund 700 Sportler nehmen am 12. Nordic Walkathon in Weingarten teil
WEINGARTEN (sz) - Bei idealen Bedingungen sind am Sonntag am Freibad Nessenreben in Weingarten rund 700 Teilnehmer beim Schussental Nordic Walkathon an den Start gegangen. Bereits zum 12. Mal hatte der Turnverein Weingarten zu dieser Laufveranstaltung aufgerufen und neben „Mehrfachtätern“heuer auch den ehemaligen Nordic-Walking-Weltmeister Michael Epp animiert, die Halbmarathon-Distanz zu laufen.
Als Michael Epp nach exakt zwei Stunden und sieben Minuten lächelnd und wie aus dem Ei gepellt ins Ziel am Freibad marschiert, da haben sich viele der Teilnehmer gerade erst auf den Weg gemacht: So wie die drei jung gebliebenen Tennisspieler, die sich „TC Regenbrecher nennen“und „nah bei den 80-ern“sind, wie Organisator Rolf Wilhelm über das Mikrofon verkündet. So wie Rosi Wünsch, ein ebenso agiles wie aktives Mitglied der Rheuma-Liga, die seit 2003 verlässlich beim Schussental-Walkathon antritt und bereits den Anmarsch vom heimischen Baienfurt zum Weingartener Freibad in den Knochen hat.
Oder so wie Peter Friede, dessen Anmeldung als Erste einging, direkt nach der Ausschreibung für den 12. Nordic Walkathon. Für den Freizeitsportler wie für den ambitionierten Walker hat der Schussental Walkathon die jeweilige Distanz zu bieten: Für den netten Sonntagsausflug und auf Kinderfüße zugeschnitten ist der Familienlauf, der mit seinen vier Kilometern keine sportlichen Höchstleistungen abverlangt und auch von Knirpsen bequem erlaufen werden kann.
Immerhin führt diese Strecke, wie alle anderen auch, zunächst am lustig murmelnden Stillen Bach entlang und weist am Scheitelpunkt auch noch eine Verpflegungsstation auf. Der etwa sieben Kilometer lange Welfen-Lauf kann selbst von ungeübten Walkern in einer guten Stunde bewältigt werden.
Der sehr begehrte SZ-Lauf hingegen verlangt bereits ein gewisses Maß an Fitness und die Halbmarathon-Distanz – gute 21 Kilometer – sollte der Walker idealerweise nicht am Eventtag zum ersten Mal gehen. Auch wenn die von Rolf Wilhelm persönlich mehrfach getestete Strecke so manchen atemberaubenden Ausblick und idyllische Abschnitte aufweist.
Laufen mit der künstlichen Hüfte
Julia Schönwald zeigt bereits mit ihrem T-Shirt („1. Schussental Nordic Walkathon 2005“), dass sie eine Läuferin der ersten Stunde und trotz künstlicher Hüftgelenke eine durchaus fitte Best-Agerin ist. „Zweieinviertel Stunden“habe sie für den Zehn-Kilometer langen Rundweg gebraucht, lässt die Ravensburgerin fröhlich vermelden. „Und das mit unglaublichen 81 Jahren“, wie Wilhelm charmant kommentiert. Gerne würde sich die möglicherweise älteste Teilnehmerin nach der Tour noch massieren lassen. Denn dieser Service von Physiotherapeut Heinz Neuffer ist im Startgeld inbegriffen.
Eben jener Michael Epp gibt abseits des bunten Getümmels beim Walkathon gerne noch ein bisschen Einblick in seine Anfänge als Nordic Walker. Mit einem schiefen Grinsen gibt er zu, dass ihm – dem Bergläufer, Mountainbiker und Halbmarathoni aus Leidenschaft – diese Sportart zunächst unattraktiv vorgekommen sei: „Das ist ein Sport für Alte, Kranke oder Dicke, hab‘ ich immer gedacht“. Bis ihn seine Frau Karin eines Tages mitgenommen und ihn nach nur wenigen hundert Metern mit dem Walking-Virus infiziert hat. „Beim Fussball oder beim Radfahren ist der Oberkörper ziemlich passiv. Das ist beim technisch richtigen Walken mit korrekter Stockführung ganz anders.“Dabei werden Brust-, Arm- und Rückenmuskulatur trainiert. Und das Lungenvolumen werde erheblich verbessert. „Außerdem macht das Nordic Walken fast jedem Spaß. Und den Anti-Ageing Effekt gibt es obendrein noch kostenlos“, resümiert Epp.