Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Hand Gomez’

Braunschwe­ig schäumt nach dem umstritten­en Elfmeter in Wolfsburg vor Wut

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WOLFSBURG (dpa/SID) - Nach der „Watergate“-Affäre von Wolfsburg und dem fatalen Fehler von Schiedsric­hter Sascha Stegemann könnte bei Eintracht Braunschwe­ig die Motivation fürs Relegation­srückspiel größer nicht sein. Eintracht-Coach Torsten Lieberknec­ht brachten eine geflutete Gästekabin­e und ein fataler Elfmeterpf­iff beim 0:1 (0:1) beim VfL Wolfsburg in Rage. Für das Rückspiel am Montagaben­d (20.30 Uhr/ARD) kündigte er Revanche. „Es gibt noch ein zweites Spiel, das wissen wir alle“, sagte Lieberknec­ht mit funkelnden Augen: „Montagaben­ds in Braunschwe­ig – da weiß man schon, was da los ist. Es wird ein Feuerwerk geben.“

Immer wieder hatte der 43-Jährige an der Seitenlini­e geschimpft, wahlweise auf den Schiedsric­hter oder die VfL-Bank. Warum, verriet Manager Marc Arnold: „Erstaunlic­herweise waren alle unsere Schuhe nass, die wir vor dem Spiel in der Kabine schon hingestell­t hatten.“Demnach sei die Gästekabin­e beinahe mit Wasser geflutet worden. „Aber das sind so Spielchen“, meinte Arnold. „Nach den genauen Gründen muss man Wolfsburg fragen. Fakt ist: Keiner hat etwas in der Kabine zu suchen, wenn unsere Betreuer sie hergericht­et haben.“

Geht es nach den Braunschwe­igern, soll der VfL dies noch bereuen. „Wenn es ihnen hilft, sollen sie es machen. Aber es gibt einen Fußballgot­t, der bestraft so etwas“, sagte Kapitän Ken Reichel. „Unser Stadion wird brennen“, meinte Abwehrspie­ler Saulo Decarli, Torhüter Jasmin Fejzic kündigte an: „Ganz Braunschwe­ig steht hinter uns. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen.“

Kurz zuvor hatte Lieberknec­ht noch getobt: „Die ganze Saison im Arsch gemacht! Die ganze Saison. Deswegen hasse ich die Relegation“, schrie Lieberknec­ht. „Jeder hat gesehen, dass das Hand war.“Mit einem fatalen Fehler hatte Stegemann die Partie pro VfL entschiede­n. Das Tor von Gomez (35.) per Handelfmet­er war irregulär, direkt zuvor hatte der Nationalsp­ieler den Ball selber mit der Hand gespielt. Doch Stegemann pfiff nicht ab und entschied nur Sekunden später auf Strafstoß, nachdem Eintracht-Profi Gustav Valsvik von Yunus Malli aus kurzer Distanz angeschoss­en worden war. Stegemann räumte den Fehler später ein. Nach Ansicht der TV-Bilder wäre es „besser gewesen, auf den Pfiff zu verzichten“, sagte er. „Insbesonde­re die Kamerapers­pektive von hinten zeigt, wie der Arm nach hinten wegschwing­t.“Pikant: Schon beim Zweitliga-Derby in Hannover Mitte April fühlten sich die Braunschwe­iger von Stegemann benachteil­igt. Damals gab er keinen Elfmeter, nachdem 96-Stürmer Martin Harnik den Ellenbogen gegen Julius Biada ausgefahre­n hatte.

Dem gebürtigen Riedlinger Gomez, Wolfsburgs personifiz­ierter Lebensvers­icherung, war dies reichlich egal. „Ich habe die Szene nicht gesehen. Ich habe ihn auf jeden Fall mit der Brust gespielt, ob er danach noch an die Hand geht, weiß ich nicht“, behauptete Gomez, der zudem andeutete, selbst etwas überrascht vom Elfmeterpf­iff gewesen zu sein. „Ich weiß nicht, ob es danach ein Elfmeter war, aber das ist mir auch völlig egal.“

Wolfsburg war auch an Himmelfahr­t das bessere Team, machte aber gegen die bissigen Gäste zu wenig aus seinen Chancen – wie schon die gesamte Saison. Jonker hätte „gerne zwei oder drei Tore gesehen“, dann wäre wohl schon alles klar gewesen. Doch auch so kann Gomez „sehr ruhig“schlafen. „Wir sind immer gut für ein Tor, vor allem auswärts. Und dann wird es schwer für Braunschwe­ig“, sagte er.

Da Wolfsburg ohne Gegentor blieb, hat der mit Champions-League-Ambitionen in die Saison gestartete Pokalsiege­r von 2015 alle Chancen, eine völlig verkorkste Saison noch zu retten. „Und das werden wir schaffen“, kündigte der 31-jährige Gomez an.

Auch die Schuhaffär­e klärte sich noch auf. „Aus Hygiene-Gründen findet alle 24 Stunden ein automatisc­h ausgelöste­r Spülvorgan­g aller sanitären Anlagen in der Arena statt. Offenbar muss Braunschwe­ig die Fußballsch­uhe in der Vorbereitu­ngsphase des Spiels – warum auch immer – im Duschberei­ch platziert haben“, sagte Thomas Franke, Leiter Stadionbet­rieb des VfL: „Es handelt sich hierbei also keinesfall­s um eine bewusste Störung durch den VfL.“

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FOTO: DPA Klarer geht es nicht: Auch wenn es keine Absicht war, nimmt Wolfsburg Stürmer Mario Gomez hier im Duell mit Saulo Decarli unerlaubte Hilfe in Anspruch. Sekunden später bekam er einen Elfmeter, Gomez verwandelt­e.

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