Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Grenzübers­chreiter

Österreich­isch-deutsches Team Alpenvolle­ys tritt in der Volleyball-Bundesliga an

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INNSBRUCK (dpa) - Als Gast in der Volleyball-Bundesliga fühlen sich die Hypo Tirol Alpenvolle­ys Haching überhaupt nicht. Sperriger Name hin, künstliche­s Konstrukt her. „Die Topvereine sagen: Ob Innsbruck oder Unterhachi­ng ist uns egal. Das ist so, als ob man in München einmal nach links oder nach rechts abbiegt. Ich glaube außerdem, dass die Verbindung München-Innsbruck enger ist als München-Hamburg“, sagt Hannes Kronthaler, der General Manager des im deutschen Volleyball bislang einzigarti­gen Projekts.

Wenn der VfB Friedrichs­hafen am Sonntag (14.30) wieder in die Bundesliga startet, wird in den Alpenvolle­ys ein Gegner zu Gast sein, der letzte Saison noch als österreich­ischer Meister in der Qualifikat­ion zur Champions League an den Bodensee kam. Im Mai vergab die Bundesliga ihre erste Wildcard für die höchste deutsche Spielklass­e an den früheren Pokalsiege­r TSV Unterhachi­ng, der sich 2014 aus Geldnot zurückgezo­gen hatte. Die Münchner Vorstädter gingen daraufhin ein Joint Venture mit Hypo Tirol Innsbruck ein. Der zehnmalige österreich­ische Meister zog sich dafür aus der heimischen Liga zurück und tritt mit der neu erworbenen Lizenz in der Bundesliga an.

In Zeiten von grassieren­dem EUPessimis­mus und auch anfangs kritischer Töne von manch einem Ligarivale­n soll das grenzüberg­reifende Konzept ein Zeichen setzen. „Wir müssen es schaffen, dass alle das Gefühl haben, das ist unsere Mannschaft“, betonte Kronthaler vor der Bundesliga­premiere in Friedrichs­hafen. „Ich bin ein großer Fan von dieser Idee. Das ist eine super neue Mannschaft, die oben angreifen will. So etwas hat absolut meine Unterstütz­ung“, meint VfB-Coach Vital Heynen, „der Verein hat ein Konzept und ist sehr gut organisier­t.“Gestern schrieb die Bundesliga weitere Wildcards aus, die Liga könnte internatio­naler werden.

Das Budget von rund 1,1 Millionen Euro tragen anfangs vor allem die Innsbrucke­r um Bauunterne­hmer Kronthaler. Sieben von zehn Heimspiele­n und alle möglichen Play-offPartien sollen 2017/18 jenseits der deutschen Grenze in Innsbruck ausgetrage­n werden, nur drei Partien und die Pokalspiel­e in der Hachinger Sporthalle. Vom zweiten Jahr an sollen 50 Prozent der Begegnunge­n in Unterhachi­ng und 50 Prozent in der Innsbrucke­r Olympiahal­le stattfinde­n. Trainiert wird unter Coach Stefan Chrtiansky in Tirol.

„Es kribbelt sehr, die Vorfreude ist groß“, sagte Kronthaler. Ziel ist ein Platz unter den ersten fünf. „Unser Ziel ist erreichbar, wir müssen uns aber zusammenre­ißen und dürfen uns keinen Umfaller erlauben.“Im zweiten Jahr soll dann der Einzug ins Halbfinale und im dritten Jahr in die Endspielse­rie gelingen. Die Verdoppelu­ng des Budgets ist ebenfalls spätestens für das dritte Jahr das Ziel.

Das Projekt ist ambitionie­rt, Kronthaler sah aber keine Alternativ­e. „Es war immer dasselbe: österreich­ischer Meister und Pokalsiege­r, dann in der Champions-League-Vorrunde raus“, erläuterte der Macher, dessen Verein für die österreich­ische Liga zu groß wurde. „Ich war im Kopf müde.“Nun hat er einen neuen Reiz gesetzt. „Nach drei Jahren evaluieren wir das Projekt.“

Die Hachinger sollen in eine immer größere Rolle hineinwach­sen. Der frühere TSV-Coach Mihai Paduretu fungiert als Sportdirek­tor. „Ich habe die volle Unterstütz­ung von Haching, alleine wäre ich machtlos“, sagte Kronthaler, „einer muss aber das Heft des Handelns in die Hand nehmen.“

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FOTO: DPA Letzte Saison waren die Innsbrucke­r um den brasiliani­schen Routinier Douglas Duarte da Silva (am Ball) noch als Gegner in der Champions League in Friedrichs­hafen. Sonntag kommen sie als Bundesliga­rivale.

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