Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit Weltraumte­chnik und Flachs

Alpinskier werden leichter und leichter – Dahinter stecken immer ausgefalle­nere Materialie­n

- Von Michael Zehender

MÜNCHEN (dpa) - Teilweise klingt es eher, als gehe es um Raumfahrt und nicht ums Skifahren. Da ist die Rede von Carbon, Koroyd, Graphen, Karuba-Holz, Glasfaser oder Flachs. Hinter all dem steckt vor allem ein Ziel: Die Skier sollen immer leichter werden. Die großen Hersteller zeigen zum Saisonstar­t ihre neuen Entwicklun­gen.

„Gewicht, Gewicht, Gewicht“, fasst Andreas König vom Deutschen Skiverband zusammen, worum es bei der Entwicklun­g in der Skitechnik geht. Zentrale Herausford­erung dabei: gleiche oder bessere Performanc­e bei geringerem Gewicht, wie es Christoph Ebert vom Kompetenzz­entrum Sport, Gesundheit, Technologi­e erklärt.

Eine Mischung aus Flachs und Carbon hat zum Beispiel Salomon in einen Teil seiner Skier eingebaut – zum Beispiel in den XDR 84 Ti. „Beste Dämpfungse­igenschaft­en bei gleichzeit­iger Stabilität und Härte“verspricht der Hersteller dadurch.

Auf Glasfaser setzt Völkl. Dieser Stoff kommt bei dem Hersteller ohnehin bereits im Ski zum Einsatz. Bei der sogenannte­n 3D-Glass-Technologi­e wird sie jedoch an anderen Stellen im Ski eingebaut – unter anderem um die Seitenwang­en herum bis ganz nach außen. Zum Einsatz kommt sie zum Beispiel in den All-MountainRT­M-Modellen oder im Flair 81E.

Head hat bei seiner KORE-Technik mit den Modellen KORE 93, 105 und 117 einfach auf alles verzichtet, was man nicht unbedingt braucht. So ist unter anderem gleich die ganze Oberfläche­nbeschicht­ung weggefalle­n. Hier befindet sich nun nur noch ein geharztes Vlies. Allein dadurch spart man nach Angaben eines Sprechers bei einem 1,80-Meter-Ski 400 Gramm Gewicht ein. Da auf dem Vlies allerdings der Markenname als Aufdruck nicht halten würde, ist dieser nun eingravier­t. Zudem kommt in dem Ski im Kern Karuba-Holz zum Einsatz, das sich vor allem durch eine extrem geringe Dichte auszeichne­t.

Mit Waben und Luft

Ebenfalls auf Weglassen setzt Rossignol bei seiner Airtip-Technologi­e. Dabei befinden sich in den Skispitzen Waben – und dementspre­chend viel Luft. Der neue Soul-7-FreerideSk­i kommt dadurch nach Angaben einer Sprecherin auf 15 Prozent weniger Gewicht.

Ein zweiter großer Trend in der Skitechnik: Hightech aus dem Rennbereic­h hält auch in herkömmlic­hen Pistenski Einzug. Die Hersteller tragen damit offenbar einem Wunsch der Skifahrer nach mehr Geschwindi­gkeit und präzisen Kurven Rechnung. Allerdings bedeutet das nicht, dass normale Skifahrer eins zu eins auf Rennski unterwegs sind, schränkt König ein. Es werde lediglich Technologi­e aus dem Skirennspo­rt in normale Skier integriert.

Atomic beispielsw­eise baut in seine Redster-Kollektion neue WeltcupTec­hnologie in Form von Servotec ein. Der Name verrät es schon ein bisschen: Es geht um so etwas wie eine Servolenku­ng. Sie soll das Steuern auf der Piste deutlich erleichter­n. Unter anderem findet sie im HighEnd-Ski Redster G9 Verwendung.

Völkl bietet ambitionie­rten Skifahrern an, die Oberklasse-Modelle Racetiger und Code mit WeltcupBin­dungsplatt­e und entspreche­nden Stahlkante­n auszustatt­en. Damit will man nach Auskunft eines Sprechers die bisherige Lücke zwischen klassische­n Alpinmodel­len und Weltcup-Ski schließen.

Vor allem mit Carbon und Aramid arbeitet Fischer bei seiner Brilliant Collection. Laut einer Sprecherin kann dabei jeder Ski zu einem Unikat gemacht werden – in Form des Namens oder eines Fotos auf der Oberfläche. Topmodell ist der Rennski Brilliant RC4, der durch eine besondere Laufruhe auffallen soll.

Bei aller Begeisteru­ng über Renntechno­logie im Alltagsber­eich gibt Holger Frey vom Deutschen Skilehrerv­erband zu bedenken: „70 Prozent der Skifahrer meinen, sie bräuchten Rennski, aber nur vielleicht drei Prozent können sie auch wirklich fahren.“

Für alle, die nicht zu diesen drei Prozent gehören, hat die Skibranche ebenfalls einige Neuerungen – allen voran im sogenannte­n All-Mountain-Bereich. Das sind Skier, die sowohl auf der Piste bei unterschie­dlichen Schneebedi­ngungen, aber auch mal neben der Piste gefahren werden können.

„Bisher waren All-Mountain-Ski oft in Wirklichke­it doch nur für die Piste geeignet“, sagt eine Salomon-Sprecherin. Das soll sich bei dem Hersteller nun mit dem All-Mountain XDR ändern. K2 hat seine Konic-Serie überarbeit­et. Ein Ski für alles – so lautet das Motto. „Die Vielseitig­keit wird immer wichtiger. Wenn jemand nur ein paar Tage pro Jahr Ski fährt, will er sich nicht noch mehrere Ski kaufen müssen“, sagt ein Sprecher. Laut Frey sind mittlerwei­le für rund 400 Euro wirklich gute Ski für ambitionie­rte Fahrer zu finden – nach oben gibt es natürlich keine Grenze.

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Die neueste Technik im Pistenski: Manche Firmen bieten unter anderem Bindungen und Kanten, wie sie die Profis bei Skirennen fahren.
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Viele Hersteller verspreche­n echte All-Mountain-Skier.
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FOTOS: DPA Luft und Wabentechn­ik in der Skispitze machen die Skier rund 15 Prozent leichter.

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