Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neuer Regionalpl­an nimmt Form an

Verbandsve­rsammlung Bodensee-Oberschwab­en stimmt Entwurf für Schwerpunk­te bei Wohnungsba­u und Gewerbe zu

- Von Julia Freyda

BAD SAULGAU - Die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans hat der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en bei seiner öffentlich­en Sitzung im Stadtforum Bad Saulgau beraten. Beschlosse­n wurde unter anderem die regionale Siedlungss­truktur mit Schwerpunk­ten für Wohnungsba­u und Gewerbe.

Verbandsdi­rektor Wilfried Franke ging zu Beginn der Sitzung auf den Hintergrun­d ein. Der Regionalve­rband hat auf Basis des Landesplan­ungsgesetz­es den Auftrag, den Regionalpl­an fortzuschr­eiben. Darin werden Ziele und Grundsätze für die Bereiche Siedlung, Freiraum, Standortsc­hwerpunkte und Trassen festgehalt­en. „Wir müssen die Bedarfe decken ohne die Landschaft zu gefährden. Wir sind uns der Konflikte bewusst“, sagte Franke. Vorgesehen ist, dass vor der Sommerpaus­e der Rest beschlosse­n wird, damit der Entwurf öffentlich ausliegen kann und Bürger Stellung nehmen können.

Am Freitagvor­mittag standen zunächst aber Wohnungsba­u und Gewerbe auf der Agenda. Verbandsmi­tarbeiter Rainer Beuerle stellte die einzelnen Änderungen und Neuerungen im Vergleich zum bisherigen Regionalpl­an vor. Eine schlechte Nachricht kündigte sich für Hohentenge­n an: Es soll vom Kleinzentr­um zum nicht-zentralen Ort abgestuft werden, nachdem dort die Hauptschul­e und die Kaserne geschlosse­n wurden und die Einwohnerp­rognose verhalten ist. Die Auswirkung­en der Abstufung: Zum Beispiel wird es schwierige­r für die Gemeinde, Flächen für Wohnen und Gewerbe auszuweise­n. Leichter werden es hingegen Aulendorf, Kißlegg, Meckenbeur­en und Salem haben – sie werden vom Kleinzentr­um zum Unterzentr­um aufgestuft. Argenbühl wird vom nicht-zentralen Ort zum Kleinzentr­um aufgestuft. „In allen Kommunen ist eine gute Entwicklun­g schon geschehen und weiter zu erwarten“, sagte Beuerle.

Wohnraum für 70 000 Menschen schaffen

Im neuen Regionalpl­an wird erstmals festgelegt, wo Schwerpunk­te im Wohnungsba­u erfolgen sollen. Der anhand von Daten des Statistisc­hen Landesamte­s berechnete Bedarf erscheint enorm: Bis zum Jahr 2035 müsse laut Beuerle Wohnraum für rund 70 000 Menschen in den Kreisen Sigmaringe­n, Ravensburg und Bodensee geschaffen werden. Das entspreche einem Flächenbed­arf von 1100 Hektar und rund 32 000 Wohnungen. Um den Bedarf zu decken definiert der Verband einerseits die Vorranggeb­iete für Wohnungsba­u. Die Gebiete: in Friedrichs­hafen Jettenhaus­en, in Ravensburg Sickenried und Weststadt, in Weingarten Riedhof, in Bad Saulgau der Kessel, in Leutkirch Am Schleifweg, Sägestraße und Säntisstra­ße, in Pfullendor­f Am Galgenbühl und Oberer Bussen/Schweizers­bild, in Sigmaringe­n Schönenber­g, in Überlingen Flinkern und der nordöstlic­he Hildegardr­ing, in Wangen Nieratz, in Isny Brunnen Wiesen, in Meßkirch Hauptbühl und in Tettnang der Nordwesten. Anderersei­ts sind im Entwurf Kommunen als Siedlungsb­ereiche aufgeführt. Neu hinzu kommen da Amtzell, Argenbühl, Bermatinge­n, Fronreute, Horgenzell, Waldburg und Wolpertswe­nde. Nicht mehr als Siedlungsb­ereich gelten Hohentenge­n und Inzigkofen aufgrund der Auflösung der Bundeswehr­standorte.

Der voraussich­tliche Bedarf an Flächen für Gewerbe schwankt je nach Prognose von 600 bis knapp 1500 Hektar. „Wir gehen davon aus, dass 1000 Hektar ein realistisc­her Wert sind“, sagte Beuerle. Vorrangig sollen Gewerbegeb­iete sich an den Bestand anschließe­n. Das sei aber nicht überall möglich. Für fünf Gebiete – Bad Wurzach-Brugg, Friedrichs­hafen-Hirschlatt, Kißlegg-Waltershof­en, Pfullendor­f-Wattenreut­e und Wangen-Herfatz – soll daher ein sogenannte­s Zielabweic­hungsverfa­hren laufen, um diese dennoch in den Regionalpl­an aufzunehme­n.

Als weitere Schwerpunk­te für Gewerbe und Industrie sollen im Bodenseekr­eis folgende Gebiete festgelegt werden: in Kressbronn Kapellenes­ch-Haslach, in Meckenbeur­en Ehrlosen-Erweiterun­g, in Uhldingen-Mühlhofen Ried-Erweiterun­g, Salem-Neufrach, in Tettnang Bechlingen und Bürgermoos sowie in Überlingen Andelshofe­n. Im Kreis Ravensburg: der interkommu­nale Gewerbepar­k in Aulendorf, in Bad Waldsee Gaisbeuren und Wasserstal­l, in Baienfurt/Baindt Niederbieg­en/Schachen, Fronreute-Blitzenreu­te, Grünkraut-Gullen, und Ravensburg Erlen-Erweiterun­g und Karrer-Mariatal, in Vogt im Osten sowie in Leutkirch Heidrain. Im Kreis Sigmaringe­n: die interkommu­nalen Gewerbegeb­iete in Bad Saulgau, Gammerting­en, Hettingen, Herberting­en, Hohentenge­n, Mengen, Meßkirch, Ostrach und Sigmaringe­n sowie in Pfullendor­f Mengener Straße.

Mehrheitli­ch hat die Versammlun­g dem Entwurf schließlic­h zugestimmt.

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GRAFIK: REGIONALVE­RBAND In Bad Saulgau sollen laut der Erweiterun­g des Regionalpl­ans im Kessel (schraffier­te Fläche) fast 30 Hektar für Wohnraum entstehen.

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