Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neuer Regionalplan nimmt Form an
Verbandsversammlung Bodensee-Oberschwaben stimmt Entwurf für Schwerpunkte bei Wohnungsbau und Gewerbe zu
●
BAD SAULGAU - Die Fortschreibung des Regionalplans hat der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben bei seiner öffentlichen Sitzung im Stadtforum Bad Saulgau beraten. Beschlossen wurde unter anderem die regionale Siedlungsstruktur mit Schwerpunkten für Wohnungsbau und Gewerbe.
Verbandsdirektor Wilfried Franke ging zu Beginn der Sitzung auf den Hintergrund ein. Der Regionalverband hat auf Basis des Landesplanungsgesetzes den Auftrag, den Regionalplan fortzuschreiben. Darin werden Ziele und Grundsätze für die Bereiche Siedlung, Freiraum, Standortschwerpunkte und Trassen festgehalten. „Wir müssen die Bedarfe decken ohne die Landschaft zu gefährden. Wir sind uns der Konflikte bewusst“, sagte Franke. Vorgesehen ist, dass vor der Sommerpause der Rest beschlossen wird, damit der Entwurf öffentlich ausliegen kann und Bürger Stellung nehmen können.
Am Freitagvormittag standen zunächst aber Wohnungsbau und Gewerbe auf der Agenda. Verbandsmitarbeiter Rainer Beuerle stellte die einzelnen Änderungen und Neuerungen im Vergleich zum bisherigen Regionalplan vor. Eine schlechte Nachricht kündigte sich für Hohentengen an: Es soll vom Kleinzentrum zum nicht-zentralen Ort abgestuft werden, nachdem dort die Hauptschule und die Kaserne geschlossen wurden und die Einwohnerprognose verhalten ist. Die Auswirkungen der Abstufung: Zum Beispiel wird es schwieriger für die Gemeinde, Flächen für Wohnen und Gewerbe auszuweisen. Leichter werden es hingegen Aulendorf, Kißlegg, Meckenbeuren und Salem haben – sie werden vom Kleinzentrum zum Unterzentrum aufgestuft. Argenbühl wird vom nicht-zentralen Ort zum Kleinzentrum aufgestuft. „In allen Kommunen ist eine gute Entwicklung schon geschehen und weiter zu erwarten“, sagte Beuerle.
Wohnraum für 70 000 Menschen schaffen
Im neuen Regionalplan wird erstmals festgelegt, wo Schwerpunkte im Wohnungsbau erfolgen sollen. Der anhand von Daten des Statistischen Landesamtes berechnete Bedarf erscheint enorm: Bis zum Jahr 2035 müsse laut Beuerle Wohnraum für rund 70 000 Menschen in den Kreisen Sigmaringen, Ravensburg und Bodensee geschaffen werden. Das entspreche einem Flächenbedarf von 1100 Hektar und rund 32 000 Wohnungen. Um den Bedarf zu decken definiert der Verband einerseits die Vorranggebiete für Wohnungsbau. Die Gebiete: in Friedrichshafen Jettenhausen, in Ravensburg Sickenried und Weststadt, in Weingarten Riedhof, in Bad Saulgau der Kessel, in Leutkirch Am Schleifweg, Sägestraße und Säntisstraße, in Pfullendorf Am Galgenbühl und Oberer Bussen/Schweizersbild, in Sigmaringen Schönenberg, in Überlingen Flinkern und der nordöstliche Hildegardring, in Wangen Nieratz, in Isny Brunnen Wiesen, in Meßkirch Hauptbühl und in Tettnang der Nordwesten. Andererseits sind im Entwurf Kommunen als Siedlungsbereiche aufgeführt. Neu hinzu kommen da Amtzell, Argenbühl, Bermatingen, Fronreute, Horgenzell, Waldburg und Wolpertswende. Nicht mehr als Siedlungsbereich gelten Hohentengen und Inzigkofen aufgrund der Auflösung der Bundeswehrstandorte.
Der voraussichtliche Bedarf an Flächen für Gewerbe schwankt je nach Prognose von 600 bis knapp 1500 Hektar. „Wir gehen davon aus, dass 1000 Hektar ein realistischer Wert sind“, sagte Beuerle. Vorrangig sollen Gewerbegebiete sich an den Bestand anschließen. Das sei aber nicht überall möglich. Für fünf Gebiete – Bad Wurzach-Brugg, Friedrichshafen-Hirschlatt, Kißlegg-Waltershofen, Pfullendorf-Wattenreute und Wangen-Herfatz – soll daher ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren laufen, um diese dennoch in den Regionalplan aufzunehmen.
Als weitere Schwerpunkte für Gewerbe und Industrie sollen im Bodenseekreis folgende Gebiete festgelegt werden: in Kressbronn Kapellenesch-Haslach, in Meckenbeuren Ehrlosen-Erweiterung, in Uhldingen-Mühlhofen Ried-Erweiterung, Salem-Neufrach, in Tettnang Bechlingen und Bürgermoos sowie in Überlingen Andelshofen. Im Kreis Ravensburg: der interkommunale Gewerbepark in Aulendorf, in Bad Waldsee Gaisbeuren und Wasserstall, in Baienfurt/Baindt Niederbiegen/Schachen, Fronreute-Blitzenreute, Grünkraut-Gullen, und Ravensburg Erlen-Erweiterung und Karrer-Mariatal, in Vogt im Osten sowie in Leutkirch Heidrain. Im Kreis Sigmaringen: die interkommunalen Gewerbegebiete in Bad Saulgau, Gammertingen, Hettingen, Herbertingen, Hohentengen, Mengen, Meßkirch, Ostrach und Sigmaringen sowie in Pfullendorf Mengener Straße.
Mehrheitlich hat die Versammlung dem Entwurf schließlich zugestimmt.