Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trumps Tweet verschärft die Krise

Angriffe des US-Präsidente­n überschatt­en Merkels Treffen mit Indiens Premier Modi

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(dpa) - Merkel im Bierzelt, Trump auf Twitter: Der Ton zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Donald Trump verschärft sich. Trump übte am Dienstag nach der Rückkehr von seinem Europa-Besuch massive Kritik an Deutschlan­d auf dem Online-Kurznachri­chtendiens­t Twitter (siehe rechts). Die USA hätten ein massives Handelsdef­izit mit Deutschlan­d, die Bundesrepu­blik zahle viel zu wenig für die Nato und das Militär. „Sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern.“

Das Handelsdef­izit ist der US-Regierung seit Längerem ein Dorn im Auge. Bei den Verteidigu­ngsausgabe­n pocht Washington in der Nato auf eine massive Erhöhung auch seitens der Bundesregi­erung, die ihrerseits auf eine deutliche Anhebung dieses Postens verweist. Nach den weitgehend gescheiter­ten Gipfeln von G7 und Nato hatte Merkel bereits Zweifel an der Verlässlic­hkeit der USA geäußert und Trump vor einem Weg in die Isolation gewarnt. Sie sagte, Europa müsse sein Schicksal mehr selbst in die Hand nehmen.

Die US-Regierung bestritt wenige Stunden nach dem Tweet, dass es einen Konflikt zwischen Trump und Merkel gebe. Pressespre­cher Sean Spicer wertete die Äußerungen Merkels als Beleg dafür, dass Trump „Ergebnisse erzielt“. Die Beziehung zwischen den beiden beschrieb er als „ziemlich unglaublic­h“, sie kämen „sehr gut“miteinande­r aus.

Am Dienstag pochte Merkel erneut auf ein eigenständ­igeres Europa. Sie mahnte eine bessere gemeinsame Außenpolit­ik an, auch müsse die Gemeinscha­ft in der Migrations­politik besser werden. „Europa muss ein Akteur sein, der sich auch einmischt internatio­nal“, sagte sie nach deutsch-indischen Regierungs­konsultati­onen in Berlin. Merkel ging nicht direkt auf Trumps Tweet ein, hob aber die Bedeutung der transatlan­tischen Beziehunge­n hervor.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) mühte sich ebenfalls, Druck aus der Debatte nehmen. Es sei „nicht angemessen, dass wir zwischen Bierzelt und Twitter kommunizie­ren“. Es gebe zwar eine schwierige Lage, er sei aber optimistis­ch, dass Berlin und Washington wieder zu einem besseren Verhältnis finden würden.

Zuletzt waren Stimmen laut geworden, angesichts der neuen USPolitik könnten die Beziehunge­n zu den aufstreben­den Wirtschaft­smächten Indien und China – heute empfängt Merkel den chinesisch­en Ministerpr­äsidenten Li Keqiang – stärker in den Fokus rücken.

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FOTO: TWITTER Donald Trumps Tweet.

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