Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jugendamt hatte Kontakt

Vergewalti­gter Junge wurde schon früh betreut

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (dpa) - Eine Mutter soll ihr Kind Männern für Vergewalti­gungen überlassen haben. Bei den Ermittlung­en kam jetzt heraus, dass der neunjährig­e Junge trotz Hinweisen auf die sexuelle Gefährdung nicht dauerhaft aus seiner Familie geholt worden ist.

Bereits im März habe die Polizei den zuständige­n Behörden von einer möglichen Gefahr für das Kind berichtet, wie der Pressespre­cher des Landratsam­tes Breisgau-Hochschwar­zwald, Matthias Fetterer, am Freitag mitteilte. Das Familienge­richt habe das Kind allerdings wieder zurück in die Familie geschickt – warum, wisse er nicht. Auch eine spätere Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichts habe an dem Beschluss nichts geändert. Erst im September 2017 sei der Junge endgültig aus seiner Familie genommen worden, nachdem die Polizei auf den möglichen sexuellen Missbrauch des Kindes verwiesen habe.

Der Junge wurde nach Fetterers Angaben bereits im Kindergart­enalter betreut. „Dabei ging es um Hilfen zur Förderung der persönlich­en Entwicklun­g des Kindes.“Was genau darunter zu verstehen ist, konnte der Sprecher nicht sagen.

Die Ermittler hatten den Missbrauch­sfall am Donnerstag öffentlich gemacht. Sie prüfen auch mögliche Verbindung­en zu anderen Taten. Hierfür werten die Ermittler beschlagna­hmte Filme und Datenträge­r aus, wie eine Polizeispr­echerin sagte. Einige der Verdächtig­en sind nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft Freiburg wegen schwerer Misshandlu­ng von Kindern vorbestraf­t.

Anhaltspun­kte für ein strafrecht­lich relevantes Fehlverhal­ten der Behörde oder anderer Dritter gebe es bisher nicht, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Auf den Pädophilen­ring waren die Ermittler den Angaben zufolge erstmals im vergangene­n September durch einen anonymen Hinweis gestoßen. Die Mutter ist den Angaben zufolge strafrecht­lich bislang nicht in Erscheinun­g getreten.

Wegen Missbrauch­s vorbestraf­t

Der Lebensgefä­hrte der Mutter hätte nach Informatio­nen der „Stuttgarte­r Zeitung“und der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“mit dem Opfer gar keinen Umgang haben dürfen. Der Freiburger Oberstaats­anwalt Michael Mächtel sagte den Blättern, der Mann sei bereits wegen Kindesmiss­brauchs vorbestraf­t und dürfe keinen näheren Kontakt zu Minderjähr­igen haben.

Nach Angaben des Landeskrim­inalamts handelt es sich um den schwerwieg­endsten Fall von sexuellem Missbrauch von Kindern, den die Behörde jemals bearbeitet hat. Die verdächtig­en Männer seien 32 bis 49 Jahre alt. Sie stammen den Ermittlern zufolge aus der Nähe von Freiburg, aus Schleswig-Holstein, der Schweiz und Spanien. Festgenomm­en wurden sie in Deutschlan­d, Österreich und Spanien.

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