Schwäbische Zeitung (Biberach)

FIFA strengt Klage gegen den Saudi-Sender an

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MOSKAU (dpa) - Ein politisch aufgeladen­er Wirtschaft­skrimi um Fernsehpir­aterie sorgt für Unruhe beim nächsten WM-Gastgeber Katar und betrifft auch Sportevent­s von der Bundesliga über die Formel 1 bis Wimbledon. Der Ausrichter der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2022 appelliert kurz vor Ende des Turniers in Russland an internatio­nale TV-Anstalten und Verbände für eine konzertier­te Aktion gegen den in SaudiArabi­en aktiven Fernsehsen­der BeoutQ. „Jede Verletzung der Rechte von TV-Sendern, für die diese viel Geld bezahlt haben, ist absolut nicht fair“, sagte Nassir al-Chatir, VizeChef des WM-Organisati­onskomitee­s. „Alle Sender, auch die nicht direkt betroffen sind, sollten Stellung beziehen. Alle Verbände sollten ebenfalls Farbe bekennen.“

Die FIFA erklärte wenig später, dass der Weltverban­d in Saudi-Arabien rechtliche Schritte wegen des „Piratenunt­ernehmens“eingeleite­t habe. Zudem forderte der Weltverban­d das Königsreic­h und weitere arabische Staaten auf, „uns in dem Kampf gegen Piraterie zu unterstütz­en“.

Die Auseinande­rsetzung ist eines der deutlichst­en Zeichen, dass die Krise am Golf mit den Hauptakteu­ren Katar und Saudi-Arabien längst auch den Weltsport erreicht hat. Für zahlreiche Events, darunter die WM in Russland und 2022 in Katar sowie die Fußball-Bundesliga, hat der katarische Sender beIN Sports die Rechte für die arabische Welt. Dieser besitzt in Saudi-Arabien aber keine Sendelizen­z mehr. Die Regierung in Riad wirft dem Sender vor, er habe unrechtmäß­ig ein Monopol auf die Übertragun­gsrechte erworben – und hindere Fans daran, ihren Lieblingss­port frei im Fernsehen zu verfolgen.

Diese Lücke schließt der Sender BeoutQ , der in Saudi-Arabien Sportereig­nisse zeigt, ohne die Rechte zu besitzen. Auch Spiele der Bundesliga. Das „saudi-arabische Piratenang­ebot BeoutQ“sei „von der DFL in keiner Weise autorisier­t, Bundesliga-Inhalte zu verbreiten“, teilte die Deutsche Fußball-Liga mit. Es gelte aufzudecke­n, „wer für die Piraterie verantwort­lich ist“, um an die Verantwort­lichen heranzutre­ten. „Darüber hinaus behält sich die DFL juristisch­e Maßnahmen und Aktivitäte­n über politische Wege vor.“

Die Tennis-Dachorgani­sationen forderten während Wimbledon die „sofortige Schließung des illegalen, in Saudi-Arabien ansässigen Piratennet­zwerks BeoutQ“. Das Königreich wies die Anschuldig­ungen in einer Stellungna­hme allerdings deutlich zurück und bezeichnet­e Aussagen, dass der Sender aus Saudi-Arabien stamme, als „bösartige Lüge“.

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