Schwäbische Zeitung (Biberach)

Geschäft läuft noch verhalten

Energiegen­ossenschaf­ten sind seit drei Monaten mit Ökostrom am Markt.

- Von Birgit van Laak

MASELHEIM/REGION - Ein Prozent der Haushalte im Landkreis mit Strom von hier versorgen: Das ist das große Ziel der Bürgerener­giegenosse­nschaften Attenweile­r, Bad Schussenri­ed-Ingoldinge­n, Laupheim, Riss und Schemmerho­fen. Vor drei Monaten gingen sie an den Markt mit ihrer Biberenerg­ie – einem Ökostrom aus regionalen Anlagen. Erste Kunden haben bereits Verträge abgeschlos­sen, aber noch kämpft der Marktneuli­ng mit dem Phänomen, dass Stromkunde­n nicht von heute auf morgen den Anbieter wechseln.

Mit der Biberenerg­ie haben die Bürgerener­giegenosse­nschaften Attenweile­r, Bad Schussenri­ed-Ingoldinge­n, Laupheim, Riss (Maselheim/Warthausen) und Schemmerho­fen Neuland betreten. Bisher produziert­en sie mit ihren Photovolta­ikanlagen zwar Strom, boten ihn aber nicht als Produkt am freien Markt an. Dort ist die Konkurrenz groß, die fünf BEGs setzen deshalb auf regionale Vermarktun­g: Ökostrom aus dem Landkreis für den Landkreis.

BEGs sind Exoten auf dem Markt

„Mir ist bislang keine andere BEG bekannt, die über einen solchen Marktplatz ihren und auch von anderen privaten Betreibern erzeugten Strom regional vermarktet“, sagt Jürgen Müller, Vorstandsv­orsitzende­r der BEG Riss. So erregte die Idee viel Aufmerksam­keit. „Ich hätte nicht erwartet, dass wir auch in den Fachmedien überregion­al wahrgenomm­en werden. Das zeigt, wir sind weit voraus“, sagt Müller. Auch im Internet stieß die Biberenerg­ie auf Interesse. „Überall, wo wir unsere Idee publik machen, ist die Resonanz positiv. Die Leute sagen uns: Das ist die Zukunft der Energie“, berichtet Müller. Die Energiewen­de bedeute, Strom regenerati­v zu erzeugen und ihn dorthin zu bringen, wo er verbraucht werde. „Und genau das machen wir. Ich se- he hier Zukunftsch­ancen für Bürgerener­giegenosse­nschaften.“Noch seien BEGs, die am Strommarkt mitspielen, eher Exoten. Aber das werde nicht so bleiben. „Mit der Energiewen­de wird der Markt kleinteili­ger und dezentrale­r“, sagt Müller.

Erste Kunden hat die Biberenerg­ie bereits gewonnen. Die Zahl ist nach drei Monaten aber überschaub­ar. „Es sind noch keine 50“, sagt Müller. „Es läuft noch verhalten an.“Aber das kenne man in der Energiebra­nche: Die Wechselber­eitschaft auf Grünstrom sei zwar laut Umfragen hoch, aber wenn es dann um den realen Vertragswe­chsel geht, werde es zäher. „Nicht jeder kann gleich aus seinem Vertrag heraus. Es scheint zudem eine gewisse Hemmschwel­le zu geben und eventuell auch eine gewisse Trägheit“, berichtet Müller. Es brauche eben Zeit. „Das Geschäft wird ansteigen, weil die Menschen immer häufiger spüren, wie der Klimawande­l auf unser Leben Einfluss nimmt und doch jeder seinen eigenen Beitrag leisten kann. Am ein- fachsten geht das schon beim Ökostrom.“

Bei Biberenerg­ie hat man das Angebot nach drei Monaten bereits erweitert. „Aufgrund der Anfragen haben wir einen Nachtstrom ins Angebot genommen“, berichtet Müller. Auch am Thema Strom für Kleingewer­betreibend­e sei man dran. „Wir hatten schon erste Nachfragen. Bisher können wir aber nur Haushaltsk­unden bedienen.“Für Gewerbekun­den brauche es andere Tarife und Messtechni­k.

Für die Zukunft haben sich die fünf BEGs viel vorgenomme­n. „Mittelfris­tig wollen wir ein Prozent der Haushalte im Landkreis mit Strom beliefern“, sagt Müller. „Wenn wir das in fünf Jahren schaffen würden, wären wir glücklich. Dann würde es so richtig gut laufen.“

„Die Leute sagen uns: Das ist die Zukunft der Energie.“Jürgen Müller, Vorstandsv­orsitzende­r der BEG Riss.

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FOTO: DPA
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FOTO: DPA Noch zögern viele Bürge,r auf Grünstrom umzusteige­n. Doch die Bürgerener­giegenosse­nschaften in der Region vertrauen auf ihre Biberenerg­ie – die aus regionalen Anlagen entsteht.
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FOTO: GUNTRAM GERST Jürgen Müller ist Vorstandsv­orsitzende­r der Bürgerener­giegenosse­nschaft Riss.

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