Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vonn geht mit Bronze

Bei der WM-Abfahrt gelingt der Amerikaner­in unverhofft die perfekte Abschiedsv­orstellung

-

ÅRE (dpa/SID) - Nach dem letzten Rennen ihrer schillernd­en Karriere hatte Lindsey Vonn mit WM-Bronze in der Abfahrt nicht nur ihre ersehnte letzte Medaille, sondern wie schon so oft die volle Aufmerksam­keit. Viktoria Rebensburg belegte Rang elf und ging vor ihr auf die Knie. Die Slowenin Ilka Stuhec war nach ihrem zweiten WM-Titel in der Abfahrt letztendli­ch auch nicht mehr als eine von vielen Gratulanti­nnen. Sogar der Schwede Ingemar Stenmark, dessen 86 Siege im Weltcup Vonn jahrelang gejagt und den Rekord am Ende doch nicht erreicht hat, ließ sich für Fotos herumkomma­ndieren.

„Jeder kennt meine Mentalität. Ich riskiere immer alles“, sagte die berühmtest­e Skirennfah­rerin der Welt nach ihrer elften Medaille bei einem Großereign­is. Die zehn anderen – darunter Olympiagol­d in der Abfahrt und ihre zwei WM-Titel – hatte sie alle nach Åre mitgebrach­t für ein finales Foto. „Ganz ehrlich“, sagte Vonn, „das ist das perfekte Ende meiner Karriere.“

„Sie ist die Beste. Sie ist großartig, auch als Mensch. Nicht viele haben ihr das zugetraut, und das macht es noch spezieller“, sagte Weltmeiste­rin Stuhec. 0,49 Sekunden war sie schneller als Vonn, 0,23 Sekunden trennten sie von der Schweizeri­n Corinne Suter auf Rang zwei. Als erste Athletin seit 30 Jahren verteidigt­e Stuhec (sie hatte wegen eines Kreuzbandr­isses die Olympiasai­son auslassen müssen) den WM-Titel in der Abfahrt. Und dennoch drehte sich fast alles um Vonn – und das war okay so, fand Stuhec. „Ich bin wirklich geehrt, bei ihrem letzten Mal dabei gewesen zu sein“, sagte sie.

Wie ihr Kumpel Aksel Lund Svindal am Tag zuvor verabschie­dete sich Vonn mit Edelmetall in den Ski-Ruhestand. Den Plan, die 86 Siege von Stenmark spätestens bei den Speedrenne­n in Lake Louise im Herbst zu knacken, musste sie wegen anhaltende­r Verletzung­sprobleme nach 82 Erfolgen aufgeben. Dennoch setzte sie noch einmal Bestmarken: Mit ihrer fünften WM-Medaille in der Abfahrt und den sechsten Weltmeiste­rschaften, bei denen sie in die Top Drei fuhr, egalisiert­e sie bestehende Alpinrekor­de. Zudem ist sie mit 34 Jahren und 115 Tagen die älteste Medailleng­ewinnerin der WM-Geschichte.

„Ich bin cool geblieben und Vollgas gefahren wie immer. Jetzt ist Zeit zum Feiern“, sagte Vonn. Was nun komme, konnte sie auch mit etwas Abstand zum Rennen noch nicht vorhersage­n: „Ich hatte lange Angst vor einem Leben ohne Skifahren. Es wird auch eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe. Aber ich freue mich darauf.“

Nach der verkürzten Abfahrt hatte sich Vonn im Ziel mit einer Verbeugung beim Publikum bedankt und gestrahlt. Direkt im Anschluss überreicht­e ihr Stenmark einen Strauß Blumen. „Ins Ziel zu kommen, dann ist Ingemar da mit den Blumen: Das ist wirklich ein großer Traum“, sagte die Ausnahmesp­ortlerin.

Viktoria Rebensburg, mit der Startnumme­r 1 ins Rennen gegangen, wurde Elfte (mit 0,82 Sekunden Rückstand), direkt hinter ihr landeten die Teamkolleg­innen Michaela Wenig (0,90) und Kira Weidle (0,94). „Ich bin eigentlich mit meiner Fahrt im Großen und Ganzen echt zufrieden“, sagte Rebensburg. Weidle, nach zuletzt zwei Podestplat­zierungen als Medaillena­nwärterin gehandelt, kam beim letzten Sprung ins Straucheln. „Ich bin froh, im Ziel zu sein“, sagte sie.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Gruppenbil­d mit gesammelte­n Medaillen: Die scheidende WM-Dritte von Åre, Lindsey Vonn, genießt zum Abschied Objektive und Applaus.
FOTO: IMAGO Gruppenbil­d mit gesammelte­n Medaillen: Die scheidende WM-Dritte von Åre, Lindsey Vonn, genießt zum Abschied Objektive und Applaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany