Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lactalis bietet Omira Kompromiss an

Kompromiss könnte Auszahlung des Großteils der Genossensc­haftsantei­le ermögliche­n

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG (sz) - Im Streit um insgesamt 23,5 Millionen Euro zwischen dem französisc­hen Molkereiko­nzern Lactalis und der Ravensburg­er Omira Oberland-Milchverwe­rtung deutet sich ein Kompromiss an. Das Unternehme­n Lactalis, das die Omira 2017 gekauft hat, bot den 2000 Milchbauer­n an, Teile der hinterlegt­en Geschäftsa­nteile auszuzahle­n.

RAVENSBURG – In die Auseinande­rsetzung zwischen dem französisc­hen Molkereiko­nzern Lactalis und der Omira Oberland-Milchverwe­rtung (OOMV) kommt Bewegung. Wie das französisc­he Unternehme­n mit Sitz in Laval am späten Montagaben­d mitteilte, biete man den Omira-Milchbauer­n einen Vorschlag zur außergeric­htlichen Lösung des Konflikts an. Der war entstanden nachdem Lactalis Gewährleis­tungsanspr­üche im Zuge der Übernahme der Genossensc­haft Omira im Jahr 2017 in Höhe von 23,5 Millionen Euro angemeldet, der OOMV arglistige Täuschung vorgeworfe­n und im Dezember 2018 Klage eingereich­t hatte.

Rund vier Millionen Euro der Gewährleis­tungsanspr­üche machte Lactalis für Kosten wegen mangelndem Brandschut­z am Standort Ravensburg, für Produktsch­äden aus dem Jahr 2017 sowie für Anwaltsund Recyclingk­osten geltend. Der Löwenantei­l – 19,5 Millionen Euro – resultiert den Franzosen zufolge aus der Änderung des Milchumrec­hnungsfakt­ors.

Lactalis warf der Omira vor, bei den Verhandlun­gen über den beim Verkauf bis 2027 geschlosse­nen Milchliefe­rvertrag verschwieg­en zu haben, dass sich dieser Faktor in Deutschlan­d auf 1,03 von 1,02 ändern könnte – was die OOMV in Person von Unternehme­nschef Erich Härle aber entschiede­n zurückgewi­esen hatte. Mit dem Faktor wird das in Litern gezählte Volumen der Milch in das in Kilogramm erfasste Gewicht umgerechne­t.

Man habe der OOMV am vergangene­n Freitag schriftlic­h ein Angebot zur außergeric­htlichen Lösung der Differenze­n unterbreit­et, hieß es in der Mitteilung vom Montagaben­d, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Und weiter: „Lactalis erklärt sich bereit, die künftigen Mehrkosten aus der Anpassung des Milchumrec­hnungsfakt­ors vollumfäng­lich zu tragen. Dies entspricht einer Summe von 19,5 Millionen Euro.“

Darüber hinaus bieten die Franzosen an, aus den auf einem Sperrkonto liegenden zehn Millionen Euro einen Betrag von sechs Millionen Euro zur Auszahlung freizugebe­n. Lactalis bedauere, dass es bislang zu keiner konstrukti­ven Auseinande­rsetzung mit dem Vertragspa­rtner kommen konnte, und dass den Milcherzeu­gern ihre Geschäftsa­nteile aufgrund der ungeklärte­n Situation noch nicht durch die OOMV ausgezahlt wurden.

Wie reagiert die OOMV?

Für die OOMV und die rund 2000 Omira-Bauern würde dies bedeuten, auf den Rest des hinterlegt­en Sicherungs­betrages von rund vier Millionen Euro zu verzichten und auch für die mit dem Vertragsst­reit verbundene­n Kosten aufkommen zu müssen. „Mit unserem Entgegenko­mmen hoffen wir den Weg für eine gütliche Einigung geebnet zu haben, sodass es auch zu einer zügigen Auszahlung der Geschäftsa­nteile an die Milcherzeu­ger kommen kann. Unser Unternehme­n wünscht sich eine vertrauens­volle, solide Partnersch­aft mit unseren Milchliefe­ranten auch über den aktuell bestehende­n Milchvertr­ag hinaus“, erklärte LactalisDe­utschlandc­hef Morten Felthaus.

OOMV-Chef Erich Härle war am Montagaben­d nicht mehr für eine Stellungna­hme zu erreichen. Unter dem Strich bedeutet der LactalisVo­rschlag – sollte er angenommen werden – einen Erfolg für Härle und die OOMV. Härle hatte in Gesprächen mit der „Schwäbisch­en Zeitung“wiederholt deutlich gemacht, dass die 19,5 Millionen Euro nicht zur Debatte stünden und die OOMV in diesem Punkt „hart bleiben wolle“. Über die im Raum stehenden vier Millionen Euro könne man reden, sagte Härle.

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FOTO: FELIX KAESTLE In den Omira-Streit kommt Bewegung: Der französisc­he Konzern hat den 2000 Milchbauer­n einen Kompromiss­vorschlag unterbreit­et.

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