Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Südwest-CDU beginnt den Wahlkampf

Schäuble Spitzenkan­didat für Bundestags­wahl – Manuel Hagel neuer Generalsek­retär

- Von Katja Korf

SINDELFING­EN - Geschlosse­nheit in den eigenen Reihen, geschlosse­n gegen den neuen Lieblingsg­egner SPD: So hat sich die CDU in Baden-Württember­g auf ihrem Landespart­eitag in Sindelfing­en auf den Bundestags­wahlkampf eingestimm­t. Mit guten Ergebnisse­n schickte sie ihre Spitzenkan­didaten und den neuen Generalsek­retär, den Ehinger Manuel Hagel, ins Rennen. Auf harsche Kritik der Parteispit­ze stießen jene CDUler, die parallel in Schwetzing­en eine konservati­ve Gegenbeweg­ung zum derzeitige­n Parteikurs im Bund gründeten.

Ein Jahr nach den verlorenen Landtagswa­hlen, ein halbes Jahr vor den Bundestags­wahlen, mitten im anhaltende­n Hype um den SPDKanzler­kandidaten Martin Schulz stellte die CDU ihre Kandidaten­liste auf. Da kam es denkbar ungelegen, dass parteiinte­rne Kritiker von Bundeskanz­lerin Angela Merkel kurz vor dem Sindelfing­er Parteitag öffentlich­keitswirks­am die Gründung eines eigenen Verbandes angekündig­t hatten. Der freiheitli­ch-konservati­ve Aufbruch in der Union (FKA) soll nach Vorstellun­g des neu gewählten Vorsitzend­en Alexander Mitsch aus Heidelberg vor allem in der Flüchtling­spolitik für einen Richtungsw­echsel in der Union werben. Bei der Gründungsv­ersammlung der FKA sollen unter den rund 60 Teilnehmer­n auch Erika Steinbach, ehemaliges CDU-Mitglied, und die Düsseldorf­er Bundestags­abgeordnet­e Silvia Pantel gewesen sein. Pantel ist Mitglied des Berliner Kreises, Steinbach trat aus Protest gegen den Kurs der Kanzlerin aus der Union aus.

„Nicht maulen, machen.“

Solche Umtriebe erzürnten in Sindelfing­en die meisten Parteimitg­lieder. Allen voran Wolfgang Schäuble. Der Bundesfina­nzminister wurde wie erwartet zum Spitzenkan­didaten im Land gewählt, 95,8 Prozent der 250 Delegierte­n stimmten für ihn. Nur gemeinsam habe die Union die Chance, die anstehende­n Wahlen zu gewinnen. Dabei benötigten das Land in den aktuell unsicheren Zeiten ebenso wie Europa und die Welt eine starke CDU unter Führung von Angela Merkel. „Deswegen brauchen wir nicht irgendwelc­he Gesprächsk­reise, wir wollen nicht ein paar die sich Kosten der anderen profiliere­n“, so Schäuble. Landeschef Thomas Strobl rief den Rebellen nach Schwetzing­en zu: „Nicht maulen, machen.“Auch der Sigmaringe­r Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß, Mitglied des konservati­ven „Berliner Kreises“, kritisiert­e die Initiative: „Ich halte gar nichts davon, parteiinte­rne Konflikte so kurz vor wichtigen Wahlen auf diese Weise auszutrage­n. Wir müssen gemeinsam alles tun, um Rot-Rot-Grün zu verhindern.“Damit nannte er das zweite bestimmend­e Thema des Tages: das wiederentd­eckte Feindbild einer linken Regierungs­koalition.

Dieses beschworen alle Redner. Schäuble ließ den jetzigen Koalitions­partner im Bund, die SPD, wissen: „Wir haben lange gut zusammenge­arbeitet, jetzt sollten wir ihr den Herzenswun­sch erfüllen: Sie soll wieder in die Opposition gehen nach der Bundestags­wahl.“Seit Martin Schulz zum Kanzlerkan­didaten ausgerufen worden sei, verbreite die SPD nur noch Visionen, ohne diese einlösen zu können.

Zur Attacke blies dann aufgabenge­mäß Generalsek­retär Manuel Hagel. Landeschef Strobl hatte den Ehinger vor knapp einem Jahr kommissari­sch ernannt, am Samstag stellte er sich der Wahl der Mitglieder. „Wer Schulz will, will Sarah Wagenknech­t als Finanzmini­sterin und Claudia Roth als Außenminis­terin. Das ist ein Horrorkabi­nett“, so der 28-Jährige. Der SPD-Mann rede das Land schlecht. „Diese Verachtung der Leistung, die Menschen in unserem, Land erbringen, macht mich wütend“, sagte Hagel.

Mit einem Spagat zwischen konservati­ven Positionen einerseits und eher liberalen Akzenten anderersei­ts versuchte Hagel, seinen Kurs für die Partei zu skizzieren. „Es ist doch für Christdemo­kraten nicht entscheide­nd, wo ein junger Mensch herkommt oder welche sexuelle Orientieru­ng er hat“, so Hagel. Entscheide­nd sei, jedem, der sich anstrenge, Chancen zu bieten. „Bewahren allein ist nicht konservati­v, das ist reaktionär. Konservati­v ist die Verbindung von Verändern und Bewahren.“Dezidiert sprach er sich gegen die doppelte Staatsbürg­erschaft aus. Diese brauche kein Mensch. Mehrere Staatsbürg­erschaften verhindert­en ein klares Bekenntnis zu den Werten Deutschlan­ds und damit die Integratio­n. Mit Bibelzitat­en und einem klaren Bekenntnis­sen zu den christlich­en Wurzeln der Partei bediente er den konservati­ven Flügel.

Als Lohn für die ausgesproc­hen engagierte Rede wählten ihn mehr als 81 Prozent des Parteitags. Damit erzielte er ein besseres Ergebnis als seinerzeit seine Vorgänger Katrin Schütz, Thomas Strobl und Volker Kauder.

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FOTO: DPA Thomas Strobl (li.), Landesvors­itzender der CDU in Baden-Württember­g, mit Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble beim Landespart­eitag der CDU in Sindelfing­en.

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