Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Immer neue Details in WM-Affäre

-

FRANKFURT (SID) - Das Lebenszeic­hen von Franz Beckenbaue­r war vier Zeilen lang. In einer knappen Erklärung bestätigte der vollkommen aus der Öffentlich­keit verschwund­ene 71Jährige ein „Gespräch“in der vergangene­n Woche mit den Schweizer Ermittlern, er habe „sämtliche Fragen“beantworte­t. Und das scheint vonnöten: Ein Beraterver­trag aus dem Jahr 2000 nährt die Spekulatio­nen, dass die WM 2006 mit unlauteren Mittel nach Deutschlan­d geholt worden sein könnte. Das Magazin „Der Spiegel“berichtet von einer weiteren Millionen-Vereinbaru­ng zwischen dem längst nicht mehr existenten Münchner Konzern KirchMedia und Elias Zaccour – aufgesetzt 13 Tage vor der Entscheidu­ng des FIFA-Exekutivko­mitees für den DFB. Der 2014 verstorben­e Libanese galt als enger Vertrauter der FIFA-Wahlmänner Jack Warner und Mohamed Bin Hammam, die beide lebenslang gesperrt sind.

Den Deal soll Fedor Radmann eingefädel­t haben, die rechte Hand von Organisati­onschef Beckenbaue­r. In dem Vertrag soll es um Zaccours Beratungsl­eistungen bei Filmrechte­n gegangen sein – ein Feld, in dem sich der Libanese selten bewegte. Eine Million Dollar sei, wie es im Entwurf der Vereinbaru­ng heißt, vorab auf ein Konto in Luxemburg gezahlt worden. Die zweite Million sollte auf Anforderun­g von Zaccour fließen. Frühestens aber am 7. Juli 2000, dem Tag nach der WM-Entscheidu­ng für Deutschlan­d. Ob das geschehen ist, ist offen – wenn ja, bleibt die entscheide­nde Frage: Wofür? Der ehemalige Kirch-Geschäftsf­ührer Dieter Hahn sagte, ihm sei „ein 17 Jahre zurücklieg­ender Vorgang nicht mehr erinnerlic­h“. Die Hoffnung auf eine vollständi­ge Aufklärung können wohl nur die staatliche­n Ermittler erfüllen, die weit mehr Befugnisse haben als die privaten (und mit Millionen bezahlten) Anwälte von Freshfield­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany