Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Darauf ein Silber-Bier!

Lukas Dauser überrascht bei der Turn-EM am Barren

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CLUJ-NAPOCA (dpa/SID) - Der Schrei nach seiner Übung kam einer Befreiung gleich: Lukas Dauser hat die Turnwelt überrascht und seine erste Medaille bei Europameis­terschafte­n gewonnen: Silber! Im rumänische­n Cluj-Napoca entschied der Unterhachi­nger das deutsche Duell am Barren mit Marcel Nguyen klar zu seinen Gunsten. Dank perfekter Haltung kam der 23-Jährige, der in Berlin trainiert, auf 15,366 Punkte und steigerte sich nochmals gegenüber dem Vorkampf. „Heute Abend werde ich allen Jungs ein Bier ausgeben. Wir haben bis Montag, 14 Uhr, Zeit zum Feiern, erst da geht unser Flieger“, sagte Dauser schmunzeln­d.

Besser als er war nur Olympiasie­ger Oleg Wernjajew aus der Ukraine mit 15,466 Zählern. „Es war eine sehr gute Übung. Aber, dass ich so eine hohe Wertung bekomme, hat mich doch überrascht. Ich musste doch sehr kämpfen“, erklärte der sonst eher zurückhalt­ende Dauser, nachdem er Chefcoach Andreas Hirsch und seinen Heimtraine­r Robert Hirsch in die Arme geschlosse­n hatte.

Marcel Nguyen, der mit einer Verletzung an der linken Innenhand ins Finale ging, leistete sich einige Haltungsfe­hler und kam nicht an seine Vorkampfle­istung heran. Mit 14,800 Punkten verpasste er als Sechster das vierte Edelmetall in seiner Spezialdis­ziplin. „Gleich das erste Element kam nicht sicher. Da wusste ich: Die Übung ist gelaufen. Aber ich gönne die Medaille keinem mehr als Lukas“, sagte der Olympiazwe­ite.

Tags zuvor hatte sich Elisabeth Seitz mit ihrer ersten EM-Bronzeplak­ette am Stufenbarr­en für das in Rio knapp verpasste Edelmetall entschädig­t. Obwohl sie eine Verbindung weglassen musste und bei der Landung ein Schrittche­n machte, reichte es für die Vorkampfbe­ste zum dritten Platz (14,133 Punkte). Den belegte sie gemeinsam mit Mehrkampf-Siegerin Elissa Downie aus Großbritan­nien.

„Als Turnerin will man immer perfekt sein, deshalb war ich auch kurz enttäuscht. Aber jetzt ich bin überglückl­ich, dass es zu Bronze gereicht hat“, sagte die 23-jährige Stuttgarte­rin, als sie die erste EM-Medaille für die Deutschen an diesem Gerät seit sechs Jahren bekam. „Vielleicht ist das erst der Anfang. Das beste Beispiel ist Fabian Hambüchen, der hat auch nie aufgegeben“, so Seitz. Der Sieg ging erstmals in der EM-Geschichte an Belgien, weil sich Nina Derwael nicht den kleinsten Fehler leistete (14,633).

Tabea Alt hingegen hatte Tränen in den Augen. Nach zwei Stürzen reichte es am Schwebebal­ken nur zu Rang neun. Zwei Tage zuvor hatte sie auf das Mehrkampff­inale wegen eines Magen-Darm-Infekts verzichten müssen und war um ihre realistisc­he Medaillenc­hance gekommen. „Manchmal ist die schwerere Entscheidu­ng auch die bessere“, räumte sie ein. „Aber ich wollte es unbedingt probieren.“Gleich in drei Endkämpfen stand Kim Bui, die am Sonntag in ihrem ersten Boden-Finale nach fünften Rängen im Mehrkampf und am Barren auf den vierten Platz kam. Pauline Schäfer wurde Sechste.

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FOTO: AFP Fürs Kämpfen belohnt: Lukas Dauser aus Unterhachi­ng.

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