Nach dem Putzen kommt das Pinseln
Restaurator Gebhard Kopp putzt die Kapelle in Hütten zu ihrem 300. Geburtstag heraus
HÜTTEN - Nach wenigen Handbewegungen mit zwei kleinen, unscheinbaren Schwämmen verwandelt sich das Grau der Innenwand der Kapelle in Hütten wieder in blütenreines Weiß. Seit rund zwei Wochen ist Restaurator Gebhard Kopp mit seinen Angestellten in dem Gotteshaus im oberen Schmiechtal zu Gange und saniert die barocke Kapelle pünktlich zu ihrem 300. Geburtstag.
Gut 40 Jahre waren seit der letzten Renovierung der Hüttener Kapelle ins Land gegangen. In dieser Zeit sind die Wände deutlich grauer geworden. „Das liegt größtenteils an der Heizungsluft und zu einem kleineren Teil an den Kerzen. Im Altarraum sind die Verschmutzungen deshalb etwas stärker“, erklärt Gebhard Kopp, während er mit einem weichen blauen Spezialschwamm aus der Schweiz über die graue Patina geht. Jede Fläche, die der Seniorchef der gleichnamigen Restaurierungswerkstätte aus Emerkingen bearbeitet, wird deutlich heller. Die verbliebenen Verfärbungen entfernt er mit einem weißen Schwamm, der mit einem Reinigungsmittel versetzt ist. So geht es Zentimeter für Zentimeter in der Kapelle. Angefangen hat Kopp an der Decke. Behende klettert der Restaurator auf das rund drei Meter hohe Gerüst, das die Kapelle momentan ausfüllt. „Wir fangen oben an und arbeiten uns dann Schritt für Schritt an den Wänden weiter nach unten“, erklärt Gebhard Kopp.
Nach dem Putzen kommt das Pinseln. Einst war die 1717 erbaute Kapelle in Hütten wohl mit kunstvollen Bildern geschmückt. Bei seiner Recherche hat Gebhard Kopp in alten Aufzeichnungen den Verweis auf einen Landmaler entdeckt, der wohl einst das Innere des Gotteshauses verziert hat. Während einer barocken Überarbeitung sind diese Kunstwerke wohl verschwunden, mutmaßt der Restaurator. Sinn und Zweck der aktuellen Sanierung sei es aber, den Innenraum und die Ausstattung der Kapelle, die zum größten Teil erhalten ist, wieder tipptopp instand zu setzen. Deswegen setzt Kopps Mitarbeiterin Maria auch ganz vorsichtig den feinen Pinsel an, wenn sie die Bänder und Linien, welche die Decke zieren, einen neuen Anstrich gibt. Auch die Wände, werden, wenn auch ganz dünn, neu gestrichen. Kopp erklärt: „Die Farben sind alle vom Amt für Denkmalschutz zugelassen und der Anstrich muss ganz dünn sein, denn wenn es irgendwo Haarrisse im Putz gibt, würde die Farbe sonst Beulen formen.“
Neben der Arbeit am Gotteshaus selbst wird die Einrichtung, darunter zwei Madonnen, zwei Heiligenfiguren, eine Josef-Statue und ein Gemälde der unbefleckten Empfängnis, in der Werkstatt in Emerkingen auf Vordermann gebracht. „Die Figuren sind in einem sehr guten Zustand. Wir bessern lediglich kleinste Schäden aus und bearbeiten die Oberfläche, dass sie wieder schön ist“, sagt Gebhard Kopp, der davon ausgeht, dass er alleine mit der Kapelle noch gut zwei Wochen Arbeit haben wird. „Bis zum Gemeindejubiläum im September strahlt alles wieder wie neu.“