Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Tschüss im Kreis seiner Lieben

Für Tommy Haas ist der letzte Auftritt am Hamburger Rothenbaum besonders emotional

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HAMBURG (SID/dpa) - Besichtigu­ng der Elbphilhar­monie, Besuch im Szenelokal „Schlachter­börse“, Bummel um Außen- sowie Binnenalst­er – und natürlich möglichst viele Spiele gewinnen: Lokalmatad­or Tommy Haas hat sich für seinen letzten großen Auftritt in Hamburg viel vorgenomme­n. Am Rothenbaum, wo er früher selber die Stars angehimmel­t hat, sagt der Altmeister jetzt Tschüss.

„Natürlich ist es besonders emotional, hier am Rothenbaum ein letztes Mal aufzuschla­gen“, sagte Haas vor seinem Erstrunden­match am heutigen Dienstag gegen den Argentinie­r Nicolas Kicker. Als Kind fieberte der 39-Jährige bei den German Open jedes Jahr mit seinen Idolen wie Yannick Noah, Henri Leconte oder Ivan Lendl, heute muss er selbst immer noch für jede Menge Selfies posieren und auf der traditions­reichen Anlage reichlich Autogramme schreiben.

Auf seiner Abschiedst­ournee in seiner Geburtssta­dt hat Haas erstmals seine komplette Familie dabei; die Eltern sind angereist, seine Schwiegerm­utter, seine Schwestern und natürlich auch seine Verlobte Sara Foster und die zwei kleinen Töchter Valentina und Josephine. Die sechsjähri­ge Valentina hatte sogar schon einen großen Auftritt, als sie dem Papa nach dessen Sieg im Legendenma­tch gegen Turnierdir­ektor Michael Stich am Sonntagabe­nd (6:1, 6:3) in die Arme lief. Das Publikum war begeistert.

„Sie ist ein ganz besonderes Mädchen. Und ich glaube, ihr ist bewusst, was ich mache“, sagte Haas. Nach seiner schweren Fußoperati­on 2015 habe er nur nicht aufgehört, weil seine Tochter ihn motivierte. „Durch Valentina habe ich mir Kraft und Mut holen können“, berichtet der ehemalige Weltrangli­sten-Zweite. Und: „Hamburg, die Elbe, der Hafen – all das ist wunderschö­n. Es ist toll, diese Eindrücke noch einmal mitzunehme­n und mit meiner Familie zu teilen.“

Wozu sein geschunden­er Körper noch in der Lage ist, weiß Haas selbst nicht so recht. Er habe natürlich „einige Wehwehchen, aber es geht eigentlich ganz gut“, sagte die Nummer 249 der Welt. Nachdem die ZverevBrüd­er Alexander und Mischa Turniermac­her Stich einen Korb gegeben hatten, ist Haas trotzdem die größte Nummer auf Hamburger Sand. Und Stich hofft, dass sein Zugpferd möglichst lange im Turnier bleibt, „dass bei Haas der Knoten platzt“.

Vor 20 Jahren hat Haas erstmals am Rothenbaum gespielt, 2012 war er im Halbfinale, zum Turniersie­g hat es nie gereicht. Auch diesmal wird es damit mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit nichts, auch weil der schwere Sand für Haas’ Spiel nicht gerade ideal ist. Aber: „Ich bin nach wie vor Vollprofi und will ein gutes Turnier spielen.“Alles möglich lange aufsaugen, die Emotionen genießen, in Erinnerung­en schwelgen und sich feiern lassen.

Denn bald ist für Tommy Haas auch endgültig Schluss;, spätestens am Ende des Jahres wird er seine Karriere beenden: „Es tut schon weh. Aber jeder Sportler weiß, dass es irgendwann vorbei ist.“

steht – sensatione­ll – als achter deutscher Spieler im Hauptfeld der German Open am Rothenbaum. Der erst 16-jährige Berliner besiegte den ehemaligen Hamburg-Sieger Leonardo Mayer aus Argentinie­n nach einer starken kämpferisc­hen Vorstellun­g mit 7:6, 3:6 und 6:3. Molleker, Nummer 926 der Welt, hatte vor seinem Auftritt an der Elbe noch nie bei einem ATP-Turnier aufgeschla­gen. Mayer hatte 2014 in Hamburg gewonnen. In der ersten Runde trifft Molleker nun auf den Russen Karen Khachanow. Eine Bestmarke hat er schon vorher sicher: Molleker ist er einer der jüngsten Spieler überhaupt, die sich für das Hauptfeld eines ATP-Turniers qualifizie­ren konnten. In diesem Jahrtausen­d waren allein der US-Amerikaner Ryan Harrison (2008 in Houston) und der Franzose Richard Gasquet (2003 in Monte Carlo) bei ihren ersten Profi-Auftritten jünger.

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FOTO: DPA Süße Motivation: Tommy Haas hat sein Töchterche­n Valentina auf dem Arm.

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